Jüngste Erfolge machen Hoffnung

Jüngste Erfolge machen Hoffnung
Die Erfolge auf dem Semmering und in Bormio haben die rot-weiß-rote Bilanz deutlich aufgebessert.

Vor einer Woche schien die Ski-Welt noch eine andere: Mit der schlechtesten Bilanz seit 21 Jahren verabschiedete sich das erfolgsverwöhnte, rot-weiß-rote Team in die kurze Weihnachtspause.

Nur drei Mal wurde für die Sieger Marcel Hirscher und Kathrin Zettel die österreichische Hymne gespielt. Und auch Marlies Schilds verletzungsbedingtes Saison-Aus schürte einen Monat vor der Heim-WM (4. bis 17. Februar) die Gerüchte um ein bevorstehendes Schladminger Debakel.

Aber wenige Tage und zwei Siegeshymnen später strahlt wieder die Sonne über der rot-weiß-roten Alpin-Welt. Anna Fenninger zeigte auf dem Semmering endlich ihre wahre Riesentorlauf-Stärke. Hannes Reichelt fand mit dem ersten (Ex-aequo)-Abfahrts-Sieg seiner Karriere in Bormio aus dem persönlichen Ergebnistief. Und Kathrin Zettel bewies mit Platz zwei vor 15.000 Zuschauern auf dem Semmering, dass es trotz Schild-Ausfall keine Slalom-Krise gibt.

Zeit also, für einen (revidierten) Rück- und Ausblick zum Jahreswechsel:

Abfahrt und Super-G

Desto schwieriger die Strecke, desto besser schlagen sich die Österreicher. Das hat nach der Pleite in der Wetterlotterie von Gröden beim Steilwandrodeo in Bormio neben Reichelt und Klaus Kröll (der in Schladming ohnehin als Fixstarter gilt) auch Romed Baumann bestätigt. Und bei der ersten Abfahrt im neuen Jahr am Lauberhorn (19.1.) wird auch Max Franz, der Zweite von Lake Louise, zurückerwartet. Heikel wird die Aufstellung des Super-G-Teams, zumal es vor der WM nur noch ein Rennen in Kitzbühel, aber mehr als vier Kandidaten gibt.

Auch für die Damen stehen im Jänner in St. Anton (12./13. 1.) und Cortina (19./20. 1.) Speedrennen auf dem Programm. Die WM-Titelverteidigerin Elisabeth Görgl kämpft nach ihren Knie-Operationen noch um die Top-Form. Anna Fenninger (Super-G-Dritte in Lake Louise) hat sich für’s neue Jahr vorgenommen, auch in den schnellen Disziplinen an ihre Riesentorlauf-Leistungen anzuschließen.

Riesentorlauf

Auf Marcel Hirscher ist Verlass. Nach vier Rennen lachte der Salzburger vier Mal vom Podest. Der WM-Dritte von 2011, Philipp Schörghofer, hat hingegen nach einer Pechsträhne nur noch im Riesenslalom von Adelboden (12. 1.) die Gelegenheit, um sich vor Schladming zu bewähren.

Auch bei den Damen lesen sich die bisherigen Ergebnisse vielversprechend. Schon vor den Rennen auf dem Semmering waren Zettel und Fenninger für den Riesentorlauf in Schladming fix gesetzt. Elisabeth Görgl hat sich mit Platz neun wieder nach oben orientiert.

Slalom

Marcel Hirscher, Mario Matt, Manfred Pranger, Reinfried Herbst. Diese vier Mann werden den ÖSV am Neujahrstag beim Münchner Parallel-Slalom vertreten. Und dieses Quartett zeichnet sich auch für den letzten WM-Bewerb am 17. Februar in Schladming ab. Es sei denn, es carvt zuvor via Adelboden, Wengen oder Kitzbühel noch Benjamin Raich oder Wolfgang Hörl ins Aufgebot.

Die ÖSV-Ladies haben nicht zuletzt am vergangenen Wochenende bewiesen, dass sie durchaus in der Lage sind den Ausfall von Slalom-Ass Marlies Schild (Innenbandriss) zu kompensieren. Kathrin Zettel fehlte nur eine Zehntelsekunde auf ihren zweiten Saisonsieg nach Aspen. Bei Michaela Kirchgasser stimmt die Form, nicht aber die Fehlerquote. Wer das WM-Quartett komplettieren wird, will Cheftrainer Herbert Mandl von den Jänner-Rennen in Flachau (15. 1.) und Maribor (27. 1.) abhängig machen. Nur eines ist fix: "Wir werden bei der Heim-Weltmeisterschaft sicher keinen Platz unbesetzt lassen."

"Ich bin richtig aufgeblüht", sagte Kathrin Zettel am Samstagabend. Die Niederösterreicherin meinte damit freilich nicht nur ihren zweiten Platz im Flutlicht-Slalom auf dem Semmering, sondern ihre gesamte Entwicklung seit den Sommermonaten. Vor einem Jahr hatte die Kombinationsweltmeisterin von 2009 noch mit Knie- und Hüftproblemen gehadert und ein Karriereende erwogen – heute gilt sie mit sechs Podestplätzen als Teamleaderin der ÖSV-Damen.

Eine Rolle, in der sich Zettel selbst noch nicht wirklich sieht: "Dazu bin ich mit 26 noch zu jung. Ich sehe das nicht so, ich mache einfach mein eigenes Ding“, sagt die Göstlingerin, die den Moment des Erfolgs dazu nützen möchte, sich zu bedanken: „Ich habe mir ein kleines, aber feines Team rund um mich aufgebaut. Es ist nicht selbstverständlich, dass der ÖSV das ermöglicht hat."

Teamgeister

Vor allem die Zusammenarbeit mit Heinrich Bergmüller, dem ehemaligen Trainer von Hermann Maier, hat für Kathrin Zettel die Wende in eine positivere Zukunft gebracht. Auch Mentalcoach Valentin Hobel, Ski-Servicetechniker Wolfgang Moser sowie Trainer Ewald Mandl, Bruder von ÖSV-Damenchef Herbert Mandl, stehen der Rennläuferin mit Rat und Tat zur Seite. "Es entsteht einfach eine andere Dynamik, wenn alle anpacken und sich für mich ins Zeug legen."

Am Silvesterabend wird Kathrin Zettel nicht lange feiern, steht für sie doch am Neujahrstag schon wieder das nächste Rennen auf dem Programm. In München findet das Parallel-Event statt, das heuer erstmals Punkte für die Slalom-Wertung bringt.

Über die knappste Entscheidung in der Weltcupgeschichte ärgerte sich zunächst nur Klaus Kröll, der trotz eines Mini-Rückstandes von zwei Hundertstelsekunden auf die zeitgleichen Sieger Hans Reichelt und Dominik Paris nur Vierter geworden war. Bei der Heimfahrt von der Abfahrt fluchte dann der halbe Weltcup-Tross über eine ungleich massivere Verspätung. Die Italiener hatten, das Rennen von Bormio völlig ignorierend, den von Italien Richtung Schweizer Engadin und Südtirol führenden Tunnel geschlossen, um die Touristen zu einer ausgiebigen Shopping-Tour in Livigno zu veranlassen. Durch diese Schikane waren viele Rennläufer, darunter die Österreicher und der norwegische Weltcup-Führende (und Bormio-Dritte) Aksel Svindal zu einem enormen nächtlichen Umweg gezwungen.

Hannes Reichelt schwebte ungeachtet der Strapazen auf Wolken sieben. Der 32-jährige Radstädter blieb nach dem Ex-aequo-Erfolg mit dem 23-jährigen Südtiroler Dominik Paris in Italien, zumal seine Südtiroler Freundin Larissa (Luftlinie) nicht weit entfernt von der Stätte seines sechsten Weltcupsieges wohnt. Reichelt kann ab sofort behaupten, in drei verschiedenen Bewerben (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom) gewonnen zu haben. In der bisherigen vier Abfahrtsrennen hat es mit ihm, Paris, Svindal (Lake Louise), Christof Innerhofer (Beaver Creek) und Steven Nyman (Gröden) bereits fünf verschiedene Sieger gegeben.

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