Hannes Trinkl: "Ich betrachte mich als Knecht"

Gespannt: „Ich bin nervös“ gesteht Hannes Trinkl.
1989 verletzte sich Hannes Trinkl in Gröden schwer. 25 Jahre später kehrt er als FIS-Direktor zurück.

Er hat die schlechtesten Erinnerungen an Gröden. Just dort, wo er vor genau 25 Jahren mit zerfetztem Knie unterhalb der berüchtigten Kamelbuckel liegen geblieben war, feiert Ex-Weltmeister Hannes Trinkl, 46, seine Europa-Premiere als der für den Speedbereich verantwortliche Direktor der FIS.

Noch sieht Trinkl, der sich in seinem bäuerlichen Hauptberuf hauptsächlich im Wald aufhält, so aus, als habe er die ewige Jugend gepachtet. Noch schwärmen alle vom Oberösterreicher, der schon als Rennläufer keine Feinde hatte. Aber Trinkl ist sich bewusst, dass die Stimmung schon nach dem ersten Zwischenfall umschlagen kann und er in Wahrheit ein Himmelfahrtskommando übernommen hat.

KURIER: Wie fühlen Sie sich bei Ihrer Rückkehr ins Grödnertal, Herr Direktor?

Redens mich net mit Direktor an. Ich betrachte mich als Knecht, als Helfer des Skisportes. Und nach Gröden komm ich stets sehr gern, obwohl ich mich hier so arg verletzt habe und Gröden der einzige Weltcuport ist, in dem ich es nie aufs Podium geschafft habe.

Dafür lächeln Sie jetzt bei der Mannschaftsführersitzung neben dem neuen FIS-Weltcup-Oberboss Markus Waldner vom Podium herunter. Wollten Sie das immer schon?

Das war nie vorgesehen. Aber als ich das Angebot bekam, habe ich den Familienrat tagen lassen. Und unser 18-jähriger Sohn, der mittlerweile selbst FIS-Rennen fährt, hat g’sagt: Das musst du annehmen.

Obwohl Sie dadurch am elterlichen Bauernhof vermisst werden. Auch im Sommer?

Ich bin mit dem Waldner Markus auch im Sommer viel gereist. Wir waren bei jedem Veranstalter. Besuchten alle Verbände, um ihnen unsere Pläne näherzubringen.

Und was planen Sie?

Dass die Abfahrten wieder typische Abfahrten werden. Dass die Läufer dadurch gezwungen werden, sich von der ersten bis zur letzten Hundertstelsekunde voll zu konzentrieren. Denn nur so können Stürze vermieden werden. Wir wollen auch den Kitzbüheler Zielsprung wieder so machen, wie er früher war. Aber nicht von heute auf morgen. Net ohne Vorwarnung.

Was hat sich seit Ihrem Rücktritt vor zehn Jahren geändert?

Viel. In die Abfahrtspisten wurden mehr Richtungsänderungen eingebaut. Trotzdem wurden die Rennen nicht langsamer. Die Läufer erreichen Kurvengeschwindigkeiten, die wir zu meiner Zeit net derstanden hätten. Das liegt nicht nur am Material, sondern auch am Training. Vor allem im konditionellen und koordinativen Bereich gibt’s viel neue Dinge.

Sind die Kamelbuckel, von denen Hannes Reichelt und Matthias Mayer nach dem Grödener Training mit Respekt sprechen, noch so wie früher?

Die Buckel sind, nachdem’s 1989 nach mir auch den Italiener Piantanida so fürchterlich zerrissen hat, etwas zusammengeschoben worden. Aber sie sind gerade heuer wieder spektakulär.

Die Übersee-Speedbewerbe verliefen unter ihrer Regie unfallfrei. Sie sind überhaupt noch nervös?

Ich bin genauso nervös, wie ich es als Rennfahrer war. Erst wenn die ersten Fünf herunten sind, legt sich das a bissel.

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