Zwei deutsche Entertainer in der Formel 1

Rosberg und Vettel stahlen Sieger Hamilton in Melbourne die Show.

Der Weltmeister, sein Vize und der erfolgreichste aktive Pilot der Gegenwart standen gemeinsam auf dem ersten Podium der Formel-1-Saison 2015 – und den überschwänglichsten Applaus erntete ein Österreicher: Arnold Schwarzenegger.

Der Hollywood-Schauspieler, Ex-Politiker und Immer-noch-Muskelprotz durfte beim Großen Preis von Australien die Siegerinterviews führen. Bei denen der Steirer mit vernichtendem Terminator-Charme glänzte (zu Sieger und WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton: "Sag’ doch: ‚I’ll be back!‘") und mit Golfball-großem Totenkopfring protzte.

Damit war die Arnie-Show vorüber. Alle anderen Fragen zu dem turbulenten Auftaktrennen in Melbourne beantwortet der KURIER.

Läuft es in der WM wieder auf das Mercedes-Duell hinaus? Alle Anzeichen sprechen dafür. Zwar überrundete das Silberpfeil-Duo nicht das komplette Feld, wie einige nach den Testfahrten bereits vermutet hatten, der Vorsprung auf die Konkurrenz ist aber größer als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Und schon da gewannen Hamilton und Rosberg 16 von 19 Rennen. Heuer kommt noch dazu, dass der Rennstall bisher kein technisches Problem hatte. Und der Vorsprung auf die Verfolger (gestern eine halbe Minute auf Vettel) könnte in den kommenden Rennen auf permanenten Rennstrecken noch größer sein als auf dem Stadtkurs von Melbourne.

"Ich hoffe, die anderen kommen näher und wir können schon bald mit Ferrari um den Sieg kämpfen", sagte Mercedes-Pilot Rosberg bei der Pressekonferenz, woraufhin sich ein genialer Dialog mit Landsmann Vettel entwickelte.

Vettel: "Das meinst du doch nicht ernst!" Rosberg: "Doch, doch. Ist doch gut für die Fans." Vettel: "Dann lass’ mich mal einen Blick in eure Garage werfen." Rosberg: "Gerne. In Malaysia, am Freitag." Vettel: "Fein. Im Ingenieursbüro, bei eurer Lagebesprechung."

Wer ist der erste Verfolger von Mercedes? Ferrari und Williams agieren auf Augenhöhe. Die Scuderia mit Neuzugang Vettel am Steuer hat im Vergleich zum Vorjahr den größten Sprung gemacht und sich mit Williams schon recht weit von Teams wie Red Bull entfernt. "Schade, dass Kimi nicht ins Ziel gekommen ist", sagte Vettel, woraufhin wiederum Rosberg den Slapstick-Spieß umdrehte: "Du findest das wirklich schade? So steht’s doch 1:0 für dich im Teamduell." Vettel: "Ich weiß nicht, wie das Verhältnis zwischen euch bei Mercedes ist, aber wir wollen euch rasch näherkommen. Und dafür braucht Ferrari beide Piloten."

Hatte Hamilton zu all dem nichts zu sagen? Jedenfalls nichts auch nur annähernd ähnlich Humorvolles. Der erste dunkelhäutige Weltmeister der Formel 1 sah zwischen den beiden deutschen Spaßmachern ziemlich blass aus.

Was ist mit Red Bull los? Das erste Wochenende der Saison verlief enttäuschend für den einstigen Branchenführer. Kwjat out, Lokalmatador Ricciardo im Zweikampf mit Sauber (!) nur Sechster. Die Teamführung klagt über die Unfahrbarkeit des Renault-Motors, Besserung ist kaum in Sicht. Auch, weil beide Piloten unerfahren sind, was die Entwicklung eines Formel-1-Autos betrifft. Im Vorjahr soll der dreifache Saisonsieger Ricciardo in diesem Punkt kräftig von Sebastian Vettel profitiert haben.

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