Hamilton vs. Rosberg: Eine neue Eiszeit?

Lewis Hamilton ließ seinen Teamkollegen Nico Rosberg trotz Teamanweisung nicht passieren.
Lewis Hamilton ignorierte in Ungarn eine Teamorder, Stallkollege Nico Rosberg ist stinksauer. Ihre Meinung?

Die Formel 1 hat sich mit einem Paukenschlag in die Sommerferien verabschiedet. Der Action-Krimi von Budapest bietet genug Diskussionsstoff für die vier Wochen bis zum nächsten Grand Prix am 24. Juli in Belgien. Der große Sieger vom Hungaroring war Daniel Ricciardo, der 25-jährige Australier stellt bei Red Bull Vierfachweltmeister Sebastian Vettel zunehmend in den Schatten.

Aber auch das ohnehin bereits dramatische Titelduell der Mercedes-Rivalen hat in Ungarn noch einmal zusätzliche Würze erhalten. Lewis Hamilton zeigte einmal mehr eine famose Aufholjagd. Der Brite fuhr nach Start in der Boxengasse noch auf Rang drei und verkürzte seinen Rückstand auf Nico Rosberg auf elf Zähler. Denn der deutsche WM-Leader musste sich trotz Pole Position mit Rang vier begnügen.

Für Zündstoff im Mercedes-Team sorgte vor allem eine Teamorder, die Hamilton allerdings nicht befolgte. Die Teamspitze hatte Hamilton via Funk aufgefordert, aus taktischen Gründen den dahinter liegenden Rosberg passieren zu lassen.

Einzelkämpfer

Mit etwas Abstand zum Rennen musste sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff eingestehen, dass man es spätestens ab jetzt nicht mehr mit Teamplayern, sondern mit Einzelkämpfern zu tun hat. "Was zu Saisonbeginn gegolten hat, funktioniert jetzt offensichtlich nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt der WM können wir von den Fahrern anscheinend nicht mehr verlangen, ihren Vorteil im Sinne des Teams aufzugeben", sagte der Wiener.

Wolff kündigte ein klärendes Gespräch an, in dem die weitere Marschroute festgelegt werde. "Je näher das WM-Ende rückt, umso intensiver wird die Angelegenheit. Wir müssen uns zusammensetzen und diskutieren." Negative Folgen für den Kampf um die Konstrukteurs-WM haben die Silberpfeile wohl nicht zu befürchten, der Vorsprung auf Red Bull beträgt 174 Punkte.

Der Grand Prix von Ungarn in Bildern

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Mercedes Formula One driver Rosberg of Germany dri
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Red Bull Formula One driver Ricciardo of Australia
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HUNGARY FORMULA ONE GRAND PRIX
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French Jules Bianchi, left, of Marussia and Venezu…
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"Mercedes-Zerstörer"

Ricciardo feierte nach Kanada seinen zweiten Saisonsieg. Der Neo-"Bulle" ist damit weiter der einzige Nicht-Mercedes-Pilot, der in der laufenden WM gewonnen hat. Auf die Feststellung eines Journalisten, dass er der einzige "Mercedes-Zerstörer" in dieser Saison sei, antwortete Ricciardo grinsend: "Gut, irgendjemand muss den Job ja machen." Großes Lob gab's auch von Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko: "Das war sensationell von Ricciardo."

Dass er nun sogar noch in den Titelkampf eingreifen kann, glaubt der Pilot aus Perth nicht. Ricciardo wusste, dass sein Sieg auch dem turbulenten Rennverlauf zu verdanken war. "Wenn man es realistisch betrachtet, dann ist der Rückstand zu groß. Denn bei normalen Bedingungen ist Mercedes dominant", sagte Ricciardo, der als WM-Dritter 71 Punkte hinter Rosberg liegt. Da nun die Sommerpause ansteht, wird Ricciardo seinen Sieg ausgiebig auskosten: "Ich werde jetzt definitiv ein paar Tage Party machen."

Vettel, der im Qualifying den verheißungsvollen zweiten Startplatz herausgefahren hatte, erlebt hingegen eine Saison zum Vergessen. Nach Platz sieben verließ der Titelverteidiger auch Budapest frustriert. "So ist das manchmal. Es war einfach die Frage, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Es war eine Frage des Glücks", sagte Vettel, der im Gegensatz zu Ricciardo oder Hamilton in den Safety-Car-Phasen eben nicht am richtigen Ort war, um rasch die Reifen zu wechseln.

Zu allem Überfluss beklagte Vettel einen schweren Patzer seiner Ingenieure, die ihm beim Neustart eine falsche Motoreneinstellung übermittelt hatten. "Das haben wir klasse hinbekommen. Das war grandios", meinte der verärgerte 27-Jährige, der 43 Punkte weniger als Ricciardo auf dem Konto hat.

DEUTSCHLAND

"Bild": "Hamilton darf machen, was er will. Bremsbefehl verweigert - und dafür von Mercedes auch noch gelobt. Frust-Vettel ätzt: Das haben wir klasse hinbekommen."

"Frankfurter Allgemeine": "Der Titelkampf hat erst begonnen. Zoff im Team. Weil Hamilton .... eine Bitte des Teams ignoriert, hängt der Haussegen bei Mercedes wieder schief."

SPANIEN

"El Pais": "Sein Lächeln macht Angst. Daniel Ricciardo ist das neue Juwel im Red-Bull-Rennstall. Er gewinnt das beste Rennen der Saison."

"El Mundo": "Ein Spaziergang auf den Wolken: Fernando Alonso schreibt das glänzendste Kapitel der Saison, fährt sein bestes Rennen und ist erstmals seit drei Monaten wieder unter den drei Besten."

"El Periodico": "Der Ruhm ist für die Mutigen. Dieser Spruch bewahrheitet sich beim verrückten Ungarn-Rennen. Daniel Ricciardo gewinnt, weil er an sein Können glaubt."

"Marca": "Die Formel 1 findet zu sich selbst zurück. Endlich gab es mal wieder ein spannendes und hart umkämpftes Rennen."

"As": "Der Große Preis von Ungarn hat drei Sieger. Daniel Ricciardo gewinnt das Rennen, Fernando Alonso landet mit seinem Ferrari endlich einmal vor den übernatürlichen Mercedes-Rennwagen, und Lewis Hamilton überholt nach einer spektakulären Aufholjagd auch seinen Teamkameraden Nico Rosberg."

GROSSBRITANNIEN

"Daily Mail": "Hamilton zeigt, dass er kein Teamspieler ist - aber eine erstklassige Fahrt bring ihn vom letzten auf den dritten Platz"

"The Times": "In 12 pulsierenden Minuten änderte Lewis Hamilton das Motto dieser Weltmeisterschaft in "Jeder kämpft für sich". Er trotzte seinem Team, behinderte einen verärgerten Teamkollegen und schaffte ein kleines Wunder."

"Guardian": "Ricciardos Triumph stellt Vettel in den Schatten und gibt Red Bull etwas zum Grübeln."

FRANKREICH

"Le Figaro": "Ricciardo gewinnt einen total verrückten Grand Prix"

"L'Equipe": "Um dieses Rennen zu gewinnen, brauchte es Talent. Daniel Ricciardo hat den Sieg dank großartiger Fahrkünste geholt. Er hat ein atemberaubendes Rennen perfekt beherrscht."

ITALIEN

"La Gazzetta dello Sport": "Meisterstück von Alonso. Er muss sich nur Ricciardo ergeben: Er ist Zweiter! Wo wäre Ferrari ohne Fernando Alonso? Und was wäre die Formel 1 ohne ihn? Gestern ist mehr denn je deutlich geworden, dass er der beste Pilot ist. Aber der Held des verrücktesten GP der Saison ist Lewis Hamilton. Der Brite hat ein Rennen gezeigt, das schwierig mit Worten zu beschreiben ist."

"Tuttosport": "Magie Alonso und Ferrari ist zurück auf der Höhe. Der Wendepunkt. Ferrari befreit sich, Alonso phänomenal."

"Corriere dello Sport": "Formel 1 Show. Super-Alonso wird Zweiter. Ferrari ist da. Alonso und Hamilton, zwei Giganten. Großartige Show in Budapest zwischen Regen, Trockenheit und Unfällen. Alonso ist heute für Ferrari der Pilot, der Schumacher Ende der 90er war: Eine absolute Sicherheit."

"La Stampa": "Ferrari wird in Ungarn wieder zum Protagonisten. Alonso kämpft bis zum letzten Atemzug um den Sieg. Der zweite Platz des Spaniers lässt für die nächsten GP hoffen. Flop für Mercedes und neue Giftpfeile: Hamilton widersetzt sich dem Funk."

"La Repubblica": "Spektakel in Budapest, Alonso weckt Ferrari auf. Ein Rennen voll mit Überraschungseffekten."

"Corriere della Sera": "Das schönste Rennen der Saison in Budapest. Es gewinnt Ricciardo, aber Alonso vollbringt Wunder."

SCHWEIZ

"Blick": "Crashes, Krach & Sensationen. Mehr kann ein GP kaum bieten. Eine Woche nach der Show von Hockenheim der Krimi von Budapest. Bullen-Ricciardo siegt, Ferrari-Alonso begeistert, und Mercedes zofft."

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