Suche nach Svindals Erben

Auf der Jagd: Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer steigt in Lake Louise in den Weltcup ein.
Ohne den verletzten Norweger beginnt in Lake Louise die Speed-Saison.

Aksel Lund Svindal – wer sonst? Das war in den vergangenen Jahren die Standardantwort auf die Frage, wer beim Speed-Auftakt in Übersee der große Gejagte ist. 18 Mal grinste der allseits beliebte Norweger in Lake Louise und Beaver Creek von den Siegespodesten, zehn Mal vom obersten Treppchen.

Doch heuer ist es anders.

Der flinke König, der in seiner Karriere neun kleine Kristallkugeln (fünf Mal Super-G, zwei Mal Abfahrt, ein Mal RTL und Kombination) und zwei Mal die Gesamtwertung gewann, ist zum Zusehen verdammt. Ein Achillessehnenriss bremst den 31-jährigen Mr. Übersee, der hofft für die WM im Februar in Vail und Beaver Creek wieder fit zu sein.

Fragezeichen

Wer in seine Fußstapfen treten kann, bleibt vor den ersten Speedrennen der Saison in Lake Louise (Samstag Abfahrt, Sonntag Super-G) die große Frage. Denn der Norweger ist längst nicht der einzige Ski-Star, der von Verletzungssorgen geplagt wird. Kitzbühel-Zweiter Bode Miller muss pausieren (Bandscheiben-OP), Sotschi-Medaillenhamster Christof Innerhofer (It/Abfahrtssilber, Kombi-Bronze) kämpft mit Rückenproblemen und Trainingsrückstand und übt sich in Bescheidenheit: "Mit einer Platzierung in den Top-15 wäre ich zufrieden." Und auch Erik Guay, die Nummer drei im abgelaufenen Abfahrtsweltcup muss die Jagd nach seinem ersten Podest in der Heimat um ein Jahr verschieben. Der Sieger von Gröden und Kvitfjell ist nach einer neuerlichen Knie-Operation noch nicht wieder fit.

Auch hinter der Form der erfolgreichsten Österreicher der vergangenen Saison stehen Fragezeichen. Kitzbühel-Sieger Hannes Reichelt (Zweiter im Abfahrtsweltcup) gibt nach seiner Bandscheiben-Operation im Jänner am Samstag sein Comeback (19.30 Uhr MEZ). Auch für Olympiasieger Matthias Mayer (5.)wird es das erste Rennen nach dem Trainingssturz im Oktober (Innenbandeinriss und Wirbelsäulenprellung) sein.

Trendwende 2014

Schnell aber sieglos – so lautete das Vorurteil mit dem das rot-weiß-rote Speedteam 2013 zu kämpfen hatte. Kein einziger Sieg war Klaus Kröll und Kollegen im abgelaufenen Kalenderjahr gelungen, das hatte es zuletzt 1987 gegeben. Erst mit dem Jahreswechsel kam die Wende. Drei Weltcupsiege durch Reichelt (Kitzbühel), Streitberger (Kvitfjell, Ex-Aequo-Erfolg mit Jansrud) und Mayer (Lenzerheide) und die Olympia-Goldene (Mayer) sollten die erfolgsverwöhnte Abfahrtsnation wieder versöhnen. Nur im Slalom gab es mehr Weltcup-Siege(vier).

Der neue Herren-Chef, Andreas Puelacher, ist mit der Entwicklung dennoch noch nicht ganz zufrieden: "Im Speedbereich hat der Generationswechsel zwar angefangen, aber ganz funktioniert hat er noch nicht", sagte er im KURIER-Interview zum Saisonstart. "Dafür gewinnen unsere Jungen noch zu wenig. Es wird Zeit, dass Läufer wie Matthias Mayer, Max Franz oder Otmar Striedinger konstant in die Podestplätze fahren." Dass die Form stimmt, hat zumindest der Kärntner Max Franz bewiesen: Beim FIS-Super-G in Panorama (Kan) am Montag war er der Schnellste. Und die Abfahrt in Lake Louise liegt dem 25-jährigen Kärntner sowieso: Vor zwei Jahren war nur einer schneller als Franz: Aksel Lund Svindal.

Favoritenrolle

Glaubt man den Buchmachern, ist Dominik Paris der Favorit auf den ersten Abfahrtssieg der Saison. Der Kitzbühel-Sieger von 2013 hat im Vorjahr sein Gespür für kanadischen Schnee bewiesen und sich im Hundertstel-Krimi gegen Klaus Kröll durchgesetzt. Mit dem 34-jährigen Steirer teilte der Italiener in der vergangenen Saison aber noch eine zweite Erfahrung: Es sollte der einzige Top-8-Platz in bleiben.

Kjetil Jansrud ist einer der möglichen Nachfolger von Speedkönig Svindal. Ein ausgewiesener Lake-Louise-Liebhaber ist er allerdings nicht: In fünf Versuchen wurde der zweifache Olympia-Medaillengewinner von Sotschi (Gold im Super-G, Bronze in der Abfahrt) in der Abfahrt nie besser als Neunter (2012). Der 29-jährige Norweger hat aber sowieso einen anderen Favoriten: "Ich denke, mein größter Rivale in Super-G und Abfahrt wird heuer Matthias Mayer sein."

Dass sich die Österreicher in der kanadischen Abgeschiedenheit wohlfühlen, ist Fakt: Drei schafften es 2013 in der Abfahrt unter die besten Neun, im Super-G waren es gar Fünf unter den Top-8 – eine denkwürdige Speed-Saison sollte dem gelungenen Auftakt folgen.

Kommentare