Paszek: "Setze mich nicht mehr unter Druck"

Tamira Paszek hat zum Rasen von Wimbledon eine besondere Beziehung.
Tamira Paszek über Wesensveränderungen, Wimbledon, große Verdienste und Verdienstentgang.

Wimbledon und Tamira Paszek. Das passt irgendwie zusammen. Vor neun Jahren gab die Vorarlbergerin ihr Debüt mit dem Achtelfinaleinzug, 2011 und 2012 stand sie im Viertelfinale, nur 2010 war sie nicht dabei. In den beiden vergangenen Jahren war jeweils nach gelungener Qualifikation in Runde eins Schluss mit lustig.

KURIER: Erst 25, und schon zum neunten Mal in Wimbledon. Irgendwie schon Ihr Wohnzimmer?

Tamira Paszek: Es ist generell schön, auf Rasen zu spielen und natürlich auch, hierher zurückzukommen. Ich habe große Erfolge feiern können und schöne Erinnerungen.

Werden Sie als zweifache Viertelfinalistin in London von den Medien noch immer bevorzugt behandelt?

Nein, und das ist auch gut so. So konnte ich in Ruhe eine ohnehin anstrengende Qualifikation spielen und nun in Ruhe den Fokus auf den Hauptbewerb legen.

Mit einem Sieg könnten Sie in die Top 100 zurückkehren. Wie bilanzieren Sie nach den ersten Jahreshälfte?

Das Ziel Top 100 ist im Kopf, ich hätte es nach einem guten Start früher erreichen wollen. Aber ich setzte mich nicht mehr so unter Druck wie früher, wo ich mir die Ziele zu hoch gesteckt habe. Schön wäre es, wenn ich bei den US Open fix im Hauptbewerb stehen könnte.

Ihr Auftakt-Gegnerin am Dienstag kennen Sie ja schon gut ...

Ich habe gegen Jelena Wesnina 2005 in Linz mein allererstes Match auf der WTA-Tour gespielt und gewonnen. Sie spielt sehr stark Einzel und Doppel. Aber bei einem Grand-Slam-Turnier gibt es sowieso keine leichten Gegnerinnen. Ich muss sie konstant mit meinem variablen Spiel beschäftigen.

Sie haben sich Ende 2015 von ihrem langjährigen Coach Larri Passos getrennt. Sie sagten, auch aus finanziellen Gründen.

Wir hatten sehr erfolgreiche Jahre gemeinsam, aber irgendwann kommt ein Punkt, an dem man sich verändern muss. Sicher, die Trainingseinheiten in Südamerika waren kostspielig. Und ich war in den vergangenen Jahren kaum Top 100, da ist der Verdienst überschaubar. Und ohne Sponsoren ist eben weniger drin. Jetzt reise ich mit Trainer Pavel und Physiotherapeutin Moldovan.

Durch den Brexit gibt’s ja auch um fünf Prozent weniger Preisgeld. Ist das auch das Thema in Wimbledon?

Daran kommt man hier nicht vorbei. Aber wer zu viel TV sieht, der interpretiert zu viel. Das ist aber generell ein Problem. Natürlich freut man sich immer über mehr Preisgeld, in diesem Fall ist es weniger schön.

Sie sind mittlerweile seit Jahren Österreichs Nummer eins bei den Damen. Wie sehen Sie die Zukunft?

Wichtig ist, dass die Kameradschaft so groß ist wie noch selten zuvor. Wir (Barbara Haas war die zweite ÖTV-Dame in Wimbledon, Anm.) haben uns gegenseitig in der Qualifikation zugeschaut und uns gegenseitig Tipps gegeben. Ich glaube, dass wir nicht zuletzt deshalb auch bei den Damen eine gute Zukunft haben.

Sehr gut sieht es bei den Herren aus. Zumindest bei Dominic Thiem. Ein Trampolin auch für die Damen?

Natürlich hilft er auch uns generell. Er hat bewundernswerte Resultate, das hilft dem gesamten österreichischen Tennissport. Weil dadurch der Sport wieder populärer wird, und auch, weil er wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen läuft.

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