Bruder von Brüssel-Attentäter fährt zu Olympia

Mourad Laachraoui ist Taekwondo-Europameister.

"Die Geschichte von Mourad und Najim Laachraoui ist die zweier Brüder, die einander vor langer Zeit verloren haben. Der eine tritt für Belgien bei Taekwondo-Wettkämpfen an und reist bald zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, der andere zündete am 22. März im Auftrag des "Islamischen Staats" (IS) eine Nagelbombe im Flughafen von Brüssel." So schreibt es das Nachrichtenmagazin Der Spiegel , das Mourad Laachraoui in Belgien getroffen hat.

Der 21-Jährige ist einer der besten Taekwondo-Kämpfer der Welt. Erst im Mai hat Mourad Laachraoui den Europameistertitel in der Klasse bis 54 Kilogramm geholt.

Während sein Bruder Najim, zu dem er seit 2013 keinen Kontakt mehr hatte, ein Attentat plante, reiste Mourad von Turnier zu Turnier, trat in Russland, den USA oder Südkorea zu Wettkämpfen an.

In ein paar Wochen wird ihn sein Weg nach Rio de Janeiro führen, zu den Olympischen Spielen. Einen Wettkampf wird er dort wohl nicht bestreiten. Seine Gewichtsklasse ist nicht Teil des olympischen Programmes. Mourad wird innerhalb des belgischen Teams als Sparringpartner fungieren und als Ersatzmann einspringen, falls sich einer seiner Teamkollegen verletzen sollte.

Dem Spiegel erzählte er, wie wichtig der Sport für ihn war, um mit den Taten seines Bruders fertig werden zu können. „Taekwondo hat mich gelehrt, wie man andere Menschen respektiert", wird er zitiert. Im Training seien die Bomben kein Thema gewesen, wie eine Familie hätte man zu ihm gehalten.

Sein Trainer, Leonardo Gambluch, führte lange Gespräche mit ihm. "Ich sagte zu ihm: Das ist alles nicht dein Fehler. Du bist nicht der mit der Bombe. Im Gegenteil, du bist einer der besten Sportler in diesem Land, du bist ein Vorbild für die Gesellschaft", erzählt Gambluch.

Sport sei für Mourad auch Erziehung gewesen, wie er selbst sagt: "Immer pünktlich zu sein, Regeln zu respektieren, das ist Teil meines Lebens geworden."

Bruder von Brüssel-Attentäter fährt zu Olympia
Mourad Laachraoui, Belgian Taekwondo athlete and brother of Najim Laachaoui, implicated in the Brussels bombing attacks, addresses a press conference in Brussels, Belgium, March 24, 2016. REUTERS/Christian Hartmann
Oft habe er sich in den vergangenen Wochen gefragt, ob er um Najim weinen dürfe. Um einen Menschen, der so viel Leid über andere gebracht habe, der aber trotzdem sein Bruder war. "Ja, ich habe getrauert, und die Trauer ist auch noch nicht überwunden." Aber: "Es ist schrecklich was er gemacht hat."

Wütend sei er vor allem auf jene, die seinen Bruder zu dieser Tat gebracht hätten.

"Er fehlt mir als Bruder. Aber er fehlt mir nicht für das, was er getan hat."

Zum Spiegel-Artikel

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