Der geheime Hausherr gibt Gas

epa03687279 A handout picture shows Germany's Timo Scheider driving his Audi RS 5 DTM during the qualifying for the first race of the 2013 season of the German Touring Car Masters (DTM) on the Hockenheimring circuit in Hockenheim, Germany, 04 May 2013. Scheider took the pole position. EPA/DTM / ITR / JUERGEN TAP HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Der deutsche DTM-Pilot Timo Scheider lebt in Vorarlberg und startet in Spielberg mit österreichischer Lizenz.

Timo Scheider spricht schnell, viel und mit den Händen. Der Gedanke an seinen Beruf treibt dem 34-jährigen Deutschen ein breites Grinsen ins Gesicht, als wäre es seine erste Saison als Rennfahrer. Dabei startete der Wahl-Vorarlberger seine Motorsport-Karriere bereits 1989, mit zehn Jahren.

Seit 2000 macht er in der DTM Jagd auf schnelle Rundenzeiten. Als einziges Gründungsmitglied des neuen Deutschen Tourenwagen Masters, wie die Rennserie seit dem Comeback vor 13 Jahren heißt, gehört er auch heuer zum 24-köpfigen Starterfeld. „So lange ich noch Spaß daran habe, mache ich das noch – sicher noch die nächsten vier, fünf Jahre“, sagt Scheider. Und der Spaß ist ihm deutlich anzusehen.

Halb-Österreicher

Der geheime Hausherr gibt Gas
APA11162004 - 25012013 - KITZBÜHEL - ÖSTERREICH: Jessica Hinterseer und Timo Scheider bei der Audi-Night am Freitag, 25. Jänner 2013 in Kitzbühel APA-FOTO: Robert Parigger APA-FOTO: Robert Parigger
Auf das dritte Saisonrennen am Sonntag in Spielberg (13.30 Uhr, liveARD) freut sich der Motorsportler besonders. „Ich bin ja ein halber Österreicher, das ist eigentlich mein zweites Heimrennen“, sagt der DTM-Meister von 2008 und 2009, der die 5600-Seelen-Gemeinde Lochau am Bodensee seine Heimat und Jessica, die Tochter von Schlagerstar Hansi Hinterseers seine Verlobte nennt. „Sauwohl“ fühle er sich hier, sagt Scheider, der trotz deutschem Pass der Rolle des Lokalmatadors in der Steiermark am nächsten kommt: Immerhin ist er der einzige Starter, der mit einer österreichischen Lizenz antritt.

Zum dritten Mal macht die renommierteste Tourenwagen-Serie in Spielberg Station. Der Erfolg der letzten Jahre gibt dem neuen Konzept recht, strömten doch im Vorjahr allein am Renntag 25.000 Zuschauer an die Berg-und-Tal-Strecke in der Steiermark. „Es ist schön zu sehen, wie sich die DTM entwickelt hat. Ich glaube schon, dass es in Österreich ein großes Potenzial an motorsportbegeisterten Menschen gibt“, sagt Scheider, der mit der vergangenen „Katastrophen-Saison“ abgeschlossen hat. In zehn Rennen sah er vier Mal nicht das Ziel, Rang sechs in Spielberg zählte zu den Highlights. „Da gibt es nichts schönzureden – analysieren und weitermachen.“

In seiner 24-jährigen Rennfahrer-Karriere hat der gebürtige Lahnsteiner schon so manch anderen Rückschlag wegstecken müssen. Obwohl bester Pilot seiner Marke (Opel), stand er nach der Saison 2004 plötzlich ohne Cockpit da. Es folgte ein Abstecher in den GT-Sport, doch die Leidenschaft für die DTM blieb – 2006 gelang die Rückkehr mit Audi.

Schwarz-Weiß-Denken

Auch optisch wagt Timo Scheider mit seinem 460-PS-Boliden heuer einen Neustart. Schwarz statt Weiß, lautet das Motto beim Team Abt. Für den Steuermann ein gutes Omen, gewann er doch seine beiden Titel in einem dunklen Gefährt. Die bisherigen Ergebnisse in Hockenheim (Platz 6) und Brands Hatch (9) stimmen den Stehauf-Mann positiv. Genauso wie die Neuerungen 2013: Ähnlich wie in der Formel 1 kommt nun auch in der DTM ein sogenanntes Drag Reduction System (DRS) zum Einsatz (siehe Artikel rechts), das Überholmanöver erleichtern soll. „Das macht die Rennen auch für die Zuschauer spannender, weil es mehr Zweikämpfe gibt“, sagt Scheider. Und da ist es wieder, das breite Grinsen, beim Gedanken an die Duelle auf der Rennstrecke.

Wenn sich der selbst ernannte „Adrenalin-Junkie“ die Freizeit nicht gerade mit Radrennen, Querfeldein-Läufen, Stefan Raabs Wok-WM oder einem Besuch bei seinem Kart-Nachwuchsteam vertreibt, ist er ein Familienmensch. Auch eine der legendären Bergwanderungen mit dem baldigen Schwiegervater Hansi hat er bereits hinter sich: „Du kannst von der Musik halten, was du willst. Aber wie viele Menschen er begeistert, ist ein Wahnsinn“, sagt Scheider, der persönlich aber doch lieber beim Hip-Hop-Hören bleibt.

Dritter Saisonlauf

Zum dritten Mal macht das Deutsche Tourenwagen Masters 2013 am Red-Bull-Ring in Spielberg Station. Im Vorjahr holte sich der Italiener Eduardo Mortara (Audi) auf der 4,326 km langen Strecke vor 25.000 Zuschauern den Sieg. Wie im Vorjahr kämpfen drei Hersteller (Audi, BMW und Mercedes) gegeneinander. Beim Auftakt in Hockenheim siegte BMW (Farfus), in Brands Hatch war Audi das schnellste Team (Rockenfeller).

Rennprogramm, Sonntag

9.10 Uhr: KTM X-Bow Battle

10.00 Uhr: Porsche Carrera Cup

11.00 Uhr: Formel-3-EM

13.30 Uhr: DTM, 3. Saisonrennen

15.25 Uhr: VW Scirocco R-Cup

Nicht nur vier neue Piloten, darunter der ehemalige Formel-1-Fahrer Timo Glock (BMW), starteten Anfang Mai in Hockenheim in die DTM-Saison. Auch das DRS-System, das Motorsport-Freunde aus der Formel 1 kennen, gibt heuer sein Debüt. Damit können die Fahrer den Heckflügel selbst verstellen und ihre Höchstgeschwindigkeit erhöhen, sobald der Abstand zum Vordermann unter zwei Sekunden liegt. Im Unterschied zur Königsklasse ist der Effekt geringer (rund 10 km/h Überschuss), die Piloten können aber bis auf Ausnahmen selbst wählen, wo sie DRS einsetzen. Die zweite große Neuerung sind die gelb markierten, weicheren Optionsreifen, die für einige Runden bis zu 1,5 Sekunden schnellere Zeiten ermöglichen.

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