Spielberg 2.0: Die Fortsetzung war ein Erfolg

Zehn WM-Titel auf einem Bild: Der Österreicher Niki Lauda (dreifacher Weltmeister) plaudert mit dem Franzosen Alain Prost (4, links) und dem Brasilianer Nelson Piquet (3).
Rasante Legenden, eine spektakuläre Flugshow und ein rundum zufriedener Bernie Ecclestone. 55.000 Zuschauer kamen zum Grand Prix auf dem Red-Bull-Ring.

Es war der Sound alter Zeiten, der am Sonntagmittag durch das Murtal donnerte. Alain Prost, Nelson Piquet, Niki Lauda, Jean Alesi und Kollegen taten einmal mehr das, womit sie einst berühmt geworden waren: Gas geben.

Spielberg 2.0: Die Fortsetzung war ein Erfolg
Dietrich Mateschitz mit Freundin Marion Feichtner 21.06.2015, Spielberg, Red Bull Ring, Formel 1
In ihren legendären Turbo-Boliden der 80er-Jahre drehten die Stars vergangener Tage ihre Runden auf dem Red-Bull-Ring. Zur Freude der 55.000 Zuschauer, die zum zweiten Grand Prix in Spielberg seit dem Wiedereinstieg gekommen waren. Der dreifache Weltmeister Piquet war in seinem Brabham BT52 der Schnellste, dahinter ließen zwei ehemalige McLaren-Teamkollegen mit ihrem Duell Erinnerungen aufleben: Niki Lauda und Alain Prost. Am Ende ließ Lauda dem Vierfach-Weltmeister die Vorfahrt. "Er war einfach der Schnellere", zeigte sich der Wiener sportlich, der dem Stallrivalen 1984 den WM-Titel um einen halben Punkt weggeschnappt hatte. Dabei hatte Gerhard Berger vor dem Klassentreffen der Formel-1-Legenden noch gescherzt: "Der Niki ist so ehrgeizig. Für den ist es sogar wichtig, beim Legendenrennen vorne mitzufahren."

Heiße Szene

Berger selbst musste bei der Reunion zusehen: Im Vergleich zu seiner wortgewaltigen Moderation bei der Siegerehrung wirkte der zehnfache Grand-Prix-Sieger am Sonntagvormittag recht kurz angebunden. Denn am Samstag war sein Ferrari F188C in Rauch aufgegangen. "Herr Berger, wird das heute noch etwas?" "Nein." Warum? "Motorschaden." Sein Siegerauto von Monza 1988 hatte ihm bereits im Vorjahr Probleme bereitet. Damals musste (oder durfte) er in den Lotus 49 von Jochen Rindt wechseln.

Spielberg 2.0: Die Fortsetzung war ein Erfolg
ABD0026_20150621 - SPIELBERG - ÖSTERREICH: Daniel Ricciardo (AUS/Red Bull Racing) am Sonntag, 21. Juni 2015, vor dem Formel 1-GP am Red Bull Ring in Spielberg. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Auch am Sonntag ging es bereits in der ersten Kurve heiß her: Hohe Flammen schlugen aus dem Heck des Minardi von Pierluigi Martini. Der Renn-Oldtimer musste von den Streckenposten gelöscht werden. Passiert ist nichts. Der Spaß war den Legenden anzusehen und zu hören: "Es war genauso wie früher", sagte Lauda. "Als wenn es gestern gewesen wäre." Das heißt? "Man steigt ein, weiß, wie es geht – und fährt los. Das vergisst man nicht." Auch der Brasilianer Nelson Piquet hatte seine Freude: "Das ist fantastisch, alle wiederzusehen." Von seinem Brabham, mit dem er 1983 den WM-Titel geholt hatte, ist er immer noch begeistert: "Es ist ein großartiges Auto. Sehr, sehr schnell."

Zufriedener Chef

Nach dem Hymnen-Fauxpas des Vorjahres (Sänger Andreas Gabalier hatte die Töchter in der Bundeshymne "vergessen") ging man in Spielberg diesmal auf Nummer sicher: Rein instrumental wurde der Grand Prix von Österreich von 150 Blasmusikern eröffnet. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zeigte sich mit dem Event voll zufrieden. "Das ist eines meiner liebsten Rennen", sagte der 84-jährige Chefvermarkter. "Ich habe eine emotionale Bindung zu Österreich, erinnere mich an den alten Ring, aber Jochen Rindt fehlt."

Am Grand-Prix-Wochenende kam es in Spielberg auch zum Treffen mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der aufgrund der Erfolglosigkeit seines Teams zuletzt den Rückzug aus der Formel 1 erwogen hatte. Ecclestone wollte diesen Worten nicht zu viel Bedeutung beimessen: "Ich kenne Herrn Mateschitz gut. Die Chance, dass er sich zurückzieht, wäre größer, wenn er am Gewinnen ist, als wenn er am Verlieren ist." Das Formel-1-Engagement in Spielberg ist von diesen Diskussionen nicht betroffen – das Rennen ist bis 2020 gesichert.

Verlängerung

Die Formel 1 bleibt übrigens in der Steiermark. Denn am Dienstag und Mittwoch testen die Teams neue Teile, die ab Silverstone zum Einsatz kommen sollen. Für Mercedes fährt am Dienstag Sieger Nico Rosberg, für Red Bull Daniel Ricciardo und für Williams Testfahrerin Susie Wolff. Der Eintritt mit einem GP-Ticket ist gratis, Karten gibt es ansonsten um 25 Euro.

DEUTSCHLAND:

Bild: "Sieger Rosberg stichelt gegen Lewis Hamilton.... Nach 185 Metern ist das Rennen entschieden." Zum Unfall Alonso/Räikkönen: "Gott, war das knapp!"

Süddeutsche Zeitung: "Der Große Preis von Österreich bleibt eines der Lieblingsrennen von Nico Rosberg. Mit einer makellosen Leistung treibt Rosberg Titelverteidiger Lewis Hamilton in Österreich in entscheidende Fehler. Sebastian Vettel bringt ein schlechter Stopp um den Champagner."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Ich fahr' jetzt immer so. Beim Start überholt: Mit seinem Sieg in Österreich verleiht Nio Rosberg dem Formel-1-Duell mit Lewis Hamilton neue Spannung, während Ferrari Vettel bremst."

Berliner Zeitung: "Nico Rosberg rückt Lewis Hamilton auf die Pelle."

SCHWEIZ:

Neue Zürcher Zeitung: "Die Steiermark bleibt das Gebiet von Nico Rosberg."

Blick: "Berger zu Rosberg: 'Gut gemacht, Lewis!' Der Versprecher des Wochenendes. TV-Mann Gerhard Berger (55) spricht Nico Rosberg, den Sieger des GP von Österreich, ausgerechnet als Lewis Hamilton an."

ITALIEN:

La Gazzetta dello Sport: "Fest für Rosberg, Flop für Ferrari. Kimi-Alonso: Ein Unfall, der Angst macht. Nur Rosberg kann sich freuen, ein schwarzer Tag für Ferrari: Kimis Crash und Vettel wird nur Vierter. Nico überrumpelt Hamilton beim Start und dominiert. Ein Schraubenbolzen stoppt Seb. Wir sind noch nicht da. Ende der Illusionen. Viele Versprechen, dann die Enttäuschung. Anstatt nach vorne zu gehen, hat Ferrari einen Schritt zurück gemacht."

Tuttosport: "Ein schwarzes Wochenende für die Roten. Räikkönen K.o., Vettel nur Vierter. Ein Boxenstopp bremst Vettel erneut. Vettel spielt im Team. Ein verpatzter Boxenstopp, aber der Deutsche verteidigt die Mechaniker."

Corriere dello Sport: "Rosberg dominiert die Langeweile. Mercedes unerreichbar. Ferrari macht sich selbst das Leben schwer, Vettel verpasst wegen einer Schraube das Podium."

GROSSBRITANNIEN:

Guardian: "Nico Rosberg hat Lewis Hamilton nicht nur besiegt im Großen Preis von Österreich, er hat dem Weltmeister auch ein Maß an Schaden zugefügt, das bei den Siegen des Deutschen in Spanien und Monaco weniger sichtbar war. Rosberg war der Stärkere, der sich von hinten anschlich, um seinen Mercedes Teamkollegen zu schlagen, und sogar noch Luft hatte."

Times: "Das beängstigende Drama spielte sich 30 Sekunden nach Beginn des Großen Preises von Österreich ab, dann fuhr ein Mann über eine weiße Linie wie ein verwirrter Autofahrer auf dem Weg zum Einkaufen und dann war alles vorbei. Die Formel 1 hat ihre gegensätzlichen Eigenschaften selten so in ihren extremen Ausprägungen gezeigt. Auf eine außergewöhnliche und gefährliche Kollision zwischen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen folgte ein Festzug zur karierten Fahne, den gestern Nico Rosberg anführte."

SPANIEN:

La Vanguardia: "Rosberg verkleidet sich als Hamilton."

As: "Der Stern von Rosberg glänzt und bringt Spannung in die WM."

Sport: "Rosberg belebt die WM. Der Deutsche bestätigt seine Idylle mit der österreichischen Rennstrecke."

Mundo Deportivo: "Nico Rosberg hat Lewis Hamilton überrascht und ist beim Österreich-GP vor seinem Stallkameraden zum Sieg geflogen."

Marca: "Rosberg ist wieder im Titelrennen."

El Mundo: "Bei Mercedes hat man nur ein einziges Problem, und zwar ein sehr attraktives: Wie man sich an den Sonntagen die Siege aufteilt."

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