Schladming-Slalom im Zeichen einer Verletzung

Neben Reichelt hat auch Schladming-Rekordsieger Raich Rückenprobleme.

Hannes Reichelt hatte nie viel über seine Rückenschmerzen reden wollen. Vor allem nicht im Dezember, als schon über die Sieglosigkeit des Abfahrtsteams gespottet worden war und er nicht hatte dastehen wollen als einer, der nur Ausreden suche. Cheftrainer Mathias Berthold wusste mehr. Deshalb überraschte ihn fast genauso wie später Reichelts Hahnenkamm-Triumph allein die Tatsache, dass Reichelt überhaupt zu starten wagte.

An ein Olympia-Team ohne Reichelt (zum Artikel über seine Operation) aber dachte Berthold nicht eine Sekunde. Zumal immer mehr Rennläufer ihr Kreuz mit dem Kreuz haben. „Das gibt uns schon sehr zu denken“, sagte Berthold am Samstag nach dem Team-Captains-Meeting, als er hinsichtlich der vielen Schmerzmittel-Schlucker noch mehr auf Benjamin Raich als auf Reichelt angesprochen wurde.

Grund für Platz 68

Auch Raich plagen seit Jahren Rücken- und Bandscheibenproblemen. Auch er leidet, schweigt, startet. Selbst dann, wenn er nicht mehr siegt. In Kitzbühel aber musste der auch mit 36 Jahren immer noch aussichtsreichste alpine ÖSV-Kombinierer seine Teilnahme an der Hahnenkamm-Kombi absagen. Reichelt hingegen trat an. Und alle Experten führten seinen enttäuschenden 68. Platz im Super-G auf die Stressfolgen nach dem Abfahrtssieg (Interviews, Siegerehrungen, Sponsortermine) zurück. Nur Reichelt ahnte, dass es mit seinen Bandscheiben zwei nach zwölf war.

Fahnenträger Raich

Der Olympia-Ausfall des beliebten Teamkollegen, der als Mann ohne Feinde gilt im Rennzirkus, traf auch die in Schladming zum heutigen Nightrace versammelte Slalom-Truppe wie ein Keulenschlag. Morgen sollte Reichelt in Wien das Olympia-G’wandl ausfassen, am 3. Februar mit den Speedpiloten nach Sotschi fliegen.

Von den Torläufern wird sich Benjamin Raich als erster an den russischen Olympia-Schauplatz begeben. Der Olympische Comité hat ihn als Fahnenträger nominiert. Diese Auszeichnung hat sich der Tiroler allein schon wegen seiner olympischen Erfolge verdient.

Zwei Goldene eroberte Raich bei den Spielen 2006 auf italienischem Kunstschnee. Nicht weniger als fünf Medaillen brachte der Tiroler ein Jahr davor von der WM in Bormio ins Pitztal heim. Und im Schladminger Flutlicht hat Raich bei nicht weniger als vier Nachtslaloms als Sieger geglänzt.

Heute stehen für den ÖSV gleich drei weitere ehemalige Schladminger Gewinner am Start:

Marcel Hirscher und Mario Matt zählen nicht nur wegen ihrer niedrigen Startnummern wie vor jedem Rennen zu den Topfavorits. Für Reinfried Herbst, der sich in Kitzbühel am Daumen verletzte, wäre schon ein Platz unter den Top Five ein großer Erfolg. Und vielleicht rutscht neben dem Routinier auch noch Junioren-Weltmeister Manuel Feller ins Olympia-Aufgebot, zumal laut IOC-Reglement im Falle eines verletzungsbedingten Ausfalls eine Nachnominierung erlaubt ist.

Zehn von 16 Nightraces gewannen Österreicher

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