Kjetil Jansrud siegt in Jeongseon

Der 30-Jährige holt den 17. Saisonsieg für Norwegens Herren, Otmar Striedinger als Sechster bester Österreicher.

Der erste Test für die olympischen Winterspiele 2018 ist gelungen, die erste Herren-Abfahrt in Südkorea ins Ziel gebracht – und Kjetil Jansrud ist der Sieger. Der 30-jährige Norweger war auf der neuen Strecke von Jeongseon 1:41,38 Minuten unterwegs, der Italiener Dominik Paris (+0,20 Sekunden) und der Amerikaner Steven Nyman (+0,41) stiegen mit aufs Siegespodest.

Wind und Temperaturen um minus zehn Grad hatten die anfangs von manchen als gar so leicht kritisierte Piste in den letzten Tagen doch etwas anspruchsvoller gemacht: Schneller und ruppiger war der Kurs am Samstagmittag Ortszeit, mächtig waren die Sprünge und kalt, aggressiv und feucht der Schnee – all das machte den Olympia-Test zur Denksport-Aufgabe für Fahrer und Serviceleute, galt es doch, die richtige Mischung aus Körper, Geist und Material zu finden.

Kjetil Jansrud schaffte das nach seinen beiden Bestzeiten in den beiden Trainings auch im Rennen und holte den 17. Saisonsieg für die Attacking Vikings. "Ich habe schon im ersten Training gut angefangen und immer so weitergemacht", sagte der Super-G-Olympiasieger. "Den Wind merkt man heute schon ein bisschen, ich hatte gute Bedingungen, aber Hannes Reichelt hat im Mittelteil viel Zeit verloren, da kann schon der Wind mitgespielt haben."

Der angesprochene Super-G-Weltmeister aus Radstadt konnte nach seinem schweren Sturz von Kitzbühel und seinem Ausfall von Garmisch-Partenkirchen nicht ins Rennen um den Sieg eingreifen und wurde Zwölfter. "Kjetil war so nett und hat gesagt, dass es vielleicht der Wind war. Aber es waren schon auch Fehler drin, das Fahren ist mir heute nicht so leicht von der Hand gegangen." Die Hoffnung hat der 35-Jährige freilich nicht aufgegeben: "Der Schnee ist ein bisschen wie in Beaver Creek, und da ist mir in der Abfahrt auch noch nicht viel gelungen – dafür dann aber im Super-G", und wie es der Ski-Weltverband will, wird am Sonntag um 4 Uhr MEZ in Jeongseon ein Super-G ausgetragen (live ORFeins), dann wird auch Marcel Hirscher starten.

Dabei ist das mit dem Gewinnen in Jeongseon gar nicht so schwierig, wenn es nach Kjetil Jansrud geht: "Man muss eine gute Aerodynamik finden und dann gut arbeiten." Freilich, es braucht schon auch Glück, wie sein Landsmann Aleksander Aamodt Kilde erfahren musste – der Sieger der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen verlor bei einem kleinen Schlag nach rund zwölf Fahrsekunden bei mehr als 100 km/h den Talski, konnte aber problemlos anhalten.

Rückkehr & Rekord

Bester Österreicher war Otmar Striedinger, der nach mehr als einjähriger Durststrecke wie zuletzt im Super-G von Kitzbühel 2015 Sechster wurde (+0,52 Sekunden). "Im Training hatte ich gedacht, dass mir diese Strecke nicht so liegen würde", sagte der 24-jährige Kärntner aus Eisentratten, der von seinem überharten Kontakt mit einem Tor in Garmisch-Partenkirchen "ein ordentliches Hämatom" am Arm nach Südkorea mitgebracht hat. Nun nimmt er 40 Weltcuppunkte und 3500 Schweizer Franken (3788,05 Euro) Preisgeld als Souvenir nach Hause mit.

Romed Baumann holte als Neunter (+0,78) sein fünftes Top-Ten-Resultat in diesem Winter ("Es ist mir großteils gut gelungen, aber Kjetil hat heute eine Wahnsinnsfahrt hingelegt – das Podium wäre für mich drin gewesen, aber der Sieg nicht"), Klaus Kröll egalisierte bei seiner 146. Weltcup-Abfahrt zwar die ÖSV-Bestmarke von Peter Wirnsberger, kam aber nicht über Platz 24 hinaus (+1,64). Vincent Kriechmayr wurde 29. (+1,95) und Patrick Schweiger 38. (+2,40).

Im Abfahrtsweltcup liegt nach wie vor Aksel Lund Svindal in Führung, der norwegische Kreuzband-Patient hält bei 436 Punkten, sein Südtiroler Verfolger Peter Fill wurde Vierter und hat nun 365 Punkte, Jansrud ist Dritter mit 327 Zählern. Bester Österreicher: Hannes Reichelt mit 250 Punkten auf Platz sieben.

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