Lindsey Vonn jagt Moser-Pröll

Vonn erhielt auch ein Kalb als Prämie und taufte das Tier "Winnie"
Die Amerikanerin gewann zum 61. Mal im Weltcup und kann am Sonntag mit Österreichs Ikone gleichziehen.

Als sie vor neun Jahren ihren ersten Weltcupsieg in Europa feierte, war noch nicht abzusehen, dass Lindsey C. Kildow am 21. Dezember 2014 den Siegrekord von Annemarie Moser-Pröll würde einstellen können. Genau das ist aber der Fall: Lindsey Vonn, wie die 30-jährige Amerikanerin nach Ehe mit und Scheidung von Thomas Vonn heißt, ist auf dem besten Weg, die Größte zu werden. Eines der größten Comebacks legt sie ohnehin schon hin: Nach zwei Kreuzbandrissen binnen zwei Jahren ist sie mit zwei Siegen sowie den Plätzen zwei und acht in den Weltcup zurückgekehrt.

„Ich bin sehr glücklich“, sagte Vonn nach ihrem Sieg in der Abfahrt von Val d’Isère, „aber mein Fokus liegt nicht auf dem Rekord, sondern darauf, wieder gut Ski zu fahren. Ich habe das Gefühl, wenn ich zu oft über den Rekord rede, wird er nie kommen. Wenn ich aber wie heute Vertrauen und Aggressivität zeige, dann kommen die Zahlen sowieso ganz von alleine.“

Auch ein Fehler konnte sie nicht mehr um ihren 50. Podestplatz in einer Weltcup-Abfahrt bringen. „Da habe ich die Linie und die Position verloren, aber ich habe das gut gelöst“, sagte die Amerikanerin. Das rechte Knie, das sicherheitshalber von einer Schiene unterstützt wird, macht keine Probleme mehr.

Routine & Premiere

Hinter Vonn landeten zeitgleich Elisabeth Görgl und die Deutsche Viktoria Rebensburg. Für die 33-jährige Wahl-Innsbruckerin aus der Steiermark war es nach dem holprigen Start in die Speedbewerbe in Lake Louise eine Bestätigung. „Ich bin gut in Form, und nach dem Training am Freitag hab’ ich an meinen Schuhen eine Schraube gedreht, damit die Skier nicht mehr so schnell reagieren – das war genau das Richtige. Ich bin zwar ein paar Kurven sehr am Limit gefahren, aber es war eine super Fahrt.“

Ähnlich bilanzierte auch Viktoria Rebensburg nach ihrem ersten Podestplatz in einer Abfahrt. Die 25-jährige Bayerin, die neben der Karriere auch ein Sportmanagement-Studium absolviert, hat sich offensichtlich die Worte ihres Alpindirektors Wolfgang Mayer zu Herzen genommen. Der hatte vor der Saison gehofft, dass sie endlich die Abfahrt „nicht nur halbherzig“ betreiben würde. „Denn wenn sie den Gesamtweltcup gewinnen will, wie sie sagt, dann muss sie die Abfahrt als richtigen Sport sehen – und diesen Schritt machen.“ Das hat Rebensburg nun getan, klarer Hinweis darauf sind die Plätze zehn, fünf, vier und nun zwei in den bisherigen Speed-Rennen. Das Ergebnis: „Ich lächle schon den ganzen Tag.“

Tierisches Hobby

Für Lindsey Vonn hat ihr 61. Weltcupsieg freilich noch einen anderen Aspekt: Sie kann ihre Herde erweitern – neben dem Preisgeld erhielt sie zum zweiten Mal ein Kalb. 2005 hatten ihr die Organisatoren von Val d’Isère eine Kuh geschenkt, Olympe lebt inzwischen auf einem Hof in Kirchberg in Tirol. Weil Olympe trächtig war, hatte Vonn wenig später zwei Kühe, das Kalb bekam den Namen Sunny. Olympe brachte noch eine Tochter namens Karin zur Welt, was Lindsey Vonns gleichnamige Schwester nicht gar so lustig fand. Sunny wiederum bekam die Kälber Don und Shirley, so heißen Vonns Großeltern. Und dann hat Lindsey Vonn ja seit der WM 2009 auch noch eine Ziege, die ebenfalls in Tirol lebt; Laura heißt sie – wie eine weitere Schwester.

Immerhin musste zur Namensfindung für das neueste Mitglied der Herde nicht wieder die Verwandtschaft herhalten: Winnie ist der Spitzname von Lindsey Vonns Physiotherapeutin Lindsay Winninger. Platz gibt es auf dem Hof in Kirchberg übrigens noch genug, der Landwirt, der den Gastgeber für die Herde gibt, hat erst kürzlich den Stall erweitert.

Und dann gibt es im Leben der Lindsey Vonn ja auch noch den Tiger – Mr. Woods.

Kopfschütteln bei Fenninger und Co.

Wer andere Österreicherinnen als Elisabeth Görgl in der Ergebnisliste finden wollte, musste im zweistelligen Platzierungsbereich suchen. Teils, weil sie auf Formsuche sind (Andrea Fischbacher), teils, weil sie zwar flott unterwegs waren, sich dann aber selbst aus dem Rennen nahmen. Cornelia Hütter wurde nach einer Minute Fahrzeit mit der viertbesten Zeit gestoppt (17 Hundertstelsekunden hinter Lindsey Vonn), „dann bin ich mit einer Bodenwelle nicht gut mitgegangen – und das war’s.“ Die 21-jährige Steirerin konnte mit Mühe einen Sturz vermeiden und schied aus.

Anna Fenninger, die Elfte, konnte das Rätsel, das sie sich selbst aufgibt, nicht lösen. „Es ärgert mich, dass ich die Leistung nicht auf die Piste bring’“, sagte die Adneterin. Zwar blieb sie fehlerfrei – aber gerade das war wohl der Fehler: „Alle, die schneller waren, haben Fehler gemacht.“ Immerhin: Schon heute folgt die nächste Chance im Super-G von Val d’Isère (10.30 Uhr, live ORFeins). „Vielleicht sollte ich es einmal mit Wut im Bauch versuchen“, sagt Fenninger – dass das ein Rezept sein kann, zeigte ihre Schweizer Kollegin Lara Gut beim letzten Super-G in Lake Louise. Denn den hat sie gewonnen.

Schlechte Nachrichten kamen am Samstagmittag von Stefanie Moser: Die 26-jährige Tirolerin hat sich bei ihrem Sturz im Training am Freitag das Innenband im rechten Knie abgerissen, wie bei der Untersuchung in Innsbruck festgestellt wurde – nun folgen sechs bis acht Wochen Zwangspause.

Ergebnisse der Damen-Weltcup-Abfahrt am Samstag in Val d'Isere:

1. Lindsey Vonn (USA) 1:44,47
2. Elisabeth Görgl (Ö) 1:44,66 +0,19
. Viktoria Rebensburg (D) 1:44,66 +0,19
4. Lara Gut (CH) 1:44,86 +0,39
5. Fabienne Suter (CH) 1:44,93 +0,46
. Dominique Gisin (CH) 1:44,93 +0,46
7. Tina Maze (Slo) 1:44,95 +0,48
8. Marianne Abderhalden (CH) 1:45,08 +0,61
9. Daniela Merighetti (It) 1:45,15 +0,68
10. Kajsa Kling (Sd) 1:45,16 +0,69
11. Anna Fenninger (Ö) 1:45,20 +0,73
12. Tina Weirather (Lie) 1:45,35 +0,88
13. Larisa Yurkiw (Kan) 1:45,46 +0,99
14. Nicole Hosp (Ö) 1:45,50 +1,03
15. Julia Mancuso (USA) 1:45,85 +1,38
16. Mirjam Puchner (Ö) 1:45,88 +1,41
17. Marie Jay Marchand-Arvier (F) 1:45,93 +1,46
18. Alice McKennis (USA) 1:45,95 +1,48
19. Verena Stuffer (It) 1:45,97 +1,50
20. Andrea Fischbacher (Ö) 1:46,03 +1,56
21. Nicole Schmidhofer (Ö) 1:46,13 +1,66
22. Johanna Schnarf (It) 1:46,22 +1,75
23. Carolina Ruiz Castillo (Sp) 1:46,23 +1,76
24. Ragnhild Mowinckel (Nor) 1:46,27 +1,80
25. Marion Rolland (F) 1:46,28 +1,81
26. Regina Sterz (Ö) 1:46,49 +2,02
27. Elena Fanchini (It) 1:46,50 +2,03
28. Jennifer Piot (F) 1:46,54 +2,07
29. Ilka Stuhec (Slo) 1:46,63 +2,16
30. Nadia Fanchini (It) 1:46,78 +2,31
Weiter:
42. Tamara Tippler (Ö) 1:47,97 +3,50
43. Stephanie Venier (Ö) 1:48,09 +3,62

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