Das Duell, das elektrisiert

Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton – auch in Hockenheim elektrisiert der Mercedes-Titelkampf.

Da sage noch einer, die Deutschen hätten keinen Humor. Zumindest die Damen und Herren von Mercedes haben in Hockenheim ihr Gespür dafür bewiesen: Pünktlich zum Großen Preis von Deutschland am Sonntag (14 Uhr/live ORFeins, RTL und Sky Sport) feierte der neuste Werbespot des deutschen Autoherstellers Weltpremiere. Titel des Filmchens: Der Beste. Darin ist gegen Ende Nico Rosberg am Steuer eines Pkw zu sehen, der WM-Führende der Formel 1 antwortet auf die Frage, wer der Beste sei: "Das bin ich." Als der Spot beinahe schon zu Ende scheint, schaut Teamkollege Lewis Hamilton vom Beifahrersitz hervor, schüttelt den Kopf und deutet auf sich.

Rosberg gegen Hamilton – auf dieses Duell um den WM-Titel hat sich die Formel 1 zur Saisonmitte geeinigt. "Beide haben das Werkzeug, um Weltmeister zu werden", sagt daher auch Toto Wolff. Der Wiener Motorsportchef und Miteigentümer des Mercedes-Teams erlebt gerade aufregende, vielleicht einmalige Zeiten. Selten in der 64-jährigen Geschichte der Sportart kämpften Teamkollegen auf nahezu identem Niveau und gleichzeitig ohne Konkurrenz um den Titel. Was spricht für Rosberg, was für Hamilton?

Die Bilanz

Streng nach der Statistik ist Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton chancenlos: Der Engländer hat mehr Siege (27) und Polepositions (35) bei weniger Grand-Prix-Starts (138) als der Deutsche (6/9/ 156). Im Gegensatz zu McLaren-Sprössling Hamilton sitzt der frühere Williams-Pilot Rosberg erst seit dieser Saison in einem siegfähigen Auto.

Die Erfahrung

Hamilton hat Weltmeisterschaften gewonnen (2008) und verloren (2007). Für Rosberg spricht die Erfahrung innerhalb des Teams: Der 29-Jährige ist seit der Rückkehr von Mercedes als Werksteam 2010 maßgeblich am Wiederaufstieg der Deutschen beteiligt.

Die Nervenstärke

Die Psychospielchen gewinnen an Schärfe. Zumeist legt Hamilton vor, doch Rosberg weiß zu kontern. Beide haben von den Besten gelernt: Hamilton zu McLaren-Zeiten von Fernando Alonso, Rosberg von Michael Schumacher in dessen zweiter Ära.

Das Glück

Der Defekt-Teufel als Meistermacher? Daran will zwar niemand glauben, doch bereits vier Mal nahm der unliebsame Beifahrer im Mercedes Platz (drei Mal bei Hamilton, zuletzt erst gestern im Qualifying). "Es ist auch ein Wettkampf unter den Ingenieuren, der in der Box stattfindet", sagt Wolff. Doppelt bitter wäre es im letzten Rennen, bei dem es doppelte Punkte gibt.

Lewis Hamilton atmete schwer, denn der Aufprall war hart und kam überraschend. Nach Sekunden funkte er: „Ja, ich bin okay.“ Gleiches bestätigte kurz darauf auch offiziell das Ärzteteam der Formel 1. Da baumelte sein Mercedes-Bolide längst am Haken.

Im ersten Teil der Qualifikation hatte sich im engen Kurvengeschlängel der Strecke, genannt Motodrom, die Bremsscheibe am Auto des Engländers verabschiedet – und mit ihr Hamiltons Traum von der Poleposition. Nach einem Getriebewechsel am Sonntag geht der Brite gar nur von Position 20 aus ins Rennen.

Damit hatte sein Teamkollege Nico Rosberg freie Fahrt. Der WM-Führende klagte zwar ebenfalls über Bremsprobleme, die hinderten den Deutschen aber nicht daran, in jedem der drei Qualifying-Abschnitte die Bestzeit zu erzielen. Mit der fünften Poleposition in der Saison nährt Rosberg die Hoffnungen auf den ersten Heimsieg. Der 29-Jährige wäre nach Sebastian Vettel und den Schumacher-Brüdern der vierte Deutsche, dem dies gelingt.

Red-Bull-Pilot Vettel wird bei seinem Heimspiel wohl nichts mit dem Sieg zu tun haben. Der vierfache Weltmeister landete auf Rang sechs und musste sich im zehnten Qualifying der Saison zum siebenten Mal seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo (5.) geschlagen geben.

Erneut stark präsentierte sich das Williams-Team: Valtteri Bottas (2.) und Felipe Massa (3.) reihten sich unmittelbar hinter Rosberg ein.

Qualifying - Endstand nach Q3:
1. Nico Rosberg GER Mercedes 1:16,540
2. Valtteri Bottas FIN Williams 1:16,759
3. Felipe Massa BRA Williams 1:17,078
4. Kevin Magnussen DEN McLaren 1:17,214
5. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 1:17,273
6. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:17,577
7. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:17,649
8. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:17,965
9. Nico Hülkenberg GER Force India 1:18,014
10. Sergio Perez MEX Force India 1:18,035
Out in Q2:
11. Jenson Button GBR McLaren 1:18,161
12. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:18,273
13. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:18,285
14. Esteban Gutierrez MEX Sauber 1:18,787
15. Romain Grosjean FRA Lotus 1:18,983
16. Lewis Hamilton * GBR Mercedes ohne Zeit
Out in Q1:
17. Adrian Sutil GER Sauber 1:19,142
18. Jules Bianchi FRA Marussia 1:19,676
19. Pastor Maldonado VEN Lotus 1:20,195
20. Kamui Kobayashi JPN Caterham 1:20.408
21. Max Chilton GBR Marussia 1:20,489
22. Marcus Ericsson SWE Caterham ohne Zeit
* Out in Q1

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