Positive Bilanz trotz des Abstieges

Der zehnte Streich: Der Kanadier Matt Duchene erzielte das 10:1 - Österreich muss trotz einer ordentlichen WM in Prag absteigen.
Österreich beeindruckte in Prag mit starken Spielen und muss trotz zweier Siege in die B-WM.

Österreich muss wieder den Gang in die Bedeutungslosigkeit antreten. Nach dem 1:10 gegen Kanada und dem 3:2 von Frankreich gegen Lettland nach Penaltyschießem kam es zu einer Tabelle der drei punktegleichen Teams, in der Österreich Letzter ist. Österreich ist die einzige Nation, die seit der Modusänderung 2012 mit fünf Punkten absteigen muss – und das gleich zum zweiten Mal nach 2013. Dennoch überraschte das Team und fällt die Bilanz positiv aus.

Plus

Der Spielstil: Österreich igelt sich nicht mehr hinten ein und spielt auf Konter sondern macht Druck auf den Gegner. Dadurch kommt es öfter zu Puckeroberungen im Angriffs- oder Mitteldrittel. Österreich spielt jetzt modernes Eishockey.

Bernhard Starkbaum: Österreichs Goalie machte seinem Namen alle Ehre und stand wie eine Eiche zwischen den Pfosten. Nach sechs Spielen hatte der Schweden-Legionär einen Gegentor-Schnitt von 2,07 – für einen Österreicher bei einer A-WM ein unglaublich guter Wert. Nur die acht Gegentore gegen Kanada verhinderten eine Top-Platzierung in der Goalie-Statistik.

Die Jugend: Nach USA (23,76 Jahre) und Kanada (24,96) hat Österreich mit einem Durchschnittsalter von 25,92 Jahren das drittjüngste Team. 2013 waren die Österreicher 28,52 Jahre alt. Bei A-WMs hat Österreich das jüngste Team seit 2004 (24,21). Für das laufintensive Spiel von Dan Ratushny braucht das Team aber auch die eisläuferischen Fähigkeiten der Youngsters.

Bullystärke: Österreich hatte beim Face-off immer Probleme und verlor die meisten Einwürfe. Nicht 2015: Michael Raffl hat 65,08 Prozent seiner Bullys gewonnen. Nur der Kanadier Duchene (72 %) und der Weißrusse Jewgenij Kowyrschin (66) hatten eine bessere Statistik.

Das Trainerteam: Daniel Ratushny wirkt wie bei Red Bull Salzburg immer gelassen und hat einen Plan. Nach Manny Viveiros, der den Spielern oft Freiräume gab, tut dem Team ein Trainer gut, der strikte Regeln ausgibt. Sei es im Spiel, im Tagesablauf oder beim Alkoholverbot während der WM. Die Spieler wissen genau, was erlaubt ist. Die Betreuung mit den Assistant-Coaches Dieter Kalt, Christoph Brandner, mit Goalie-Coach Reinhard Divis, Video-Coach Gerald Wimmer und Nachwuchs-Leiter Roger Bader hat A-WM-Niveau.

Minus

Die Chancenauswertung: Hätte die so gut geklappt, wie der Rest des Spiels, wäre der Klassenerhalt spätestens gegen Lettland geschafft worden. Auch gegen Deutschland hätten mindestens vier, fünf Tore fallen müssen.

Der erste Pass: Dominique Heinrich war der herausragende Spieler in der Verteidigung und wahrscheinlich eine der internationalen Entdeckungen des Turniers. Wenn er aber nicht auf dem Eis war, bekam das Team große Probleme beim Herausspielen. Zu oft verloren Österreichs Verteidiger den Puck, anstatt ihn einfach mal nur über die blaue Linie hinauszuschupfen und sich zu befreien. Das lag aber auch daran, dass sich oft die Stürmer nicht gut anboten.

Die Erfahrung: Bei der WM stehen Österreicher gegen die besten Spieler dieser Sportart auf dem Eis. Doch in der Erste Bank Liga erhalten sie von ihren Trainern in heiklen Situationen nicht das Vertrauen. Vor allem im Überzahlspiel, das in der EBEL von durchschnittlichen Legionären dominiert wird, hatten die Österreicher Probleme und erzielten in 27:59 Minuten keinen einzigen Treffer. Allerdings bekamen die Österreicher in 44:19 Minuten auch nur ein Unterzahltor, was für den großen Kampfgeist spricht.

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