Hirscher stolpert – und gewinnt doch

Das lange Warten: Marcel Hirscher und Freundin Laura Moisl mussten sich gedulden.
Der Salzburger holt in Kranjska Gora trotz eines Hoppalas wertvolle Punkte, Henrik Kristoffersen siegt.

Schrecksekunde für Marcel Hirscher am steilen Zielhang von Kranjska Gora: Irgendwie hatte sich im ersten Durchgang des vorletzten Slaloms der Saison ein Montageteil vom linken Skischuh am Bindungsstopper des rechten Skis verhakt. "So ein Verheddern ist so selten wie ein Sechser im Lotto", sagte Hirscher später. "Das hätte böse ausgehen können."

Doch der Salzburger bewies auch in dieser Ausnahmesituation, dass er ein Ausnahmesportler ist: Akrobatisch verhinderte Hirscher einen Sturz. Und angriffslustig startete er vom 19. Halbzeitrang aus eine Aufholjagd, die ihm dank Bestzeit im zweiten Lauf noch den sechsten Platz bescherte. Und 40 Weltcup-Punkte. Und eine glänzende Ausgangsposition für das Weltcup-Finale, das aus Abfahrt, Super-G (mit Hirscher), Riesenslalom und Spezialslalom besteht.

Trotz des "Materialdefekts" baute Hirscher im Gesamtweltcup seine Führung gegenüber Kjetil Jansrud auf 164 Punkte aus. Und im Duell um den Sieg in der Slalom-Schlusswertung hat Hirscher seinen Rückstand gegenüber Felix Neureuther auf 55 Punkte verkürzt.

Obwohl Hirscher selbstkritisch meint, dass man merke, "wie ich eine gewisse Nervosität mit mir herumtrage", übertraf er, was er sich beim slowenischen Torlauf-Wochenende zum Ziel gesetzt hatte: "Ich wollte 100 Punkte." 120 sind es dank Riesenslalom-Platz zwei und Slalom-Akrobatik geworden. Hirscher war in Lauf 1 trotz Zwischenstopp gleich schnell wie Benjamin Raich ohne.

Die Vater-Sohn-Teams

Zu groß aber war der Rückstand, um im zweiten Lauf die schnellen Skandinavier abzufangen zu können. Doch es wäre naiv, den Sieg von Henrik Kristoffersen mit dem Hinweis auf Hirschers Missgeschick zu schmälern. Im erst 20-jährigen Norweger wächst der Superstar von morgen heran. Wie Papa Hirscher gilt auch Senior Kristoffersen als Vater des Erfolgs. Und wie früher der kleine Hirscher fuhr soeben der keineswegs hünenhafte Henrik Gleichaltrigen bei der Junioren-WM um die Ohren.

Hirscher stolpert – und gewinnt doch
epa04663236 Henrik Kristoffersen of Norway clears a gate during the Alpine Ski World Cup's Slalom men in Kranjska Gora, Slovenia, 15 March 2015. EPA/ANTONIO BAT

Kristoffersen kam als frischgebackener Junioren-Doppelweltmeister nach Kranjska Gora. Der Österreicher Marco Schwarz, der bei der Junioren-WM mit Slalom-Silber einen Totalabsturz der österreichischen Burschen verhindert hatte, lag im ersten Slalom-Durchgang in Kranjska Gora vor seinem Aus schon über vier Sekunden zurück. Alle durchgekommenen ÖSV-Talent carvten weit an einem Finalplatz vorbei.

Die Torlauf-Oldies Raich und Herbst würden jedenfalls keinem Jungen den Platz verstellen, sollten sie noch einen Rennwinter dranhängen. Herbst macht seine Entscheidung von einer MRI-Knie-Untersuchung abhängig: "Ich möchte später noch gerade gehen können." Mit seinem 17. Platz in Kranjska Gora hat sich der Slalomweltcupbeste von 2010 im letzten Moment für das Slalom-Finale in Méribel qualifiziert. Als einziger Österreicher neben Hirscher ...

Herren-Slalom in Kranjska Gora
1. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:41.26
2. Giuliano Razzoli (ITA) 0.24
3. Mattias Hargin (SWE) 0.86
4. Markus Larsson (SWE) 1.02
5. Alexander Khoroshilov (RUS) 1.07
6. Marcel Hirscher (AUT) 1.13
7. Alexis Pinturault (FRA) 1.47
8. Sebastian-Foss Solevaag (NOR) 1.52
9. Felix Neureuther (GER) 1.55
10. Fritz Dopfer (GER) 1.60
11. Daniel Yule (SUI) 1.73
12. Julien Lizeroux (FRA) 1.75
13. Manfred Mölgg (ITA) 1.79
14. Adam Zampa (SVK) 1.97
15. Victor Muffat Jeandet (FRA) 2.25
17. Reinfried Herbst (AUT) 2.54
24. Benjamin Raich (AUT) 3.15

Stand im Gesamtweltcup

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