Hirscher: Ein Leben am Limit

Superstar Marcel Hirscher steht in Kitzbühel im Fokus.

Irgendwie ist dieser Marcel Hirscher einfach nicht aus der Ruhe zu bringen. Da können auf der Piste die Slalomkurse noch so schwierig gesetzt sein, da mag der Slalomlauf beim Apres Ski noch so anstrengend sein – der 23-jährige Salzburger bewegt sich auf allen Bühnen souverän und sympathisch.

Mit einer verstopften Nase ist Marcel Hirscher nach Kitzbühel gekommen, auf den wilden Trubel um seine Person reagiert er trotzdem nicht verschnupft. Geduldig beantwortete der österreichische Weltcup-Leader Interviewfragen, gelassen erfüllte er den Fans Autogrammwünsche. „So ist es jedenfalls deutlich besser, als wenn sich keiner für dich interessiert“, meint Hirscher, „es gibt ja auch andere Sportarten, die in der Öffentlichkeit null gewürdigt werden.“

Erfolgsstory

Hirscher: Ein Leben am Limit
Der Hype rund um Hirscher hat längst schon Hermann Maier’sche Dimensionen angenommen. Das beweist der Fan-Ansturm für den Slalom auf dem Ganslernhang (10.15 bzw. 13.30 Uhr, live inORFeins) , der dank Seriensieger und Publikumsliebling Hirscher das heimliche Highlight der heurigen Hahnenkammrennen ist; das bestätigt auch das enorme internationale Medieninteresse am Salzburger. 30 Interviewanfragen trudeln jeden Tag bei Hirschers persönlichem Pressemann Stefan Illek ein, selbstCNN ist an der Erfolgsstory des Österreichers interessiert.

Überhaupt scheint Hirscher in Übersee überraschend gut anzukommen. Von seinen mittlerweile mehr als 100.000 Freunden bei Facebook stellen die US–Amerikaner nach Österreichern bereits die zweitgrößte Fangemeinde. „Das ist schön zu hören, dass Skifahren bewegt“, meint Hirscher, der sich mit seiner Rolle in der Öffentlichkeit gut arrangiert hat. „Ich habe kein Gefühl, dass es für mich zu viel wird. Jedes Interview ist irgendwie ein permanentes Training. Ich habe das Gefühl, dass ich sogar beim Reden besser werde.“

Grenzgänger

Beim Skifahren ist der 23-Jährige ohnehin schon seit Monaten eine Klasse für sich. Selbst die hauseigene Slalom-Konkurrenz gerät angesichts der schneller, aber auch souveränen Slalomläufe ins Schwärmen. „Der Marcel ist der einzige, der nicht am Limit fahren muss, um ganz vorne zu sein“, sagen Hirschers Teamkollegen Reinfried Herbst und Manfred Pranger unisono.

Seine beeindruckende Sicherheit – Hirscher war in diesem Winter in jedem Slalom unter den ersten drei – hat sich der Salzburger freilich auch erst mühsam aneignen müssen. „Mich hat’s in jungen Jahren ja auch oft genug rausgehaut“, erinnert sich Hirscher. Inzwischen beherrscht der Akrobat aus Annaberg aber wie kein Zweiter den Spagat zwischen Angriff und Sicherheit. „Mein Ziel ist es herauszufinden, wo mein Maximum ist“, so Hirscher, der gestern noch vier Trainingsläufe absolvierte. „Ich habe gelernt, mein Limit Schritt für Schritt nach oben zu heben. Mittlerweile ist es für mich der pure Genuss.“

Fallen

Und trotzdem steigt der Salzburger auf die Euphoriebremse und hält nichts von großen Ansagen vor dem Slalom-Klassiker in Kitzbühel, seinem 100. Weltcuprennen, oder der Heim-Weltmeisterschaft in Schladming, dem Saisonhöhepunkt. „Ein Slalom“, weiß Marcel Hirscher, „ein Slalom bedeutet 120 Fallen, und jede kann zuschlagen“

Wer wüsste das besser als Hirscher. Im vergangenen Jahr war der Salzburger im Slalom von Kitzbühel eingefädelt. Überhaupt ist Kitzbühel einer der letzten weißen Flecken auf der Erfolgs-Landkarte des Jungstars. In Adelboden und in Zagreb, in Schladming und in Madonna di Campiglio – auf allen klassischen Hängen hat der 23-Jährige bereits in gewonnen. In Kitzbühel, da wartet Hirscher aber noch auf den ersten Stockerlplatz.

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