Neureuther drehte den Spieß um

Der Deutsche bezwang Marcel Hirscher nach dessen Halbzeitführung in Bormio.

Was war Marcel Hirscher nicht erleichtert, als er im Slalom von Val d’Isère die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst hatte: „Jetzt hört endlich diese depperte Scheißfragerei nach den Serien auf“, sagte der Technik-Wunderwuzzi an diesem 15. Dezember 2013. Nur: Marcel Hirscher hat seinerzeit Marcel Hirscher unterschätzt. Denn das Ende einer Serie nutzte der 24-jährige Salzburger zum Beginn einer neuen, dem Riesenslalom-Sieg in Alta Badia ließ er am Montag den zweiten Platz im Slalom von Bormio folgen. Was insofern bemerkenswert ist, als das flache Gelände im oberen Veltlin eigentlich so gar nicht seine Sache ist – Hirscher bevorzugt steile und eisige Pisten. Mit ein Grund dafür sind seine 173 Zentimeter Körpergröße, die ihm auf flachem Terrain nicht eben zum Vorteil gereichen. Erschwerend kam das Wetter der letzten Tage hinzu: Regen und Wärme sowie Schnee und Kälte hatten dem Schlussabschnitt der Pista Stelvio am Wochenende zugesetzt. Doch in Zagreb, wo dieser Slalom eigentlich hätte stattfinden sollen, wäre man wohl schon darüber froh gewesen. Kein Schnee, kein Rennen am Hausberg Sljeme, darum also acht Tage nach der Abfahrt das zweite Herren-Weltcuprennen in Bormio.

Zufriedener Zweiter

Felix Neureuther feierte seinen sechsten Weltcupsieg, bei Halbzeit war der Deutsche noch eine Hundertstelsekunde hinter Hirscher gelegen, am Ende lag er 36 Hundertstel vor ihm. „Ich hab’ alles gegeben, da darf man zufrieden sein“, sagte der Zweite, „es war ein harter Kampf heute. Felix hatte heute einen super Zug auf dem Ski, er war nicht zu biegen.“ Der Gelobte verriet ein wenig seiner Taktik: „Letztes Jahr war’s auch oft so, dass Marcel knapp vor mir lag und dann im zweiten Durchgang noch zulegen konnte, jetzt wollte ich den Spieß einmal umdrehen.“ Das ist ihm gelungen. Und Hirscher, nun, der hat seine Serie fortgesetzt: Der 51. Podestplatz seiner Karriere war der zweite en suite. Fragen? Unnötig. Weniger gut lief’s den anderen Österreichern: Reinfried Herbst wurde mit Innenbandzerrung im rechten Knie und unterstützt von Schmerzmitteln nach Platz vier bei Halbzeit noch Zwölfter, unmittelbar vor Mario Matt. Damit war der Salzburger Routinier besser bedient als Benjamin Raich: Der Tiroler fuhr ebenfalls mit Medikamentenhilfe, doch er erschwerte sich das Rennen um die Olympia-Tickets als 25. „Die Vorbereitung war alles andere als optimal“, sagte der 35-Jährige, der wegen Rückenschmerzen zuletzt nicht trainieren konnte. Pech hatte auch Hirschers Erzrivale im Riesenslalom: Ted Ligety bekam beim Slalom-Training eine Stange auf die Nase, mit geschwollenem und rotem Zinken biss sich der Amerikaner durch und kam auf den 27. und letzten Platz. Nächster Auftritt der Edeltechniker: Am kommenden Samstag beim Riesentorlauf-Klassiker im schweizerischen Adelboden.

Slalom in Bormio
1. Felix Neureuther (GER) 1:59,75 1:00,26 59,49
2. Marcel Hirscher (AUT) 2:00,11 +00,36 1:00,25 59,86
3. Manfred Mölgg (ITA) 2:00,40 +00,65 1:00,83 59,57
4. Naoki Yuasa (JPN) 2:00,48 +00,73 1:02,23 58,25
5. Mattias Hargin (SWE) 2:00,80 +01,05 1:00,38 1:00,42
6. Jean-Baptiste Grange (FRA) 2:00,87 +01,12 1:01,56 59,31
7. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:00,93 +01,18 1:01,55 59,38
8. Fritz Dopfer (GER) 2:00,94 +01,19 1:00,95 59,99
9. Andre Myhrer (SWE) 2:01,23 +01,48 1:00,65 1:00,58
10. Luca Aerni (SUI) 2:01,30 +01,55 1:02,75 58,55
11. Patrick Thaler (ITA) 2:01,42 +01,67 1:01,19 1:00,23
12. Reinfried Herbst (AUT) 2:01,52 +01,77 1:00,50 1:01,02
13. Mario Matt (AUT) 2:01,57 +01,82 1:01,20 1:00,37
14. Axel Bäck (SWE) 2:01,62 +01,87 1:02,02 59,60
15. Mitja Valencic (SLO) 2:01,81 +02,06 1:02,54 59,27
. David Chodounsky ( USA) 2:01,81 +02,06 1:02,13 59,68
17. Marc Digruber (AUT) 2:01,84 +02,09 1:02,39 59,45
. Daniel Yule (SUI) 2:01,84 +02,09 1:03,12 58,72
19. Leif Kristian Haugen (NOR) 2:01,88 +02,13 1:02,07 59,81
20. Alexander Choroschilow (RUS) 2:01,96 +02,21 1:03,14 58,82
21. Manfred Pranger (AUT) 2:02,13 +02,38 1:01,57 1:00,56
22. Stefano Gross (ITA) 2:02,17 +02,42 1:02,30 59,87
23. Steve Missillier (FRA) 2:02,39 +02,64 1:02,00 1:00,39
24. Ivica Kostelic (CRO) 2:02,40 +02,65 1:01,51 1:00,89
25. Benjamin Raich (AUT) 2:02,55 +02,80 1:02,08 1:00,47
26. Markus Vogel (SUI) 2:02,69 +02,94 1:02,95 59,74
27. Ted Ligety (USA) 2:04,40 +04,65 1:01,85 1:02,55

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuel Feller (AUT), Wolfgang Hörl (AUT), Cristian Deville (ITA) Disqualifiziert im 1. Durchgang: Markus Larsson (SWE), Alexis Pinturault (FRA)

Nach 14 Bewerben
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 630
2. Marcel Hirscher (AUT) 515
3. Ted Ligety (USA) 333
4. Hannes Reichelt (AUT) 296
5. Alexis Pinturault (FRA) 268
6. Patrick Küng (SUI) 266
7. Erik Guay (CAN) 261
8. Bode Miller (USA) 230
9. Kjetil Jansrud (NOR) 229
10. Adrien Theaux (FRA) 219

Nach 3 Bewerben
1. Mario Matt (AUT) 200
2. Marcel Hirscher (AUT) 180
3. Mattias Hargin (SWE) 170
4. Felix Neureuther (GER) 130
5. Jean-Baptiste Grange (FRA) 126
6. Patrick Thaler (ITA) 124
7. Henrik Kristoffersen (NOR) 114
8. Manfred Mölgg (ITA) 92
9. Naoki Yuasa (JPN) 77
10. Andre Myhrer (SWE) 69

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