Rückschlag für Vonn, Höhenflug von Hütter

Lindsey Vonn wird im Jahr 2013 nicht mehr fahren.
Der US-Star schafft es in Val d'Isere nicht ins Ziel. Die junge Steirerin Hütter fährt aufs Stockerl.

Alles kann selbst ein Tiger Woods nicht richten: Der Golf-Star aus den USA war am Donnerstag nach Val d’Isère gekommen, um am Samstag mit einer Trainer-Akkreditierung ausgestattet seiner Freundin Lindsey Vonn die Daumen zu drücken – und versagte als Glücksbringer.

Schon zur Startnummernauslosung am Freitag hatte Woods seine Partnerin begleitet, und er war bei den Fahrerinnen im Warteraum ein begehrtes Fotomotiv. „Ich habe ein paar Worte mit ihm gewechselt“, sagte Tina Maze, die Titelverteidigerin im Gesamtweltcup. Die 30-jährige Slowenin freute sich über Platz zwei – und sie bedauerte das Pech von US-Kollegin Vonn: „Schade, dass er ihr kein Glück gebracht hat.“

In der Tat: Seine Freundin beendete ihr Rennen nach rund eineinhalb Minuten. Das rechte Knie, dessen vorderes Kreuzband bei der WM in Schladming abgerissen und im November in Vail bei einem weiteren Sturz eingerissen ist, „es hat nachgegeben, und ich habe es dann nicht mehr gespürt – also bin ich aus dem Kurs gefahren“, sagte die 29-Jährige. „Ich habe gelernt, dass ich nicht so aggressiv mit dem rechten Bein fahren kann, wie ich möchte“, ein weiterer Rückschlag auf dem Weg zu Olympia. Vonn stapfte mit süß-saurer Miene und dem Tiger im Schlepptau aus dem Zielraum, und noch am Abend flog sie mit ihrem Partner heim, nun will sie die Muskulatur des rechten Beins weiter stärken. Nächster Startversuch im Weltcup: im Jänner.

Woods war im Ziel eine halbe Ewigkeit hinter Cornelia Hütter gestanden, die auf das Ende des Rennens wartete. Doch die Steirerin nahm das gar nicht wahr: „Ich war ja schon von mir selbst überfordert. Ich hatte keine Ahnung, was da mit mir passiert.“ Am Ende passierte Platz drei, und das war für die 21-Jährige aus Kumberg im Bezirk Graz-Umgebung völlig irreal. Denn: „Mit einem Platz in den Top Ten wäre ich schon glücklich gewesen.“ Die Flachländerin hat die Bilanz der ÖSV-Damen bei der vierten Abfahrt der Saison deutlich verschönert: Mit Startnummer eins die Nummer eins in Rot-Weiß-Rot, dazu gab es das beste Ergebnis ihrer Karriere.

Wilde Ritte

Doch Hütter räumte nach eigenwilligen Flugeinlagen Aufholbedarf ein: „Das war eher Harakiri heute, dafür habe ich den Rest gut erwischt. Aber Springen kann ich nicht – das muss ich üben.“ Die steirische Spätstarterin, die mit zehn Jahren bei einer Autofahrt mit dem Papa auf die Idee kam, Skirennfahrerin zu werden (der antwortete: „Dann musst’ aber auch trainieren“), hat nach einem schwierigen Jahr an der Skihauptschule Eisenerz („Ich bin immer Vorletzte geworden“) und besseren Zeiten an der Skihaupt- und Handelsschule Schladming 2011 im Weltcup debütiert.

Ein Debüt feierte auch Marianne Kaufmann-Abderhalden: Die 27-jährige Toggenburgerin siegte erstmals. „Ich bleibe aber die kleine Schwester“, sagte sie. Warum? Bruder Jörg wurde für seine Erfolge im eidgenössischen Nationalsport Schwingen zum Schweizer des Jahres 2007 gewählt.

Neben Vonns Malheur gab es einige schwere Stürze – jener von Marie Marchand-Arvier (ihr zweiter auf der Piste Oreiller-Killy nach 2011) endete mit einem enormen Bluterguss, aber immerhin ohne Brüche im Spital. Das ist für die gebeulten französischen Damen ein weiterer Rückschlag: Die Weltmeisterinnen Tessa Worley (Riesenslalom) und Marion Rolland (Abfahrt) fallen mit Kreuzbandrissen für Olympia aus.

Rückschlag für Vonn, Höhenflug von Hütter

FRANCE ALPINE SKIING WORLD CUP
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Rückschlag für Vonn, Höhenflug von Hütter

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Rückschlag für Vonn, Höhenflug von Hütter

FRANCE ALPINE SKIING WORLD CUP

Abfahrt - Val d'Isere
1. Marianne Kaufmann-Abderhalden (SUI) 1:47,28
2. Tina Maze (SLO) 1:47,57 +0,29
3. Cornelia Hütter (AUT) 1:47,80 +0,52
4. Tina Weirather (LIE) 1:47,91 +0,63
5. Lotte Smiseth Sejersted (NOR) 1:48,22 +0,94
6. Fränzi Aufdenblatten (SUI) 1:48,30 +1,02
7. Dominique Gisin (SUI) 1:48,31 +1,03
8. Kajsa Kling (SWE) 1:48,47 +1,19
9. Maria Höfl-Riesch (GER) 1:48,49 +1,21
10. Elisabeth Görgl (AUT) 1:48,56 +1,28
11. Anna Fenninger (AUT) 1:48,61 +1,33
12. Edit Miklos (HUN) 1:48,71 +1,43
13. Nadja Jnglin-Kamer (SUI) 1:48,72 +1,44
14. Leanne Smith (USA) 1:48,79 +1,51
. Larisa Yurkiw (CAN) 1:48,79 +1,51
16. Regina Sterz (AUT) 1:48,80 +1,52
17. Daniela Merighetti (ITA) 1:48,81 +1,53
. Fabienne Suter (SUI) 1:48,81 +1,53
19. Carolina Ruiz Castillo (ESP) 1:49,04 +1,76
20. Ilka Stuhec (SLO) 1:49,08 +1,80
21. Julia Mancuso (USA) 1:49,09 +1,81
22. Nadia Fanchini (ITA) 1:49,22 +1,94
23. Verena Stuffer (ITA) 1:49,26 +1,98
24. Francesca Marsaglia (ITA) 1:49,27 +1,99
25. Lara Gut (SUI) 1:49,30 +2,02
26. Andrea Fischbacher (AUT) 1:49,32 +2,04
27. Stefanie Moser (AUT) 1:49,35 +2,07
28. Priska Nufer (SUI) 1:49,45 +2,17
29. Mirjam Puchner (AUT) 1:49,46 +2,18
30. Gina Stechert (GER) 1:49,51 +2,23
Weiter:
33. Ramona Siebenhofer (AUT) 1:49,71 +2,43
37. Nicole Schmidhofer (AUT) 1:50,03 +2,75

Das hätte ins Auge gehen können: Michaela Kirchgasser und Kathrin Zettel waren gerade noch für den KURIER am ältesten Haus von Val d’Isère zwischen Sommer- und Wintereingang herumgeturnt, da öffnete sich die untere Tür. Heraus kam zwar kein Krampus, allzu glücklich wirkte der Herr dennoch nicht über die beiden österreichischen Technikerinnen. Zumindest freundlich hätte er sein können, schließlich ist Kathrin Zettel derzeit eine überaus farbige Person (ihr blauer Fleck am verlängerten Rücken, erlitten in St. Moritz, spielt mittlerweile auch andere bunte Stückerl’n) und Michaela Kirchgasser seit ihrem vierten Platz in Courchevel am Dienstag einfach nur befreit und bester Dinge.

Ganz so unbeschwert geht Anna Fenninger den Riesenslalom am Sonntag (10.30/13.30 Uhr) nicht an: „Ich habe viel Riesenslalom trainiert, aber bisher hat es noch nicht so recht hingehauen.“ Den Freitagmorgen nutzte sie darum für ein paar Übungsfahrten auf der steilen Face de la Bellevarde, wo zuletzt die Herren ihren Weltcup bestritten haben. Die Damen hingegen bleiben in La Daille, wo ja sie schon Samstag gefahren sind. Es ist der erste Riesenslalom dort seit 2002 – und damals war Alexandra Meissnitzer Dritte.

Rückschlag für Vonn, Höhenflug von Hütter
Hoch hinaus: Kirchgasser (o.) und Zettel an der Maison Maurice.

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