Schild: "Bis jetzt ist es ein Lehrjahr"

Geduldsspiel: Bernadette Schild ist mit neuem Material auf der Suche nach der alten Leichtigkeit.
Beim Slalom in Flachau geht es für Bernadette Schild um die WM.

Bernadette Schild wirkt entspannt. "Mittlerweile bin ich ganz locker", sagt die 25-jährige Slalom-Spezialistin lachend, obwohl die vergangenen Monate für die Salzburgerin alles andere als lustig waren. Zwei Ausfälle und Rang zehn beim Weltcup in Aspen als bestes Saisonresultat – so hatte sich die jüngere Schwester von Marlies Schild die erste Saison nach dem Rücktritt der Slalom-Rekordhalterin nicht vorgestellt. Noch dazu, wo die vergangene Saison mit zwei Podestplätzen Lust auf Mehr gemacht hatte – auf den Sprung ganz nach oben.

Doch nach dem Materialwechsel (von Atomic zu Rossignol) will es für Bernadette Schild noch nicht recht klappen mit den Top-Resultaten. In Flachau, wo schon heute der letzte Slalom vor der WM stattfindet (18.45 bzw. 20.45 Uhr, live ORF), bietet sich für sie auch die letzte Chance, sich für die Titelkämpfe in Beaver Creek (USA) zu qualifizieren.

KURIER: In Zagreb vor zehn Tagen haben Sie nach Rang 12 ratlos gewirkt. Ist der Ärger schon verflogen?

Bernadette Schild: Ja, schon. Ich habe mir für Zagreb sehr viel vorgenommen. ’Es muss jetzt passen, sonst weiß ich auch nicht mehr’, habe ich mir gedacht. Ich wollte es erzwingen, obwohl ich weiß, dass so etwas nicht funktioniert. Im Nachhinein war das dumm von mir, aber das sind wahrscheinlich Erfahrungen, die man immer wieder machen muss.

Ist Ihnen die Leichtigkeit des Vorjahrs abhanden gekommen?

Ja. Ich habe nicht mehr auf das vertraut, was ich kann. Das ist generell im Skifahren der falsche Weg: Je mehr Kraft man versucht hineinzubringen, desto mehr bremst man und nimmt den Schwung und die Leichtigkeit. Das ist ganz klar passiert.

Was hat sich verändert?

Das habe ich mich auch schon oft gefragt, weil es letztes Jahr so extrem leicht gegangen ist. Aber damals bin ich in Courchevel, wo es eisig und steil war, so wie ich es mag, einfach gefahren und Dritte geworden. Am Saisonanfang ist das Gold wert, dann hat man eine gewisse Sicherheit. Aber wenn statt Courchevel letztes Jahr auch Åre gewesen wäre und Kühtai statt Lienz, wer weiß. Das hat heuer alles so zusammengespielt. Das sind Sachen, an denen man arbeiten muss.

Haben Sie vielleicht auch den Materialwechsel unterschätzt?

Nein, ich habe mich eigentlich sofort umgestellt. Aber es geht um beides, Ski und Schuh, und da fehlen mir auch die Erfahrungswerte. Beim alten Material habe ich gewusst, welcher Ski auf welchem Hang funktioniert, jetzt muss ich überlegen. Da sind natürlich auch Fehler passiert. Aber daraus haben wir mittlerweile gelernt. Bis jetzt war es einfach ein Lehrjahr, vielleicht folgt ja noch eine zweite Erfolgshälfte.

Ist es auch der Druck der WM-Qualifikation, der Sie lähmt?

Absolut nicht, an solche Sachen denke ich nicht. Ich war letztes Jahr in Sotschi dabei, ich war vor zwei Jahren bei der WM. Natürlich ist die WM das Ziel, aber das ursprüngliche Ziel war mit Medaillenchancen dabei zu sein. Mit meinen Platzierungen zwischen zehn und 15 wird das so nichts.

Ist es schwer, Saisonziele revidieren zu müssen?

Bis vor zwei Jahren habe ich mir eigentlich gar nie welche gesetzt, weil ich mir gedacht habe: Wenn ich die nicht erreiche, dann bin ich enttäuscht. Jetzt muss ich sagen: Die Ziele, die ich mir gesetzt habe, sind rein rechnerisch nicht mehr zu erreichen, aber ok. Ist halt so. Ab und zu muss man vielleicht auch einen Schritt zurück machen.

Wie lauten jetzt die Ziele?

Ich will in Flachau im Rennen einfach wieder einmal das fahren, was ich kann. Wenn ich jetzt wieder 15. werde, dann ist das kein Ergebnis, das man bei einer WM erreichen will. Da geht es um die Plätze eins bis drei. Klar, das Ziel ist in Beaver Creek dabei zu sein und vorne mitfahren zu können.

Bisher sind Sie im schützenden Schatten Ihrer Schwester Marlies gestanden. Macht es das heuer schwieriger?

Das könnte ich nicht sagen. Ich bin aber auch kein Mensch, der großartig grübelt und nachdenkt, warum etwas so ist. Selbst wenn es so wäre, das ist ja auch nichts, gegen das ich etwas tun könnte.

Hat Ihre Schwester einen Rat für Sie?

Sie hält sich da raus. Sie war ja auch nicht immer dabei und weiß auch nicht, was wir schon alles probiert haben im Training. Ich werde einfach weitertrainieren, weil Verzweiflung bringt ja auch nichts.

Zum sechsten Mal wird am Dienstag unter Flutlicht die „Snow Space Princess“ gekürt. Das Rennen auf der Hermann-Maier-Strecke ist nicht nur wegen des höchsten Preisgeldes im Damen-Weltcup interessant (die Siegerin bekommt 52.500 Euro), sondern auch wegen der Vorzeichen für die WM. Obwohl der Slalom-Titelkampf in Beaver Creek erst am 14. Februar stattfindet, beginnt für die Damen nach dem Zwischenstopp in Salzburg die Technik-freie Zeit. Zwei Speed-Wochenenden stehen in Cortina und St. Moritz auf dem Programm.

Drei der vier WM-Startplätze im rot-weiß-roten Slalom-Team stehen bereits fest. Neben Aspen-Siegerin Nicole Hosp gelten die dreifache Podest-Fahrerin Kathrin Zettel, die nach einer Erkrankung erst am Dienstag anreist, und Michaela Kirchgasser (Fünfte in Åre) als gesetzt. Carmen Thalmann und Bernadette Schild kämpfen um den letzten Startplatz.

Lockerer kann Lokalmatadorin Kirchgasser ins Rennen gehen: „Ein Stockerlplatz ist das Ziel von mir“, sagt sie und hofft, endlich die Trainingsleistungen auch im Rennen abrufen zu können. „Wenn’s ähnlich läuft, wie beim letzten Mal, wäre das sehr gut“, sagt Hosp (Sechste 2014). Favoritin ist einmal mehr die US-Dame Mikaela Shiffrin (19), die sich bereits in den letzten beiden Jahren die Siegesprämien sicherte.

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