Schlierenzauer muss noch warten

Der Gesamtsieg ist noch nicht in der Tasche, der Tiroler wird in Lahti nur 15.

Für Österreichs Skispringer war der Weltcup-Schauplatz Lahti, wo 2017 die WM-Medaillen vergeben werden, nicht wirklich eine Reise wert. Nach dem enttäuschenden vierten Rang im Teambewerb landete am Sonntag im Einzelbewerb kein einziger ÖSV-Adler in den Top Ten. Gregor Schlierenzauer wurde als bester 15. und verpasste damit vorerst die Fixierung seines zweiten Gesamtweltcup-Siegs.

Der Tagessieg ging an den Deutschen Richard Freitag, der seinen zweiten Saison-Sieg bzw. dritten Weltcuperfolg überhaupt mit Weiten von 126,5 und 128,5 mit 7,3 Punkten Vorsprung auf Anders Bardal feierte. Der Norweger wahrte damit als letzterer Herausforderer von Schlierenzauer die theoretische Chance auf die große Kristallkugel. Doch Schlierenzauer hat fünf Einzelbewerbe vor Saisonschluss 474 Zähler Vorsprung, ihm ist der zweite Gesamt-Weltcupsieg so gut wie nicht mehr zu nehmen. Schon am Dienstag in Kuopio könnte die Entscheidung fallen.

Auf dem dritten Tagesrang landeten ex aequo Anders Jacobsen (NOR) und Severin Freund (GER).

Negativtrend

Für die Österreicher, die bei der WM im Val di Fiemme mit Mannschafts-Gold sowie dem Mixed-Silber und Schlierenzauers Einzelsilber von der Normalschanze mit drei Medaillen heimgereist waren, setzte sich der Gesamttrend in Abwesenheit des verletzten Thomas Morgenstern fort. Von den sechs ÖSV-Springern schafften Stefan Kraft und Andreas Kofler nicht den Sprung ins Finale der Top 30. Nur Manuel Fettner (17.), Wolfgang Loitzl (21.) und Michael Hayböck (27.) holten noch Weltcuppunkte.

"Auch der vierte Platz gestern hat uns nicht geschmeckt. Das war sicher nicht unserer Wochenende", sagte Cheftrainer Alexander Pointner am Sonntag. "Jetzt müssen wir noch einmal alles mobilisieren, um in den kommenden zwei Wochen eine andere Performance zu springen."

Zittern

Nun muss die Pointner-Truppe sogar noch um den fast schon zum Abonnement gewordenen Sieg im Nationencup zittern: Nur noch 14 Punkte Vorsprung auf Norwegen bzw. 182 auf Deutschland versprechen ein spannendes Finish um diesen Prestige-Titel. "Seit ich Cheftrainer bin, haben wir den Nationencup durchgehend immer gewonnen", wusste Pointner von acht Siegen en suite. "In einer Saison, in der der eine oder andere Siegspringer nicht in Tritt gekommen ist, kann es natürlich sein, dass es spannend wird. Aber wir werden es sicher nicht kampflos aus der Hand geben", erklärte Pointner.

Das Team für Kuopio bleibt gleich, in Trondheim wird Martin Koch die Mannschaft verstärken. Pointner hat freilich auch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sein Aushängeschild Schlierenzauer seine Form wiederfindet. "Wenn der Gregor wieder einmal das spürt, was ihn so stark macht, dann wird das ganz schnell gehen. Er ist sowohl körperlich als auch technisch immer noch in der Lage, ganz nach oben zu springen." Man dürfe den Tiroler nicht so schnell abschreiben.

Weltcup-Skispringen in Lahti
1. Richard Freitag GER 126,5 / 128,5 274,2
2. Anders Bardal NOR 121,5 / 126,0 266,9
3. Severin Freund GER 124,0 / 124,0 265,8
. Anders Jacobsen NOR 123,0 / 127,0 265,8
5. Kamil Stoch POL 124,0 / 123,5 265,1
6. Maciej Kot POL 123,0 / 125,5 262
7. Simon Ammann SUI 121,0 / 124,0 261,3
8. Tom Hilde NOR 123,0 / 121,5 258,3
9. Noriaki Kasai JPN 119,5 / 126,5 258
10. Michael Neumayer GER 121,5 / 126,0 256,8
11. Daiki Ito JPN 119,5 / 124,0 255,2
12. Piotr Zyla POL 117,5 / 126,5 255
13. Andreas Wank GER 123,5 / 121,0 253,9
14. Taku Takeuchi JPN 121,5 / 121,5 253,7
15. Gregor Schlierenzauer AUT 119,5 / 122,5 251
17. Manuel Fettner AUT 123,0 / 117,5 244,5
21. Wolfgang Loitzl AUT 116,0 / 119,0 242,6
26. Michael Hayböck AUT 115,5 / 118,0 232
Gesamtweltcup
1. Gregor Schlierenzauer AUT 1.336
2. Anders Bardal NOR 862
3. Anders Jacobsen NOR 792
4. Severin Freund GER 759
5. Kamil Stoch POL 647
6. Richard Freitag GER 642
7. Robert Kranjec SLO 601
8. Simon Ammann SUI 547
9. Tom Hilde NOR 542
10. Michael Neumayer GER 534
11. Jan Matura CZE 531
12. Peter Prevc SLO 528
13. Jaka Hvala SLO 480
14. Wolfgang Loitzl AUT 475
15. Andreas Kofler AUT 470
22. Thomas Morgenstern AUT 312
27. Manuel Fettner AUT 186
28. Martin Koch AUT 179
31. Michael Hayböck AUT 160
34. Stefan Kraft AUT 131
72. Lukas Müller AUT 7

Gregor Schlierenzauer versuchte erst gar nicht, das schwache Abschneiden zu beschönigen. "Ich tue mir auf dieser Schanze generell schwerer, aber das soll keine Ausrede sein. Ich bin heute zweimal schlecht gesprungen, da wird man halt schnell durchgereicht", meinte der Weltcup-Spitzenreiter. Es fehle momentan an Kleinigkeiten, die bei der Leistungsdichte deutlich ins Gewicht fallen.

Das in Lahti in Hochform agierende norwegische Team des österreichischen Cheftrainer Alexander Stöckl hat im Kampf um den Nationencup Lunte gerochen. "Wir wollten den Rückstand auf Österreich verkürzen und jetzt sind wir wirklich nahe herangekommen. Es gibt noch einige Bewerbe, deshalb kann noch alles passieren. Der Nationencup ist wirklich eine große Sache für uns", betonte Anders Bardal.

Anders Jacobsen stimmte zu: "Der Nationencup ist eines unserer Hauptziele der Saison und jetzt sind wir nahe dran. Wir haben ein starkes Team und werden in jedem Bewerb kämpfen."

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