Heinz Kuttin: "Wir brauchen mehr Ruhe"

Skisprung-Größen unter sich: Doppelweltmeister Heinz Kuttin war lange Stützpunkttrainer von Dreifach-Olympiasieger Thomas Morgenstern.
Der neue Skisprung-Chefcoach fordert mehr Harmonie im Team.

Heinz Kuttin ist keiner, der sich gerne in den Mittelpunkt drängt. Deshalb war ihm die Sache auch ein wenig unangenehm. Eigentlich war der Kärntner am Freitag nur Gast bei einer Geburtstagsfeier, doch mit der Bekanntgabe seiner Bestellung zum neuen Cheftrainer der Skispringer drehte sich auf einmal alles nur mehr um ihn. "Das Handy hat ständig gesurrt. Um fünf am Nachmittag war schon der Akku leer. So etwas habe ich noch nie erlebt", erzählt Kuttin."Alle im Umfeld freuen sich."

Der Kärntner war die logische Lösung für die Nachfolge von Alexander Pointner, der nach zehn erfolgreichen Jahren den ÖSV verlassen musste. Denn es gibt kaum einen Trainer, der mit 43 Jahren so einen enormen Erfahrungsschatz vorweisen kann, wie Kuttin. Seit seinem frühen Karriereende (mit 24) ist der Doppelweltmeister im Adlerhorst bereits als Fluglotse im Einsatz. Vor allem die Tätigkeit im Nachwuchs und als Cheftrainer in Polen hat Kuttin geprägt. "Da lernst du das Improvisieren und das Organisieren. Und seither weiß ich auch, wie man Sprunganzüge näht."

Teamgeist

Die Arbeit mit der Nähmaschine bleibt Heinz Kuttin in seinem neuen Job nun zumindest erspart, dafür warten auf ihn andere Herausforderungen. Die verbalen Nadelstiche zwischen Ex-Cheftrainer Pointner und Superstar Gregor Schlierenzauer während der Olympischen Spiele sind Kuttin nicht verborgen geblieben. "Ich gebe keinem Athleten oder Betreuer die Schuld, aber die Unruhe bei Olympia war nicht förderlich. Wir brauchen wieder mehr Ruhe im Team."

Überhaupt legt Heinz Kuttin sehr viel Wert auf die Harmonie und den zwischenmenschlichen Umgang in seinem Team. "Mir ist wichtig, dass alle im gleichen Boot sitzen und in die gleiche Richtung arbeiten. Ich bin der Meinung, dass jeder vom anderen lernen kann und soll." Heißt übersetzt: Die Springer werden wieder vermehrt gemeinsam Trainingskurse absolvieren und nicht als Solisten auftreten.

Aber das sind ohnehin Luxusprobleme. Denn Heinz Kuttin ist in der glücklichen Lage, als neuer Cheftrainer nicht Krisenmanager spielen zu müssen. Immerhin haben Österreichs Adler den Nationencup für sich entschieden und stellen mit Gregor Schlierenzauer, Thomas Diethart und Thomas Morgenstern drei Saisonsieger. "Ich habe großen Respekt vor dem, was Alexander Pointner geleistet hat. Ich übernehme ein Team mit viel Potenzial."

Familienbande

Heinz Kuttin: "Wir brauchen mehr Ruhe"
10.11.2013 Fussball , Bundesliga , Moedling , Trenkwalder Arena Admira - Salzburg Manuel Kuttin. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Damit sind jetzt bereits zwei Kuttins im österreichischen Sport die Nummer eins. Heinz als Skisprung-Cheftrainer, und Neffe Manuel als Torhüter der Admira. "Seit er im Tor steht, schau’ ich mir die Admira-Spiele meistens live im Fernsehen an", erklärt Heinz Kuttin.

Er dient seit 1977 beim ÖSV. Konditionstrainer, Slalomtrainer, Herren-Chef, Alpinchef von Damen plus Herren. Sportdirektor und damit auch Vorgesetzter von Springern und Biathleten. In seinem Innsbrucker Büro haben die vielen Pokale für den Nationencup, die unter Pum seit 1989 im Alpinbereich Winter für Winter erobert wurden, längst keinen Platz mehr. Doch jetzt sehnt sich Hans Pum, 59, nur noch nach Osterfrieden. Der dienstälteste Trainer des Skizirkus spricht von der "härtesten Woche meines Lebens".

Nach der Bestellung der neuen Cheftrainer Alpin (Andreas Puelacher) und Sprung (Heinz Kuttin) hat Pum noch einen neuen Abfahrtstrainer anstelle von Burkhard Schaffer (wechselt nach Kanada) zu engagieren.
Ringelspiel

Am Markt befindet sich seit Donnerstag überraschenderweise auch der Arlberger Walter Hlebayna, der nach nur einjähriger Tätigkeit sein Amt als Schweizer Herren-Ski-Chef zurücklegte.

Gerüchte, wonach Hlebayna zum ÖSV heimkehrt, werden von Pum dementiert. Bei den Schweizern hat deren (österreichischer) Alpindirektor Rudi Huber einen Nachfolger für Landsmann Hlebayna blitzschnell gefunden. Huber verpflichtete als Herrenchef Thomas Stauffer, dessen Vertrag beim deutschen Skiverband nicht verlängert worden war.

Neuer Cheftrainer des deutschen (im Vergleich zum ÖSV zahlenmäßig wesentlich kleineren) Herren Alpinteams ist der bisherige ÖSV-Chefcoach Mathias Berthold. Dass Obersportdirektor Pum Bertholds Abgang wesentlich mehr bedauert als den Abschied von Springercoach Alex Pointner– dieser Vermutung widerspricht Pum nicht.

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