Albertville 1992: Ein Rückblick

Albertville 1992: Ein Rückblick
Vor 20 Jahren schrieben Österreichs Wintersportler in Frankreich mit 21 Medaillen olympische Geschichte.

Es waren die ersten Olympischen Winterspiele nach der deutschen Wiedervereinigung. Und die letzten mit einer gemeinsamen Mannschaft der sowjetischen Teilrepubliken (GUS). Die Spiele in Albertville im Jahre 1992 hatten aber auch für Österreich eine besondere Bedeutung. Mit 21 Medaillen war Albertville bis dahin das erfolgreichste Abschneiden bei Olympia. Was wurde aus den Helden von damals, was ist geblieben von Ruhm und Glanz?

Der KURIER macht einen Blick in den olympischen Rückspiegel.

Ortlieb: "Kein Kontakt mehr zur blauen Fraktion"

Er steht täglich auf Skiern, die er ein paar Zentimeter vor seiner Hoteltür in Oberlech anschnallt. Die gegenüber ehemaligen Sportgrößen unhöfliche Frage, wie viele Kilos vom einstigen Kampfgewicht trennen, erübrigt sich bei Patrick Ortlieb, 44. Der kräftige Abfahrts-Olympiasieger von 1992 und Weltmeister 1996 hat eher abgenommen als zugelegt, obwohl Patrick Ortlieb im Vorjahr in Wien zum Bierkönig gekürt wurde. Ein Titel, den die Gerstensaft-Branche ihm, dem Gastronomen des Viersterne-Hotels Montana von Oberlech, für seine Verdienste um die Bierkultur in Österreich zuerkannt hatte. Die Politik ist nicht mehr sein Bier.

KURIER: Vor Ihrem Olympiasieg 1992 in Val d’Isère hatten Sie Ihren Glücksberg als abfahrtsunwürdig bezeichnet. Haben Sie Ihre Meinung geändert?
Patrick Ortlieb: Ich behaupte nach wie vor, dass eine richtige Abfahrt nicht nur aus Kurven bestehen soll. Gleitpassagen, hohe Geschwindigkeit und Sprünge sind Elemente, die zu einem Abfahrtslauf einfach dazugehören. So wie das Tüfteln am Material. Das war eine meiner Stärken.

Darüber hinaus profitierten Sie von einem, der den Krebs besiegt hat. Von Heinzelmännchen Heinz.
Ja. Heinz Hämmerle ist bis heute der wahrscheinlich ungewöhnlichste Servicemann im Weltcup. Er hat bei Head die Weltmeister-Ski von Hannes Trinkl präpariert, hat Bode Miller betreut. Und heute schwärmt Lindsey Vonn von Magic Heinz.

Sie waren von 1999 bis 2002 FP-Nationalrat. Wie sehr sind Sie noch ins politische Geschehen involviert?
Überhaupt nicht. Mit dem Rücktritt von Vizekanzlerin Riess-Passer habe ich auch meine politische Karriere für beendet erachtet.

Hatten Sie als Vorarlberger das glatte politische Parkett in Wien unterschätzt?
Ich hatte nicht gedacht, dass man als FPÖ-Mandatar in Ostösterreich automatisch ins rechte Eck gerückt wird, selbst wenn man damit nichts am Hut hat. Im Westen war und ist das anders.

Sie sind noch in der regionalen Politik tätig?
Auch das nicht. Ich habe keinen Kontakt mehr zur blauen Fraktion. Schon aus zeitlichen Gründen.

Nach Ihrem WM-Sieg 1996 in Sierra Nevada, wo die spanische Strecke mehr Ihren Abfahrtsvorstellungen als vier Jahre zuvor bei Olympia entsprach, meinten Sie, angesprochen auf Ihr Leben danach, dass Sie nicht als Adabei oder TV-Analytiker im Weltcup enden wollen. Jetzt sieht man Sie doch öfters am Pistenrand. Nur Zufall?
Wir vom Skiclub Arlberg haben in der Vorwoche erst die österreichischen Jugendmeisterschaften in St. Anton veranstaltet. Unsere Nina ist auch gestartet. Ich arbeite auch gern mit anderen Kindern.

Ihre 15-jährige Tochter, so hört man, soll eine besonders Schneidige sein.
Bei den Jugendmeisterschaften ist Nina zwei Mal ausgeschieden. In dieser Woche hat sie soeben ihre ersten beiden FIS-Rennen gewonnen. Sie besucht so wie ich einst das Skigymnasium in Stams.

Wenn Sie als ständiger Beobachter die heutige Rennjugend mit Ihrer Zeit als Nachwuchsläufer vergleichen - sehen Sie Unterschiede?
Die heutigen jugendlichen Rennfahrer sind wesentlich weiter, als wir es im gleichen Alter waren. Professioneller in der Rennvorbereitung. Auf Video zum Beispiele werden Trainingsläufe und Rennen oft schon im Schülerbereich genau analysiert.

Haben Sie noch Kontakt zur Ihrem langjährigen, ehemaligen Zimmer- und Markenkollegen Hannes Trinkl?
Ja, natürlich. Allein schon, weil wir in einem Präsidium sitzen. Er als ÖSV-Vizepräsident, ich als Vorarlberger Landesverbandspräsident.

Zu welcher Erkenntnis sind Sie als Jungfunktionär gelangt?
Dass ohne Idealismus, ohne freiwillige Helfer nichts gehen würde. Und dass ich vorm Präsidenten Peter Schröcksnadel den Hut ziehe. Er ist ein Riesenunternehmer. Ich hoffe, dass er dem ÖSV noch lange erhalten bleibt.

Empörte Finanzexperten fordern eine Abschaffung des sogenannten Skifahrer-Paragrafen, der Sportler und Künstler steuerlich begünstigt.
Solche Argumente mögen im Moment in der Öffentlichkeit besondern gut ankommen. Doch fairerweise muss daran erinnert werden, dass sich die Zeit, in der Sportler ihren Beruf zum Gelderwerb ausüben können, zumeist nur auf einige, wenige Jahre beschränkt. Außerdem werden bei Ski-Rennläufern von deren im Ausland verdienten Preisgeldern die Steuern bereits vor Ort abgezogen.

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