Capitals - Salzburg: Eine haarige Angelegenheit

Capitals - Salzburg: Eine haarige Angelegenheit
Die Vienna Capitals empfangen heute Salzburg zum zweiten Teil des Duells um den Titel.

Es hat nicht einmal zweieinhalb Stunden gedauert, bis die 14.000 Karten für die ersten beiden Heimspiele der Capitals im Finale gegen Salzburg vergriffen waren. Die Wiener Eishockey-Fans hatten nach der oft schwer bekömmlichen Magerkost während des 54 Runden langen Grunddurchgangs Heißhunger auf das direkte Duell um den Titel.

Nach der 1:6-Niederlage in Salzburg am Dienstag kommt es heute in Wien (19.30 Uhr, ServusTV) vor 7000 Fans zum zweiten Spiel der Best-of-seven-Serie. Capitals-Trainer Jim Boni nimmt nach der Niederlage ein paar Umstellungen vor: "Es sind ein paar Kleinigkeiten, die wir ändern müssen." Und der Coach hat sich mit Raubein Danny Bois unterhalten, der mit zwei dummen Strafen vor dem 1:3 und 1:4 den Salzburger Sieg erleichterte. Was den Trainer positiv stimmte, war die Tatsache, dass die Schussbilanz beim 1:6 ausgeglichen war, obwohl die Capitals kein einziges Powerplay hatten. Und dass das Spiel bis ins letzte Drittel offen war.

"Waren wir die schlechtere Mannschaft?", fragt Boni rhetorisch. "Nein, würde ich nicht sagen. Auch wenn wir verloren haben", antwortet er selbst.

Bis in die Haarspitzen

Sportfans, die nicht allzu oft zum Eishockey gehen, werden sich heute wundern, wie viele Spieler kaum noch erkennbar mit langen Bärten über das Eis flitzen.

Der Grund dafür ist eine alte Eishockey-Tradition, nach der sich Spieler nicht mehr rasieren, sobald sie mit ihrer Mannschaft ins Play-off kommen. Entstanden ist dieser Brauch in Nordamerika in den 1930er-Jahren. Das Play-off dauerte damals zirka zwei Wochen.

In der Erste Bank Liga begann das Viertelfinale schon Anfang März. Und manche Spieler ließen es schon zuvor sprießen. "Ich hab in der Zwischenrunde vor zwei Monaten begonnen", erzählt Capitals-Verteidiger Philippe Lakos. Der 34-jährige Wiener ist kaum noch zu erkennen. Nicht einmal an der Oberlippe darf derzeit eine Schere oder ein Rasierer ran. "Früher habe ich mich immer ein wenig rasiert. Heuer mach’ ich es zum ersten Mal ganz extrem." Ob der Bart die Nahrungsaufnahme nicht behindert? "Ja, es stört beim Essen und Trinken schon sehr. Mir hängen die Barthaare ja schon in den Mund hinein", sagt Lakos. Seine Freundin sei tolerant. "Aber sie wird auch froh sein, wenn sie mein Gesicht wieder sehen kann."

Die Herkunft

Am ersten Tag nach dem letzten Spiel geht es den Bärten an den Kragen. Dann ist es nicht mehr notwendig, grimmig auszusehen. Prof. Reinhold Knoll, Soziologe an der Universität Wien, erklärt die Wirkung des Gesichtshaares: "Der Bart ist ein uraltes Zeichen von Männlichkeit, von Kraft und Stärke. Er deutet auf die volle physiologische Funktionsfähigkeit hin."

Ideal also für hartgesottene Eishockeyspieler, die in der 67. Saisonpartie ihre Wehwehchen verbergen, weil sie sich das Finale nicht entgehen lassen wollen.

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