Ammann siegt, Diethart Dritter

Thomas Diethart freut sich über Platz drei in Oberstdorf.
"Ich denke eben einfach nicht viel nach", erklärt der 21-jährige Niederösterreicher in Oberstdorf.

Wenn Thomas Diethart über das Skispringen redet, dann hört sich alles so einfach an. Die prominenten Konkurrenten? Nebensache. Der wechselnde Wind? Alles halb so wild. Der Druck bei seiner ersten Tournee? Nicht der Rede wert. Die ständigen Anlaufverkürzungen und -verlängerungen? Alles offenbar kein Problem für diesen 21-jährigen Mann aus dem Tullnerfeld, der es mit einer Strategie zum sensationellen dritten Platz in Oberstdorf und zum Senkrechtstarter dieses Winters gebracht hat, die durchaus durchdacht ist. „Ich denke eben einfach nicht viel nach“, erklärt Thomas Diethart mit einem frechen Grinsen. Und. „Ich lasse es im Moment einfach laufen.“ Und wie es läuft. Nach den Rängen vier und sechs in Engelberg landete der 21-Jährige in seinem siebenten Weltcupspringen gleich das erste Mal in der Karriere auf dem Podest und überflügelte damit sogar seine hochdekorierten Teamkollegen. Zurecht wurde er zum Mann des Tages gewählt. Wer noch vor drei Wochen gesagt hätte, dass ein Adler aus Niederösterreich beim Tourneestart in Oberstdorf die rotweißrote Nummer eins sein würde, dem wäre wohl der Vogel gezeigt worden.

Frech & Fröhlich

Nach dem starken Debüt in Engelberg und den souveränen ersten Auftritten im Tournee-Trubel wundert sich niemand mehr über den Höhenflug des Wahltirolers. Zumindest nicht im österreichischen Lager. „Er macht das sehr gut, er ist unbekümmert und wächst mit der Aufgabe“, lobt der österreichische Cheftrainer Alexander Pointner. Der siebente Rang von Michael Hayböck, der ebenfalls vom Kontinentalcup zur Tournee gestoßen war, belegt die gute Nachwuchsarbeit Made in Austria. Mit ein bisschen Glück hätte Thomas Diethart sogar noch weiter vorne landen können. Nach seinem Finalsprung (134,5m) hatte das Tournee-Baby Probleme bei der Landung die Haltung zu bewahren. Ein klitzekleines Malheur, das ihm am Ende um 0,6 Punkte den zweiten Rang kostete. „Das ist ein Wahnsinn, was hier abgeht.“

Clever & Smart

Der erste Platz wäre für Diethart aber ohnehin außer Reichweite gewesen. Dafür war Simon Ammann zu souverän, und dafür agierte der Schweizer Routinier auch zu clever. Im Gegensatz zum Niederösterreicher vertraut der 32-Jährige einer anderen Strategie: Er springt mit Köpfchen. Vor dem Finalsprung ließ der 32-Jährige freiwillig den Anlauf verkürzen, um so Zusatzpunkte (Gatepunkte) zu ergattern. Eine Strategie, die zum Sieg vor dem Norweger Anders Bardal führte – und so nebenbei Ammann seinem letzten sportlichen Traum einen kleinen Schritt näher brachte. Die Vierschanzen-Tournee fehlt dem vierfachen Olympiasieger noch in seiner Erfolgssammlung. „ Jeder weiß, wie sehr ich mir diesen Sieg wünsche“, so Simon Ammann, „deshalb war das ein sehr emotionaler Tag für mich.“

Der Auftritt von Eddie the Eagle in Oberstdorf:

Ammann siegt, Diethart Dritter

Edwards, better known as Eddie "The Eagle", reacts
Ammann siegt, Diethart Dritter

GERMANY SKI JUMPING WORLD CUP
Ammann siegt, Diethart Dritter

Edwards, better known as Eddie "The Eagle", is doi
Ammann siegt, Diethart Dritter

GERMANY SKI JUMPING WORLD CUP

Er braucht eine starke helfende Hand, um die Bindung schließen zu können. Er kommt nicht alleine in den Sprungschuh. Aber er kommt mit diesem Handicap offenbar weit besser zurecht als noch vor Tagen geglaubt. Thomas Morgenstern mag wegen seiner Fingerverletzung zwar vor und nach den Sprüngen noch auf fremde Hilfe (ÖSV-Physiotherapeut Herbert Leitner) angewiesen sein, in der Luft ist der Kärntner aber wieder ganz in seinem Element, wie der fünfte Rang in Oberstdorf beweist. „Das war ein schöner Tag für mich“, strahlte Morgenstern, „vor allem habe ich mir jetzt eine super Ausgangsposition geschaffen.“ Auch Cheftrainer Pointner sieht im Tourneesieger von 2011 einen heißen Kandidaten für die Gesamtwertung. „Ich habe ihn auf der Rechnung.“ Bei den zwei erklärten Favoriten wurde derweil nach dem Auftaktbewerb eine alte Tournee-Weisheit strapaziert. Die da lautet: Man könne die Tournee in Oberstdorf nicht gewinnen, aber man könne sie dort hier verlieren. Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer, der als Neunter erstmals nach acht Tourneespringen in Serie nicht unter den Top 3 landete, liegt bereits 20,3 Zähler hinter Simon Ammann. Der polnische Weltcup-Leader Kamil Stoch (13.) hat gar schon 30 Punkte Rückstand ausgefasst. Schlierenzauer ärgerte sich weniger über seine Performance als vielmehr über die insgesamt neun Anlauf-Veränderungen der Jury. „Diese ständige Lukenschieberei ist nicht förderlich für den Sport“, meinte der Tiroler, der immerhin im zweiten Durchgang die Höchstweite (137 Meter) aufgestellt hatte. „Aber ich will das jetzt nicht als Ausrede verwenden. Freuen wir uns doch besser mit Thomas Diethart.“

Springen in Oberstdorf
1. Simon Ammann (SUI) 301,9 (139,0/133,0)
2. Anders Bardal (NOR) 297,9 (133,0/133,5)
3. Peter Prevc (SLO) 297,3 (139,5/134,0)
. Thomas Diethart (AUT) 297,3 (139,0/134,5)
5. Thomas Morgenstern (AUT) 296,8 (132,0/134,5)
6. Noriaki Kasai (JPN) 294,5 (133,0/130,5)
7. Michael Hayböck (AUT) 284,6 (131,0/129,5)
8. Marinus Kraus (GER) 282,0 (130,5/130,0)
9. Gregor Schlierenzauer (AUT) 281,6 (130,5/137,0)
10. Severin Freund (GER) 279,3 (130,5/127,5)
11. Michael Neumayer (GER) 274,2 (135,0/134,0)
12. Taku Takeuchi (JPN) 273,4 (130,0/132,5)
13. Kamil Stoch (POL) 272,0 (124,0/130,0)
14. Klemens Muranka (POL) 268,2 (141,5/121,5)
15. Andreas Wank (GER) 263,5 (124,0/126,5)
16. Daiki Ito (JPN) 262,9 (126,0/126,0)
17. Jan Ziobro (POL) 262,4 (126,5/123,0)
18. Andreas Kofler (AUT) 261,7 (128,5/124,5)
19. Jurij Tepes (SLO) 260,5 (130,0/121,0)
20. Lukas Hlava (CZE) 260,3 (123,0/125,5)
21. Tom Hilde (NOR) 260,2 (133,5/123,5)
22. Wolfgang Loitzl (AUT) 258,9 (123,0/125,5)
23. Jarkko Määttä (FIN) 258,7 (129,0/121,5)
24. Piotr Zyla (POL) 257,3 (121,0/123,0)
25. Janne Ahonen (FIN) 255,7 (120,5/119,0)
26. Mackenzie Boyd-Clowes (CAN) 253,5 (129,5/120,0)
27. Krzystzof Biegun (POL) 252,3 (123,0/119,5)
28. Maciej Kot (POL) 249,2 (121,5/120,5)
29. Andreas Wellinger (GER) 243,2 (124,0/115,5)
30. Anders Jacobsen (NOR) 224,5 (115,5/107,0)

Nach 10 von 28 Bewerben
1. Kamil Stoch (POL) 430
2. Anders Bardal (NOR) 391
3. Gregor Schlierenzauer (AUT) 381
4. Simon Ammann (SUI) 344
5. Severin Freund (GER) 293
6. Taku Takeuchi (JPN) 277
7. Thomas Morgenstern (AUT) 266
8. Noriaki Kasai (JPN) 265
9. Andreas Wellinger (GER) 261
10. Marinus Kraus (GER) 212
11. Piotr Zyla (POL) 207
12. Jan Ziobro (POL) 203
13. Peter Prevc (SLO) 191
14. Daiki Ito (JPN) 187
15. Robert Kranjec (SLO) 176
Weiter:
17. Thomas Diethart (AUT) 150
22. Wolfgang Loitzl (AUT) 115
26. Stefan Kraft (AUT) 93
31. Andreas Kofler (AUT) 71
38. Michael Hayböck (AUT) 36
39. Manuel Fettner (AUT) 33

Kommentare