Souveräner Fenninger-Sieg

Souveräner Fenninger-Sieg
Anna Fenninger holte am Semmering ihren zweiten Weltcup-Sieg, ein Jahr nach der Premiere.

Der Grat ist schmal, auf dem Anna Fenninger wandert. Es ist jener zwischen Motivation und Überdruck. Denn einerseits fühlt sich die 23-jährige Rennläuferin von den vielen Fans am Semmering motiviert ("Das pusht mich total. Du stehst im Starthaus und hörst die Leute"), andererseits weiß die Salzburgerin auch um ihre sensible Seite: "Mir wird der Druck dann leicht zu viel."

Nicht so am Freitag: Am Semmering gelang der Kombinationsweltmeisterin von 2011 mit ihrem zweiten Weltcupsieg der perfekte Druckausgleich. Genau ein Jahr nach ihrem ersten Triumph im Riesentorlauf von Lienz war Fenninger in beiden Läufen das Maß der Dinge.

Mit 1,10 Sekunden Vorsprung verwies die Adneterin die slowenische Dominatorin Tina Maze (bisher immer auf dem Podest) und die Französin Tessa Worley (2010 die letzte Semmering-Siegerin) auf die Plätze. "Das ist verrückt. Keine Ahnung, was da los war", freute sich die Siegerin, die bei fünften Versuch am Semmering zum ersten Mal punktete.

Spurensuche

Dabei waren die Verhältnisse beim zehnten Jubiläum im niederösterreichisch-steirischen Grenzland alles andere als einfach. "Speziell", so beschrieb Anna Fenninger die Piste: "Es ist schon kompakt, aber auch ein bisserl rutschig an der Oberfläche."

Auch Kathrin Zettel, als Siebente zweitbeste Österreicherin, haderte mit den Verhältnissen: "Dreht’s den Wind ab, habe ich mir im Starthaus gedacht", sagte die Lokalmatadorin, die bei ihrem Heimrennen eigentlich den dritten Sieg (nach 2006 und 2008) angepeilt hatte. "Ich bin schon unzufrieden, aber auch selber schuld", sagte die Niederösterreicherin, die diese Emotionen noch mit einer anderen Kollegin teilte: Michaela Kirchgasser. Die Salzburgerin musste sich nach zwei durchwachsenen Läufen mit Rang 15 zufriedengeben. Dabei hatte sie sich vor dem Rennen genau das Gegenteil vorgenommen: "Ich will endlich zwei Läufe ohne Fehler runterbringen, dann sollten sich auch gewisse Fragen erledigt haben", meinte Kirchgasser in Hinblick auf das Rennen um die Startplätze bei der WM in Schladming.

Aber die Fragen bleiben offen. Auch Elisabeth Görgl (9.) hofft noch auf ein Ticket für die WM: "Im zweiten Durchgang hat es sich endlich wieder besser angefühlt." Stefanie Köhle (Zwischenrang 9) verpasste nach einem verpatzten zweiten Lauf die Top 10.

Endstand:
1. Anna Fenninger AUT 2:13,09
2. Tina Maze SLO 2:14,19
3. Tessa Worley FRA 2:14,27
4. Maria Höfl-Riesch GER 2:14,76
5. Viktoria Rebensburg GER 2:15,00
6. Jessica Lindell-Vikarby SWE 2:15,48
7. Kathrin Zettel AUT 2:15,49
8. Mikaela Shiffrin USA 2:15,77
9. Elisabeth Görgl AUT 2:16,09
10. Maria Pietilä-Holmner SWE 2:16,17
11. Frida Hansdotter SWE 2:16,18
12. Nadia Fanchini ITA 2:16,32
13. Dominique Gisin SUI 2:16,39
14. Marie-Michele Gagnon CAN 2:16,48
15. Michaela Kirchgasser AUT 2:16,61
16. Irene Curtoni ITA 2:16,66
17. Anemone Marmottan FRA 2:16,73
18. Veronique Hronek GER 2:16,76
19. Denise Karbon ITA 2:16,79
20. Tanja Poutiainen FIN 2:16,90
21. Stefanie Köhle AUT 2:17,06
22. Taina Barioz FRA 2:17,12
23. Marion Bertrand FRA 2:17,15
24. Lara Gut SUI 2:17,19
25. Julia Mancuso USA 2:17,25
26. Eva-Maria Brem AUT 2:17,29
27. Tina Weirather LIE 2:17,35
28. Sara Hector SWE 2:17,39
29. Manuela Mölgg ITA 2:17,96
30. Lisa Magdalena Agerer ITA 2:18,00

Stand nach dem 1. Durchgang:

1. Anna Fenninger (AUT) 1:06,42
2. Tessa Worley (FRA) +0.56
3. Tina Maze (SLO) +0.90
4. Maria Höfl-Riesch (GER) +1.14
5. Jessica Lindell-Vikarby (SWE) +1.22
6. Viktoria Rebensburg (GER) +1.25
7. Frida Hansdotter (SWE) +1.76
8. Kathrin Zettel (AUT) +1.86
9. Stefanie Köhle (AUT) +1.89
10. Elisabeth Görgl (AUT)
+1.96
11. Manuela Mölgg (ITA) +2.00
12. Mikaela Shiffrin (USA) +2.14
13. Tanja Poutiainen (FIN) +2.32
14. Marie-Michele Gagnon (CAN) +2.33
15. Maria Pietilä-Holmner (SWE) +2.39
Weiter:
17. Eva-Maria Brem (AUT) +2.45
23. Michaela Kirchgasser (AUT) +2.73

Nicht für 2. Lauf qualifiziert:
37. Jessica Depauli (AUT) +3.95
44. Ramona Siebenhofer (AUT) +4.28
47. Carmen Thalmann (AUT) +4.36

Was macht Sie am 28. Dezember so stark?
Fenninger: Ich weiß auch nicht so genau, warum es dieser Tag so in sich hat. Irgendwie läuft's ja gleich wie im Vorjahr. Ich war von Anfang an gut in Form, hatte aber zwei Ausfälle, die mich verunsichert haben. Dann habe ich mir das Selbstvertrauen zurückgeholt. Das versuche ich jetzt mitzunehmen in die nächsten Monate und nicht wieder in ein Loch zu fallen wie letztes Jahr. Mir war der Rummel und die Nähe der Menschen damals einfach zu viel. Ich habe aber die Vergangenheit abgehakt und neu angefangen. Heute beflügelt mich die Begeisterung und der Jubel der Leute.

Sie haben einen für Sie bisher verhexten Berg nun auch zum persönlichen Zauberberg gemacht. Mit so einem großen Vorsprung zu gewinnen, ist eine andere Dimension, oder?
Nein. Eine Sekunde verliert man schnell. Mir ist Gott sei Dank kein so ein Fehler passiert und erstmals als Letzte am Start zu stehen, ist auch nicht anders, als wenn du Dritte bist. Es ist halt dann ziemlich leer da oben. Ich habe meine Stärke im Flachen richtig gut ausspielen können. Zudem bin ich einen Ski mit breiterer Kante gefahren, da hat man auf so einer Piste eine bessere Führung. Ich bin nicht um eine Klasse besser. Es war einfach ein guter Tag heute für mich. Mir ist der Rennhang ja prinzipiell egal, ich kann überall schnell fahren.

Sie fahren keinen Slalom, es ist nur noch ein Riesentorlauf bis Schladming. Liegt jetzt der Fokus schon auf der WM?
Nein, sondern darauf, dass die Form bis dorthin steigt. Ich will ja bei der WM in vier Disziplinen starten und im Riesentorlauf bin ich schon dort, wo ich mir vorstellen kann, im Februar Rennen zu gewinnen. Auch der Super-G und die Abfahrt sind für mich wichtig. Da wartet aber noch viel Arbeit.

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