Nani Roma: "Ich bin nur der Taxifahrer"

Der spanische Vorjahressieger der Rallye Dakar, Nani Roma, über Fehler, Faszination und Familie.

Der Spanier Nani Roma gewann vergangenes Jahr die Rallye Dakar mit dem Auto – und zehn Jahre zuvor mit dem Motorrad. Das ist sonst nur noch den beiden Franzosen Hubert Auriol und Stéphane Peterhansel gelungen. Am Sonntag startet Roma, 42, mit seinem Mini in die 36. Ausgabe der schwierigsten Rallye der Welt.

KURIER: Ist es schwieriger, das Rennen mit dem Motorrad zu gewinnen oder in einem Auto?

Nani Roma: Das ist nicht zu beantworten. Auf dem Motorrad bist du ganz alleine. Der Moment, wenn man eine Prüfung eröffnet und noch keine Spuren im Sand zu sehen sind, ist sehr speziell. Da hat man die gesamte Rallye im Rücken. Wenn man dann im Biwak ankommt, muss man sich noch ein paar Stunden hinsetzen und das Roadbook für den nächsten Tag vorbereiten. Im Auto übernimmt diese Aufgaben der Copilot. Ich bin nur der Taxifahrer. Aber wenn man mit einem Fahrzeug wie dem Mini unterwegs ist, macht das jede Menge Spaß.

Warum sind Sie von zwei Rädern auf vier gewechselt?

Nach meinem Sieg 2004 hat mir Nissan die Möglichkeit geboten, einmal ein Auto zu testen. Ich habe es ausprobiert und sofort gesagt: "Wow! Das wird meine nächste Herausforderung sein."

Seit 2009 wird die Dakar nicht mehr in Afrika, sondern in Südamerika ausgetragen. Worin liegen die Unterschiede?

Nani Roma: "Ich bin nur der Taxifahrer"
epa04533964 Spanish rally racing driver Nani Roma during a press conference in Madrid, Spain, 18 December 2014. Rally Dakar 2015 will take place in Argentina from 04 until 17 January 2015. EPA/Ballesteros
Das Rennen ist nun mehr Sport als Abenteuer. Die Prüfungen sind kürzer und schneller geworden, man muss ständig Gas geben. In Afrika waren wir oft ganz alleine unterwegs. Auch in den Dörfern war kaum etwas los. In Südamerika stehen Tausende Leute am Straßenrand, sogar in der Wildnis. Und jeden Abend wird ein riesiges Fahrerlager aufgebaut, ähnlich dem Paddock der Formel 1.

Sollte das Rennen nach Afrika zurückkehren?

Ich würde es befürworten, die Herausforderung in Afrika wäre noch größer. Und man darf nicht vergessen, dass das Rennen auch der Bevölkerung dort hilft. Aber ich glaube, eine Rückkehr ist schwierig zu verwirklichen.

Fast jedes Jahr sterben Teilnehmer. Bis heute hat das Rennen mindestens 65 Tote gefordert. Fährt die Angst mit?

Nein. Ich habe Respekt vor dem, was vor mir liegt, vor der Wüste. Diesen Respekt muss man haben, ich darf aber nie in Panik geraten. Aber Angst vor Unfällen habe ich sicher nicht.

Was sagt Ihre Familie dazu?

Meine Familie kennt das nicht anders. Meine Frau nimmt sogar selbst an der Dakar teil – mit dem Motorrad.

Sie sind seit mehr als zehn Jahren Teil der Dakar. Was war Ihr aufregendstes Erlebnis?

Jedes Jahr passieren unglaubliche Sachen. Vor zwei oder drei Jahren hat es in den Tagen zuvor extrem viel geregnet. Als wir zu einem ausgetrockneten Flussbett gekommen sind, ist eine Flutwelle herangerollt. Irgendwie bin ich mit meinem Mini dann doch durch den reißenden Fluss gekommen.

Was ist die Faszination dieses Rennens?

Es ist ein großer Kampf mit sich selbst, und man kann ihn nur ein Mal im Jahr austragen. Zwei Wochen lang muss man ständig den Kompromiss zwischen Vollgas und Vorsicht finden. Du hast keinen direkten Gegner, nur die Uhr. Manchmal sehen wir stundenlang kein anderes Auto und wissen erst im Ziel, ob wir schnell gewesen sind.

Wer wird heuer der gefährlichste Gegner um den Sieg sein?

Ich selbst bin mein größter Gegner. Ich darf mir kaum Fehler leisten. Der andere große Gegner ist sicher Toyota. Die Regeln haben sich heuer etwas geändert, nun startet Toyota mit einem mehr als hundert Kilo leichteren Auto als wir. Gespannt bin ich, wie gut die Buggys sein werden. Denn wir haben 25 Zentimeter Federweg, die Buggys 60.

Was ist heuer die größte Herausforderung?

Die Marathon-Etappe wird hart. Mehr als 1000 Kilometer an zwei Tagen. Außerdem darf in dieser Nacht von außen nicht geholfen werden: keine Mechaniker, keine Ersatzteile. Wenn man da einen Fehler macht, verliert man das Rennen. Wenn man die Marathon-Etappe übersteht, hat man eine gute Chance, zu gewinnen.

Letztes Jahr war Ihr Auto zuverlässig. Haben Sie was geändert?Am interessantesten ist unser niedrigeres Dach. Außerdem haben wir an der Federung und an der Kühlung etwas verändert, das Getriebe lässt schnellere Gangwechsel zu. Und das Auto ist etwas komfortabler geworden.

Nani Roma: "Ich bin nur der Taxifahrer"

Anfänge im Motorsport

Joan „Nani“ Roma Cararch wurde am 17. Februar 1972 in Barcelona geboren. Der Spanier startete seine Motorsportkarriere auf dem Motorrad, 1998 wurde er Enduro-Europameister.

Bilanz bei der Dakar

Nani Roma stand bei der prestigeträchtigen Rallye erstmals 1996 am Start, damals noch in Afrika. Bis zum Jahr 2004 versuchte er sich auf zwei Rädern (acht Mal für KTM, ein Mal für BMW). Bei den neun Teilnahmen sah er nur zwei Mal das Ziel (2000: Rang 17, 2004: Sieg). Nach seinem Triumph wechselte er in die Automobilklasse – bei seinem Debüt wurde er in einem Mitsubishi auf Anhieb Sechster. Nach unter anderen einem vierten (2013), dritten (2006) und zweiten (2012) Gesamtrang gelang ihm 2014 der große Coup: der Dakar-Sieg im Mini. Damit ist Roma neben Hubert Auriol und Stéphane Peterhansel einer von nur drei Piloten, die die schwierigste Rallye der Welt in den zwei wichtigsten Fahrzeugklassen gewinnen konnten.

www.dakar.com

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