Johannes Dürr läuft zur Hochform auf

Johannes Dürr präsentiert sich weiterhin in Topform.
Der österreichische Langläufer stürmt mit der besten Zeit bei der Tour de Ski auf Rang sechs.

Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Langlaufsport in Österreich völlig neben der Spur. Nach der Doping-Affäre von Turin (2006) hatte die Ausdauer-Branche nicht nur ein massives Image- und Glaubwürdigkeitsproblem, Österreich stand plötzlich auch ohne konkurrenzfähigen Langläufer da: Zu den vergangenen Olympischen Spielen schickte der Skiverband keinen einzigen nach Vancouver.

Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass Österreich vier Jahre später nun mit einem Mann bei Olympia vertreten sein wird, der tatsächlich ernsthaft um Medaillen mitlaufen kann.

Bestzeit

Johannes Dürr ist spätestens mit seinem jüngsten Auftritt bei der prestigeträchtigen Tour de Ski in der absoluten Weltspitze angekommen. Der Niederösterreicher lief in Toblach im 35-Kilometer-Verfolgungsrennen in der Skating-Technik zur Hochform auf und markierte sensationell die schnellste Zeit. Seine spektakuläre Verfolgungsjagd auf die Superstars der Langlaufszene brachte den 26-Jährigen sogar von Rang 34 auf den sechsten Platz. „Ich war in der Jägerposition und musste voll angreifen“, erzählte Dürr strahlend, „ich war zwar oft am Limit, aber ich hatte richtig gute Beine.“

Stockbruch

Den sicheren Stockerlplatz verhinderte ein Stockbruch wenige Meter vor dem Ziel. Die Zeit, die er durch dieses Malheur verlor, konnte Dürr im Zielsprint nicht mehr wettmachen. „Es war trotzdem ein geiles Rennen. Ich, der Nasenbohrer, zwischen meinen Idolen Northug und Legkow im Zielsprint. Wahnsinn.“

Dabei hatte der Österreicher in den letzten Tagen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Noch auf der letzten Station der Tour de Ski in Lenzerheide wurde Dürr von Kopfschmerzen geplagt und überlegte sogar, vorzeitig aus der Tour auszusteigen. Doch dann verblüffte er die Konkurrenz und auch seinen Cheftrainer Gerald Heigl. „Dass er so Gas geben würde, damit habe ich nicht gerechnet“, gestand der Coach.

Husarenstück

Es ist nicht das erste Mal, dass Dürr für Erstaunen sorgt. Zwar galt er immer schon als riesiges Talent, gesundheitliche Probleme hatten ihn aber lange aus der Spur geworfen. „Ich muss zugeben: Nach drei Jahren habe ich mich wirklich gefragt, ob das mit ihm noch was wird“, erinnert sich Gerald Heigl.

Nach dem Husarenstück im Verfolgungsrennen traut er seinem Schützling nun sogar einen Top-drei-Platz im Endklassement der Tour de Ski zu. Vorausgesetzt, die Aufholjagd hat Dürr nicht zu viel Kraft gekostet. Das abschließende Bergrennen am Sonntag in Val di Fiemme sollte ihm aber liegen.

Einen Triumph kann Johannes Dürr jetzt schon für sich verbuchen: Der ORF heftet sich an die Fersen des neuen heimischen Weltklasse-Langläufers und wird am Sonntag erstmals seit Jahren wieder einen Langlaufweltcup live übertragen.

Reihung 35 km Freistil Herren nach Rennzeit
1. Johannes Dürr (AUT) 1:19,07,4 Stunden
2. Noah Hoffman (USA) +40,7 Sekunden
3. Tord Asle Gjerdalen (NOR) +56,9
4. Chris Jespersen (NOR) 59,4
5. Alexander Legkow (RUS) 1:10,0 Minuten
6. Martin Johnsrud Sundby (NOR) 1:11,3

Gesamtwertung
1. Sundby 2:08:17,3 Std.
2. Northug + 1:03,2 Min.
3. Harvey + 1:08,7
4. Halfvarsson + 1:14,0
5. Legkow + 1:14,7
6. Dürr + 1:15,2
7. Jespersen + 1:15,5

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