Landertinger: "Die Trauben hängen hoch"

Biathlet Dominik Landertinger über die WM in Kontiolahti, die Medaillenchancen der Österreicher und warum er vor einem Rennen gerne Mike Tyson beim Boxen zusieht.

Mit der Mixed-Staffel erfolgte am Donnerstag der Startschuss zur Biathlon-Weltmeisterschaft in Kontiolahti (Finnland). Österreich schickt zehn Athleten (je fünf Damen und Herren) ins Rennen. Die größten Medaillenhoffnungen ruhen auf der Herren-Staffel sowie auf Simon Eder und Dominik Landertinger. Der Tiroler Landertinger ist der letzte österreichische Biathlon-Weltmeister (2009), bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 hatte er ebenfalls eine Einzelmedaille geholt. In dieser Saison wartet der 26-Jährige noch auf den ersten Podestplatz, nachdem er zuletzt wochenlang mit einer Verkühlung herum gekämpft hatte.

KURIER: Sind Sie wieder fit und bereit für die Medaillenjagd?

Dominik Landertinger: Gesundheitlich bin ich wieder bei 100 Prozent. Meine Form war beim letzten Weltcup in Oslo noch nicht perfekt, ich arbeite aber daran, dass ich pünktlich zur WM wieder topfit bin. Ob mir das gelingt, wird man aber erst beim ersten Rennen sehen.

Was erwartet Sie in Kontiolahti?

Die Strecke ist mit ihren steilen Anstiegen und selektiven Abschnitten hart, aber sicher etwas, das mir liegt. Das Schießen in Kontiolahti ist dafür eine echte Herausforderung, der Schießstand ist sehr windanfällig, man muss sich jeden Treffer hart erarbeiten. Wie immer wird es eine schwere Aufgabe, Laufen und Schießen zu kombinieren. Die Bedingungen taugen mir aber.

Wo haben Sie realistischerweise die größten Medaillenchancen?

Die Chancen dafür stehen in jeder Disziplin gleich, wenn ich läuferisch gut drauf bin, dann sowieso. Es wird aber eine harte Aufgabe, die Dichte ist brutal, in der Loipe bewegen sich alle auf hohem Niveau und es werden so gut wie keine Fehler mehr geschossen. Die Trauben hängen hoch. Gewinnen wird am Ende der, bei dem alles zusammenpasst. Dazu gehört auch das Quäntchen Glück.

Sie sind das Zugpferd im österreichischen Biathlonteam.Verspüren Sie deshalb einen größeren Druck?

Eine gewisse Anspannung ist bei jedem Rennen da, die brauche ich aber auch. Wenn ich locker an die Sache rangehe, dann wird es sowieso nichts. Der Druck hält sich bei mir aber in Grenzen, da ich nicht der Typ bin, der sich damit belastet. Am Ende mache ich es ja auch für mich selbst. Natürlich, bei WM- und Olympia-Rennen geht es um noch mehr, da ist man vielleicht den Tick angespannter. Aber nachdem ich im letzten Jahr in Sotschi gemeinsam mit drei Mitkonkurrenten zum letzten Schießen gekommen bin, kann mich in dieser Hinsicht nicht mehr viel erschüttern, denn mehr Druck als in einer so einer Situation geht kaum. Damals konnten wir dann im Team mit Simon Eder, Daniel Mesotitsch und Christoph Sumann die Bronzemedaille gewinnen. Ein tolles Gefühl.

Wie wichtig ist für einen Biathleten Mentaltraining?

Ich bin nicht der klassische Mentaltyp, Yoga oder Meditation sind nichts für mich. Gemeinsam mit Tom Schroffenegger (Anm. einem ehemaligen Profivolleyballer) mache ich aber Konzentrationsübungen um den Fokus am Schießstand zu optimieren. Nervosität gibt es für mich nicht, nur eine gewisse Grundanspannung. Mental habe ich nie viel gearbeitet, in dieser Hinsicht bin ich von Haus aus stark. Vor einem Rennen schaue ich mir aber gerne einen Boxkampf von Mike Tyson oder die besten Langlaufrennen der Geschichte an, das ist etwas, was mich motiviert.

Die Resultate der Mannschaft sind heuer nicht ganz nach Wunsch gewesen. Wo sehen Sie den Grund dafür?
Meiner Meinung nach muss man bei uns beim Nachwuchs ansetzen. Die Norweger zum Beispiel können in jedem Jahrgang aus einem Pool von ungefähr 200 Biathleten schöpfen, aus dem später die Super-Athleten hervorgehen. Wenn wir 15 in jedem Jahrgang zusammenbringen, dann ist das gut. Da fehlt die Masse, aus der sich die Besten herausentwickeln können. Derzeit ist vor allem im Herren-Juniorenbereich das größte Loch auszumachen. Ein Lichtblick ist aber z.B. Felix Leitner, der gerade Weltmeister im Juniorenbereich geworden ist. Es kommt also –wie man auch bei den Olympischen Spielen der Jugend gesehen hat – schon etwas nach, vor allem bei den Mädels. Da möchte ich vor allem auch Lisa Hauser hervorheben, die einen tollen Job macht. Man muss den Jungen aber auch die Zeit zur Entwicklung geben. Im Ausdauersport kommt man nicht von heute auf morgen in die Weltspitze.

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