Lichtblicke und Schatten von Falun

Hoch im Kurs: Kombinierer Bernhard Gruber (Mi.) gelang in Falun mit Gold im Bewerb auf der Großschanze der größte Karrieresprung.
Abräumer und Aufreger, Höhepunkte und Hoppalas, Euphorie und Enttäuschungen - die Nordische WM in Schweden im Rückspiegel.

Mit dem 50-Kilometer-Klassiker endet am Sonntag die Nordische WM in Falun. Österreichs Mannschaft blieb mit vier Medaillen ein wenig hinter den Erwartungen. Was bleibt von dieser WM in Erinnerung? Was und wer haben gefallen, was lief schief?

Einen Pluspunkt gibt es für:

Lichtblicke und Schatten von Falun
epa04638261 Norway's Marit Bjoergen takes a Norwegian flag on her way to win the women's 4x5km Relay cross country skiing race at the FIS Nordic Skiing World Championships in Falun, Sweden, 26 February 2015. EPA/SRDJAN SUKI
Loipen-LiebhaberWie man einem Schweden eine echte Freude machen kann? Mit einer Eintrittskarte für einen Langlaufbewerb. Für ein Langlaufrennen stehen die Schweden stundenlang in der Kälte oder schlagen sogar über Nacht im Wald ihre Zelte auf. 50.000 Besucher entlang der Loipe waren keine Seltenheit bei dieser Nordischen WM, die in den Augen der Gastgeber tatsächlich eine Langlauf-WM mit hüpfenden Statisten war.

Die Bernhards Sie teilen nicht nur den Vornamen und die Salzburger Herkunft, sie haben beide auch Schlagzeilen geschrieben. Die beiden Bernhards sorgten für Highlights aus österreichischer Sicht. Der oft unterschätzte Gruber sprang und lief mit seinem WM-Titel endgültig aus dem Schatten von Felix Gottwald und Mario Stecher und krönte sich zum ersten österreichischen Kombinierer-Weltmeister. Langläufer Tritscher skatete im Rennen über 15 Kilometer als Sechster mitten in die Weltklasse und ist genauso ein Versprechen für die Heim-WM 2019 in Seefeld wie Teresa Stadlober, die am Samstag über 30 Kilometer 13. wurde.

Deutsche Adler Gold bei den Damen, Gold für das Mixed-Team, Gold auf der Großschanze, dazu eine Silbermedaille – die Deutschen sind im Skispringen die neuen Österreicher. Die Lufthoheit ist beeindruckend, und die Titel kommen den DSV-Adlern keineswegs nur zugeflogen. Seit der Österreicher Werner Schuster den Deutschen auf die Sprünge hilft, geht es stetig nach oben.

Die Maus Schwedische Mäuse sind wahre Überlebenskünstler. Zwei Wochen lang hatten die Kombinierer Bernhard Gruber und Lukas Klapfer einen Mitbewohner in ihrer Holzhütte. Was sie auch unternahmen, die Maus tappte nie in ihre Falle. Österreichs Biathleten hätten wohl kurzen Prozess gemacht.

Die Norweger Heia Norge war auch bei dieser WM wieder in aller Munde. In der Loipe sind die Norweger einsame Klasse und ziehen seit Jahren ihre Erfolgsspuren. Bis zum Schlusstag haben Norwegens Langläufer gleich acht von elf möglichen Goldmedaillen gewonnen.

Einen Minuspunkt gibt es für:

Mixed-Teamspringen Auf dem Papier waren die Österreicher die Topfavoriten, auf der Schanze wurde das ÖSV-Team im Mixed-Bewerb aber ordentlich durchgeschüttelt. Die größte Enttäuschung bei dieser Weltmeisterschaft.

Lichtblicke und Schatten von Falun
epa04628823 Jason Lamy Chappuis of France in action during the Nordic Combined Ski Jumping at the Nordic Skiing World Championships in Falun, Sweden, 20 February 2015. EPA/SRDJAN SUKI
Schanzen-Muffel Wie man einen Schweden vergraulen kann? Mit einer Eintrittskarte für die Sprungschanze. Kombinierer und Skispringer mussten sich in Falun teilweise wie bei einer anderen WM vorkommen. Rund um die Schanzen blieben die Tribünen oft verwaist. Wie wenig die Kombination und das Skispringen die Schweden interessiert, zeigt die Sportschule in Falun, wo der Skisprungzweig zuletzt sogar eingestellt wurde – mangels Bewerbern.

Die Finnen Das Gastgeberland der nächsten WM (Lahti 2017) ist in seinen einstigen Domänen nur mehr ein Niemandsland. Wer auf die Finnen stoßen wollte, der musste den Medaillenspiegel verkehrt herum lesen. Eine Bronzemedaille war schon das Höchste der Gefühle. Janne Ahonen steht sinnbildlich für die Krise der finnischen Springer. Der Mann, der schon 1993 bei der letzten WM in Falun dabei war, ist mit seinen fast 38 Jahren noch immer der Beste.

Katerina Smutna Die 31-jährige Langläuferin tauchte nur für den Sprint in Falun auf, um dann nach gescheiterter Qualifikation mit einem lachenden Gesicht sofort wieder die Heimreise anzutreten ("es gibt Wichtigeres"). Ihr persönlicher Trainer-Gatte zeichnete sich zudem durch Kritik am ÖSV-Langlaufteam aus.

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