EBEL-Auftakt: Neues Spiel, neues Glück

Jamie Fraser und seine Vienna Capitals gewinnen gegen den VSV in der Verlängerung.
Die Erste Bank Eishockey Liga startet heute mit veränderten Regeln, aber gleichen Favoriten.

Wenn heute in der Erste Bank Eishockey Liga der erste Puck zum Bully fällt, dann ist vieles neu. Nicht nur, weil acht der zwölf Klubs neue Trainer haben. Nein, auch das Spiel hat sich geändert. Erstens wurde das Mitteldrittel um drei Meter verkürzt, womit die Mannschaften im Angriff mehr Platz haben. Zweitens wurde die Icing-Regel so verändert, dass erst gepfiffen wird, wenn auf Höhe des Bullykreises der Verteidiger vor dem Stürmer ist. Somit gibt es weniger Unterbrechungen. Gespielt wird wieder eine doppelte Hin- und Rückrunde. Danach kommt es zur Teilung in zwei Gruppen. Die unteren Sechs kämpfen um die zwei restlichen zwei Viertelfinalplätze, die oberen spielen nur die Reihung für das Play-off aus. Alle Serien werden im Best-of-seven-Modus ausgetragen. Der Meister steht spätestens am 21. April fest.

Die Teams und ihre Veränderungen

BOZEN. Der schlaueste unter den Bolzano Foxes ist Geschäftsführer Dieter Knoll: Mit seiner Drohung, den Spielbetrieb des Champions einzustellen, hat er nicht nur geschäftliche Interessen in Südtirol, sondern auch Forderungen gegenüber der Liga durchgesetzt. Das Team hat sieben Stützen verloren, aber wieder gute Spieler wie Cullen (Salzburg), Keller (Capitals) oder den lettischen Teamspieler Galvins dazu bekommen. Auch der starke Torhüter Hübl ist geblieben. Trainer Simione dürfte ein ähnlicher Typ sein wie der nach Wien abgewanderte Pokel. Dennoch wäre ein weiterer Finaleinzug ein Wunder. KURIER-Tipp: Viertelfinale.

SALZBURG. Der Favorit wird personell immer stärker. Nach der Finalniederlage gegen Bozen haben die Salzburger weiter aufgerüstet: Mit John Hughes und Ryan Duncan kamen zwei echte Punktesammler. Allerdings war Hughes zuletzt in Villach von Defensivaufgaben befreit. Das wird ihm Salzburgs neuer Coach Dan Ratushny nicht ermöglichen. Der Kanadier kam aus Straubing und wurde vom österreichischen Verband auch zum neuen Teamchef gemacht. Salzburg hat Top-Legionäre (wie auch den neuen tschechischen Verteidiger Kutlak) und die besten Österreicher. Alles andere als der fünfte Titel in der elften Saison wäre eine Überraschung. KURIER-Tipp: Meister.

VILLACH. 236 Punkte verloren (Ryan, Hughes, Fraser), 155 gewonnen (Fortier, Santorelli, Lammers) – dennoch glaubt man bei den Adlern, an Qualität zugelegt zu haben. Die ersten Spiele in der Champions Hockey League haben gezeigt, dass Goalie Jean-Philippe Lamoureaux die größte Stütze ist. Trainer Hannu Järvenpää will in seiner dritten Saison nach dem Semifinale im Frühjahr einen weiteren Schritt nach vorne machen. Doch die Finalserie dürfte für den VSV noch eine Nummer zu groß sein. Gerhard Unterluggauer (38) bestreitet seine 23. Saison, sechs Youngsters zwischen 19 und 22 sind fix im Kader. KURIER-Tipp: Viertelfinale.

LINZ."Auf dem Papier gibt es bessere Mannschaften, aber die Meisterschaft wird auf dem Eis und nicht auf Papier entschieden", sagt Coach Rob Daum in seiner vierten Saison in Linz. Der wahrscheinlich beste Taktiker unter den Trainern der Liga hat sein Team nur geringfügig geändert, von Bozen kam der starke Verteidiger Piché. Im Sturm ist Hofer neu, der in Salzburg sein Talent zeigte und von Worcester aus der American Hockey League kam Chad Rau. Ein Risiko nimmt Daum bei den Torhütern: Für Legionär Ouzas gibt es keinen Ersatz mit EBEL-Erfahrung. Dennoch scheint die Mannschaft weiter zusammengewachsen zu sein; es sollte ein Platz in den Top vier möglich sein. KURIER-Tipp: Semifinale.

VIENNA CAPITALS. Nach dem überraschenden Abgang von Tommy Samuelsson holten die Wiener Meistercoach Tom Pokel. Der Amerikaner ist ein guter Motivator, hat einen ausgeglichenen Kader, will keine Stars, auf die sich der Gegner einstellen kann, und setzt sehr auf Disziplin. Die Capitals werden schnörkelloser agieren als zuletzt. Das bewiesen die neuen Stürmer Jessiman, Foucault und MacArthur schon in der Champions Hockey League, in der Schwedens Vizemeister Färjestad und Norwegens Vizemeister Oslo je zwei Mal besiegt wurden. Alle sechs Spiele vor dem EBEL-Start gewannen die Wiener. KURIER-Tipp: Finale.

DORNBIRN. In der vergangenen Saison ließen die Vorarlberger Graz und den KAC im Rennen um einen Viertelfinalplatz hinter sich. Heuer haben sie den Abgang von Top-Scorer Aquino (zu Färjestad) zu verkraften. Dafür ist der Kader größer geworden und Coach MacQueen betont: "Wir haben charakterlich gute Spieler dazubekommen." Ein Auge werden die Gegner auf Verteidiger Exelby werfen, der in 412 NHL-Partien zwar nicht offensiv, aber mit seinen Checks und seinem harten Spiel aufgefallen ist. Das Team sollte auch heuer wieder das Play-off erreichen. KURIER-Tipp: Viertelfinale.

KAC. Alles neu macht nicht nur der Mai, sondern auch der Rekordmeister. Ein neuer Trainer (Martin Stloukal), ein neuer Manager (Oliver Pilloni), sieben neue Spieler und ein neuer Pressemann sollen den KAC an alte Erfolge heranführen. Doch wer in der vergangenen Saison die Play-offs verpasst hat, darf nicht ad hoc zum Titelfavoriten ernannt werden. Noch dazu, wo die Vorbereitung durchwachsen war. Wer weiß, wie tief in Klagenfurt die "Hackeln" fliegen, der sagt auch, dass Stloukal keinen Wintermantel braucht. Weil die Tage des Tschechen schon jetzt gezählt sind. KURIER-Tipp: Viertelfinale.

GRAZ. Egal, ob der Trainer Gilligan oder Richer hieß, die 99ers haben sich immer hohe Ziele gesteckt, die sie dann nicht erreichen konnten. In der neuen Saison schwingt der Amerikaner Bjorkstrand (von 1988 bis 2014 Spieler bzw. Manager bei Herning/Dan) das Zepter, ihm zur Seite steht der Slowene Ivo Jan. Im Kader stehen 13 Legionäre, die in der Vorbereitung bis auf wenige Ausnahmen (Kapitän Latendresse) den Beweis, echte Verstärkungen zu sein, schuldig geblieben sind. Ob ein Stiegentrainingslauf mit dem schnellsten Steirer etwas ändert, wird sich erst zeigen. KURIER-Tipp: Rang 9.

INNSBRUCK. Erstmals seit dem Aufstieg haben die Tiroler mit Transfers für einen Aha-Effekt gesorgt. So holten sie vom KAC Trainer Christer Olsson, 2013 immerhin Meister. Bekannte Gesichter sind auch jene der Ex-Capitals-Stürmer Beech und Olsson oder von 99ers-Verteidiger VanBallegooie. Dennoch ist das Gefälle in der Mannschaft zu groß, als dass mit einem Platz im Viertelfinale gerechnet werden darf. Stürmer Mössmer vergleicht das Team mit jenem in der letzten Saison: "Wir haben jetzt mehr Spieler, die für das Team und nicht für sich selbst spielen." KURIER-Tipp: Rang 11.

ZNAIM. Viele Experten zählen die Tschechen heuer zu den Mitfavoriten. Zum starken Stamm kamen einige Verstärkungen aus Tschechien und der Slowakei. Im Dreijahresplan des Klubs wäre heuer der Titel vorgesehen. Das ist jedoch nach den gezeigten körperlichen Schwächen in den Play-offs in den letzten Jahren unrealistisch. KURIER-Tipp: Semifinale.

FEHEVAR. Auch die Ungarn wollen Abgänge diverser Leistungsträger mit "mehr Charakter" kompensieren, sagt der neue Trainer Pallin, letzte Saison Assistent von Raymond. Ein Goldgriff könnte der 24-jährige Heimkehrer Koger sein, der in den letzten vier Jahren in Nordamerika Erfahrung gesammelt hat. KURIER-Tipp: Rang 10.

LAIBACH. Die Slowenen haben laut ihrem neuen deutschen Trainer Fabian Dahlem, der sich als Entwicklungshelfer sieht, ein Saisonziel: "Das slowenischen Eishockey am Leben erhalten." Wie lebendig das Team ist, kann es heute beim KAC zeigen. Im Tor kommt es zum Wiedersehen mit Ex-KAC-Torhüter Chiodo. Auf dem Papier ist Laibach das schlechteste Team. KURIER-Tipp: Rang 12.

Kommentare