Österreich startet mit Sensationssieg in die WM

Die Österreicher hielten mit viel Einsatz dagegen.
4:3 nach Penaltyschießen gegen die Schweiz, den Vizeweltmeister von 2013.

Sie laufen, sie checken, sie spielen, sie kämpfen: Die Arbeitsmoral der österreichischen Eishockey-Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Tschechien ist riesig.

Aufsteiger Österreich besiegte zum Auftakt in der Gruppe A die Schweiz, den Vizeweltmeister von 2013, und begeisterte den Großteil der 13.953 Fans in der Prager O2-Arena. Denn die Österreicher spielten beim ersten Sieg gegen die Schweiz seit 1997 gar nicht wie ein Team mit 14 A-WM-Debütanten. Mit hoher Laufbereitschaft wurden die Schweizer zu Fehlern im eigenen Drittel gezwungen und Chancen herausgearbeitet. „Die Testspiele gegen USA und Kanada haben uns sicher geholfen, uns an das hohe Tempo zu gewöhnen“, sagte Stürmer Manuel Latusa.

Die Schweizer gingen drei Mal in Führung, Österreich konnte drei Mal ausgleichen. Das 3:3 fiel erst 50 Sekunden vor der Schlusssirene, als Michael Raffl einen Schuss seines Bruders Thomas zum Ausgleich abfälschte. Nachdem zwei Sekunden vor Schluss Herburger einen Schuss von Suri mit dem Körper geblockt hatte, war der Punktgewinn sicher und ging es in die Verlängerung. Im Penaltyschießen scheiterten alle Schweizer, Konstantin Komarek traf nach einem schönen Haken zur 4:3-Sensation. Der Siegestorschütze sagte erleichtert: „Das war mein Einser-Trick, schön, dass er reingegangen ist.“ Der 22-jährige Wiener war begeistert von der Stimmung, die die tausenden Österreicher gemacht haben: „Die Fans haben uns irrsinnig gepusht.“

Daniel Ratushny freute sich über die Sensation in seinem ersten WM-Spiel als Teamchef: „Es ist schwierig, die Gefühle unter Kontrolle zu halten, weil es ein so emotionaler Sieg war.“ Als die Hymne für den Sieger gespielt wurde, schienen ein paar Spieler Freudentränen in den Augen zu haben. Ratushny lobte die mentale Stärke seiner Spieler: „Es sind viele junge Spieler dabei, aber einige große Persönlichkeiten. Die Mannschaft hat aus dem 0:1 beim ersten Schuss der Schweizer gelernt.“

Das Video vom 4:3 n.P.

Viel Zeit zum Freuen gab es aber nicht. Denn schon am Sonntag steht für Österreich das Duell mit Schweden (12.15, live ORF Sport+) auf dem Programm. In den vergangenen 28 Jahren kam das Tre-Kronor-Team 25 Mal ins Semifinale. Tommy Samuelsson, ehemaliger Coach bei den Vienna Capitals und jetzt bei Färjestad, spricht über die Erwartungshaltung: „Es gibt nur ein Ziel: Gold. Alles andere als eine Medaille wäre eine Enttäuschung. Wir haben heuer eine sehr junge und sehr talentierte Mannschaft.“ Dennoch ist Samuelsson sicher, dass dem schwedischen Betreuerteam die Leistung der Österreicher nicht verborgen blieb: „Sie werden sicher Powerplay und Unterzahl genau analysieren.“

Die Schweden haben zwölf NHL-Profis und fünf Spieler aus der russischen KHL in ihrem Kader. Konstantin Komarek fordert: „Wir müssen wieder über den Kampf ins Spiel finden.“ Mit dem Sieg im Penaltyschießen gegen die Schweiz hat Österreich im Kampf um den Klassenerhalt jedenfalls zwei nicht budgetierte Punkte auf dem Konto.

Deutschland besiegt Frankreich

Zwei Teams, die wie Österreich um den Klassenerhalt spielen, trafen am Samstag im direkten Duell aufeinander. Dabei setzten sich die stark ersatzgeschwächten Deutschen gegen Frankreich glücklich mit 2:1 durch. Das Siegestor durch Reimer fiel im Powerplay in der letzten Minute.

Spielplan, Ergebnisse, Tabellen

Schweiz - Österreich 3:4 n.P. (1:0,1:1,1:2;0:0,0:1)

Prag, 13.953. Tore: du Bois (2.), Ambühl (26./SH), Bieber (52.) bzw. Th. Raffl (23.), Lebler (44.), M. Raffl (60.), Komarek (entscheidender Penalty). Strafminuten: 4 bzw. 8.

Penaltyschießen:

Suri - Starkbaum hält

M. Raffl - daneben

Brunner - Starkbaum hält

Komarek - 0:1

Josi - daneben

Schweiz: Berra - Kukan, Josi; Streit, du Bois; Geering, Grossmann; Blum - Hollenstein, Romy, Brunner; Fiala, Suri, Almond; Schappi, Bodemann, Bieber; Ambühl, Trachsler, Wieser; Walker

Österreich: Starkbaum - Pallestrang, Heinrich; Peter, F. Iberer; Schumnig, Mühlstein; Mitterdorfer - Rotter, Hundertpfund, M. Geier; Herburger, M. Raffl, Lebler; Latusa, Komarek, Th. Raffl; Ganahl, Fischer, N. Petrik

Frankreich - Deutschland 1:2 (0:1,0:0,1:1)
Tore: Fleury (51.) bzw. Wolf (13.), Reimer (60./PP)

Lettland - Tschechien 20.15

Die Spieler freuten sich, die tausenden Fans jubelten und auch die österreichischen Journalisten waren nach dem sensationellen 4:3-Auftaktsieg gegen die Schweiz erleichtert. Alle zwei Jahre, wenn Österreich bei der A-WM teilnimmt und den Klassenerhalt nicht schafft, sind die zynischen Kommentare der Schweizer Kollegen nicht zu überhören und zu überlesen. Als Bill Gilligan 2011 bei der WM in Kosice als österreichischer Teamchef in das Pressezentrum kam, wurde er doch glatt von Schweizer Journalisten gefragt, warum er bei einem solch schlechten Team Headcoach sei.

Österreich startet mit Sensationssieg in die WM
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Am Samstag war es ganz ruhig im Pressezentrum von Prag. Wunderbar!

Pressespiegel

Hier ein paar aktuelle Zitate von Schweizer Medien:

Tagesanzeiger: „Eine Blamage gegen den Nachbarn. … Doch einmal mehr wurden jene Prognostiker, die auf einen problemlosen Schweizer Sieg gesetzt hatten, eines Besseren belehrt. Am Ende setzte sich der Außenseiter mit 4:3 nach Penaltys durch, und dies auf Grund der Leistungssteigerung nicht einmal unverdient.“

Blick: „WM-Blamage gegen Österreich. Unglaublich! Die Nati verspielt gleich dreimal die Führung.“

Berner Zeitung: „Nimmt man die ungenügende Leistung gegen Österreich als Massstab, so gilt für die Schweizer Delegation in Prag primär der Ligaerhalt als sportlich wichtigstes Ziel.“

20Minuten: „Gerät die Nati nun sogar in Abstiegsgefahr? Österreich hatte einen Plan – die Schweiz nicht.“

slapshot.ch: „Die blamable 3:4-Pleite der Schweizer Nationalmannschaft zum WM-Auftakt gegen Österreich hinterließ bei Nationalcoach Glen Hanlon Ratlosigkeit.“

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