Fenninger: "Ich kann jetzt alles freier angehen"

Entspannt: Anna Fenninger
Ski-Star Anna Fenninger über das Leben als Olympiasiegerin, neue Ziele und ihre Lust auf Schnee.

Anna Fenninger ist entspannt. So leicht kann die 25-jährige Olympiasiegerin nichts mehr aus der Ruhe bringen. Schon gar nicht ein klingelndes Telefon, auch wenn es sich mitten im Interview für das Schweizer Fernsehen bemerkbar macht. Sie wartet geduldig, bis die junge Dame hinter der Bar den wissbegierigen Anrufer auch über die Bademäntel in den Hotelzimmern, die Kräutersauna und das derzeit ausbaufähige Wetter informiert hat. Lacht amüsiert, bevor sie dieselbe Frage noch einmal beantwortet. Anna Fenninger fühlt sich zu Hause im Hotel ihres Lebensgefährten Manuel Veith in Rohrmoos. Das merkt man nicht erst, als dessen Mutter hereinkommt und geherzt wird.

"Dass ich viel daheim war, hat mir sehr dabei geholfen, das zu verarbeiten, was passiert ist", sagt die Skirennläuferin. Sie spricht von den Erfolgen des letzten Winters: Olympia-Gold im Super-G in Sotschi und dem Sieg im Gesamtweltcup und der Riesentorlaufwertung.

KURIER: Frau Fenninger, Sie haben in der vergangenen Saison eigentlich alles erreicht, was ein Skirennläufer erreichen kann. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Anna Fenninger: Eigentlich nicht so sehr. Ich bin immer noch hart am Trainieren. Natürlich kennen mich mehr Leute. Aber sonst waren es nur Kleinigkeiten, die sich verändert haben.

Zum Beispiel?

Ich habe nach zehn Jahren einen neuen Konditionstrainer. Das ist für mich eine körperliche Umstellung, eine Weiterentwicklung würde ich sagen. Es ging mir einfach darum, wieder neue Sachen auszuprobieren, einen neuen Reiz zu suchen, unter anderem auch eine neue Motivation zu finden.

Braucht es die zusätzliche Motivation, weil Sie so viel erreicht haben? Fragt man sich manchmal: Was nun?

Fenninger: "Ich kann jetzt alles freier angehen"
APA17059352 - 18022014 - KRASNAJA POLJANA - RUSSLAND: Anna Fenninger (AUT/2.Platz) am Dienstag, 18. Februar 2014, während der Siegerpräsentation des RTL der Damen im Rosa Khutor Alpine Center in Krasnaja Poljana. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Die Frage ist mir oft gestellt worden. Und die Antwort ist für mich ganz wichtig: Ich fahre nicht nur deshalb Ski, damit ich etwas erreiche, sondern weil das mein Leben ist und mir das taugt. Es gibt nichts Schöneres. Was mich am Ende der Saison so stark gemacht hat, war, dass ich gewusst habe: Ich bin jetzt Olympiasiegerin, das kann ich nicht mehr verlieren. So möchte ich weitermachen. Es fällt der Druck weg, etwas unbedingt erreichen zu wollen. Ich kann es freier angehen. Das macht es sicher nicht schwerer.

Wie präsent sind die Momente des Erfolgs für Sie noch?

Eigentlich will ich gar nicht immer in die Vergangenheit blicken, das bringt mich nicht weiter. Jetzt kommt wieder etwas Neues. Klar, ist es nicht leicht loszulassen. Aber wenn ich das nicht schaffe, wird es nicht weiter vorangehen. Natürlich versuche ich aus dem Weg dorthin zu lernen. Da kommen dann immer wieder die Emotionen hoch und das motiviert mich extrem, weil ich das einfach noch einmal erleben will.

Was erwarten Sie sich von der kommenden Saison?

Eine WM-Medaille ist definitiv ein Ziel. Ich freue mich immer auf Großereignisse. Das ist so ein spezieller Kick, den ich gerne habe. Aber ich erwarte mir vor allem von mir, dass ich nicht zu viel will und es schaffe, mich nur auf mich zu konzentrieren. Man fällt oft ein bisserl darauf hinein, was die anderen von einem erwarten.

Zwei Monate sind es noch bis zum Saisonauftakt. Ist der Hunger auf Schnee wieder zurück?

Sehr sogar. Heuer habe ich es schon gar nicht mehr erwarten habe können. Als ich dann endlich auf Schnee gestanden bin, habe ich mir gedacht: Ich war schon so lange nicht mehr Ski fahren, das kenn ich gar nicht mehr. Später habe ich dann lachen müssen: So was Blödes habe ich mir überhaupt noch nie gedacht. Ich kann es eh noch.

Ist man bekannt, wollen die Menschen auch wissen, wie man privat ist. Wie schwer ist es für Sie, die Grenze zu ziehen?

Schwer, sehr schwer sogar. Ich habe das Gefühl, die Leute wollen immer mehr Privates von mir wissen. Jeder will alles erfahren und dann fällt es mir umso schwerer, etwas preiszugeben. Im Endeffekt ist es immer eine Gefühlssache, auch eine Tagesverfassung, wie weit ich jemanden an mich heranlasse. Ich bin mir auch nicht immer sicher, wo die Grenze liegen sollte.

Begegnen die Leute einer Olympiasiegerin anders?

Extrem sogar. Es ist hauptsächlich positiv. Viele sagen: Das ist super, was du geleistet hast. Was mich schon überrascht hat, ist, dass dieses eine Rennen bei Olympia so eine Reichweite hat. Jeder kann sich daran erinnern.

Karriere

Anna Fenninger (*18. Juni 1989) hat mit ihren 25 Jahren schon alle wichtigen Ski-Trophäen gewonnen. 2011 wurde die Salzburgerin Weltmeisterin in der Super-Kombi. Im vergangenen Winter holte Fenninger in Sotschi Olympiagold im Super G und Silber im Riesentorlauf. Zudem sicherte sie sich mit einem starken Saisonfinish auch erstmals den Gesamtweltcup.

Kommentare