Gipfeltreffen der mächtigsten F1-Größen

Man wolle unter anderem über die Spritspar-Regelungen sprechen.
Luca di Montezemolo, Jean Todt und Bernie Ecclestone wollen über mögliche Regeländerungen diskutieren.

Am Rande des Großen Preises von Bahrain soll es zu einem Gipfeltreffen zwischen Ferrari-Boss Luca di Montezemolo, Automobil-Weltverbandschef Jean Todt und Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone kommen. Dies berichteten am Donnerstag mehrere Medien übereinstimmend. Autosport zufolge will di Montezemolo unter anderem über mögliche Regeländerungen diskutieren.

Dabei soll es voraussichtlich auch um das Spritsparen gehen, das nach Ansicht des Italieners ein wichtiger Faktor ist, der die Formel-1-Rennen vorhersehbarer mache. Erste Unterredungen zwischen dem Ferrari-Boss und Ecclestone gab es angeblich bereits am Mittwoch in London.

Veränderte Formel 1

Keine Zweikämpfe, kein Motorenlärm, keine Spannung, keine Wettkampfstimmung. Die Formel ist 2014 effizient, aber auch langweilig geworden. Schon nach zwei Rennen schrillen die Alarmglocken. Ein Treffen zwischen F1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und FIA-Boss Jean Todt im Vorfeld des Grand Prix von Bahrain soll nun helfen.

Vor allem Ecclestone und Montezemolo fühlen sich wegen der aufgekommenen Spannungslosigkeit in ihrer Kritik bestätigt. Der Ferrari-Chef hatte schon vor der Saison verächtlich "Taxifahrten" angekündigt. Chef-Vermarkter Ecclestone fürchtet um die Reputation seines Premium-Produktes. Wenden sich auch die Fans ab, helfen auf Dauer auch zahlungswillige Konzerne und Sponsoren der vom Zuschauerschwund nicht verschonten Formel 1 nicht mehr lange weiter.

Motorenkritik

Die neuen V6-Turbomotoren mit ihren komplexen Hybrid-Antrieben und den Sprit-Limitierungen haben auf Betreiben des Internationalen Motorsport-Verbandes (FIA), der als oberster Regelhüter oft im Clinch mit den Promotoren und den Teams liegt, die Formel 1 zwar in der technischen Gegenwart ankommen lassen. Die Rennen der "Königsklasse" sind damit aber auch zu "Gleichmäßigkeitsbewerben" geworden.

Der GP von Malaysia zuletzt war eines der spannungslosesten Rennen der Geschichte. Die Autos werden aus der Box funk-ferngesteuert. Die besten Rennfahrer der Welt können wegen der Limitierung auf 100 kg Benzin (Gesamtmenge sowie maximaler Durchfluss pro Stunde) nicht mehr ans Limit gehen, sondern werden zu Handpuppen der Teamstrategen in den Boxen degradiert.

Vor allem die routinierten Fahrer fühlen sich dadurch wesentlichen Elemente des Rennfahrens beraubt. Auch Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel hatte kürzlich moniert, man möge den ganzen Batterie-Kram doch im Handy belassen und die Formel 1 nicht zu einem ADAC-Übungsplatz machen, in dem nur noch quietschende Reifen zu hören wären.

Neue Herausforderungen?

Die mit Spielkonsolen groß gewordene "Rookie-Generation" tut sich mit dem Thema etwas leichter. "Es ist sicher eine andere Formel geworden. Aber immer noch die Formel 1 mit den besten Fahrern, und die Piloten müssen mit den neuen Herausforderungen eben zurechtkommen", beteuert etwa Sergio Perez.

Der 24-jährige Mexikaner, seit heuer in Diensten von Force India, muss sich die Welt freilich auch ein bisschen schönreden. Racing? "Ist immer noch möglich", beteuert Perez. "Aber es ist anders. Du musst viel mehr denken wegen des Benzinverbrauchs, musst dir die Attacken viel mehr und früher überlegen", gestand "Checo" vor dem Rennen in der Steinwüste von Sakhir, das wegen des zehnjährigen Jubiläums am kommenden Sonntag (17.00 MESZ) erstmals als Flutlichtrennen ausgetragen wird.

Am ehesten könnte wohl am Benzinverbrauch "gedreht" werden. Also ausgerechnet an jener Facette, die Red-Bull-Neuzugang Daniel Ricciardo beim Saisonstart in Australien Platz zwei gekostet hat. Die Motoren wieder "lauter" zu machen, scheint hingegen fast unmöglich.

Benzin-Spar-Politik

Die auf maximal 15.000 gedrosselten Drehzahl - die wegen der Benzinsparerei aber ohnehin kaum erreicht wird - und Einführung des "leisen" Turbos mit nur noch einem Auspuff führen zum bekannten und von Fahrern und Fans kritisierten Ergebnis "Wenn man das kombiniert, dann hat man das Ergebnis, das man eben hat", stellte Remi Taffin, Renault-Verantwortlicher an den Rennstrecken, lapidar fest.

Automobil-Weltverbandschef Jean Todt hat sich für eine feste Ausgabengrenze von 150 Millionen Euro in der Formel 1 ausgesprochen. "Die größte Baustelle in der Formel 1 sind die hohen Kosten. Wir müssen sie reduzieren", sagte der Franzose dem Fachmagazin Auto, Motor und Sport.

"Es ist einfach verrückt, wenn einige Teams 800 Leute anstellen und 300 Millionen Euro dafür ausgeben, damit zwei Autos im Jahr 40.000 Kilometer zurücklegen", erläuterte der frühere Teamchef von Rekordweltmeister Michael Schumacher bei Ferrari. "150 Millionen Euro. Die Königsklasse des Motorsports darf das kosten", betonte Todt. Ab 2015 soll die Kostenbremse für jeden Rennstall wirksam sein.

Mit einem Hinterzimmer-Coup Ende des vergangenen Jahres hatten die Spitzen der Formel 1 unter anderem auch eine grundsätzliche Entscheidung für eine Ausgabengrenze durchgebracht. "Die Rechteinhaber und die Teams müssen sich bis zum 30. Juni Gedanken machen, wie wir die Kosten reduzieren", sagte Todt. Bei einer einstimmigen Entscheidung sei dann der Weg ab 2015 frei.

Die Einführung der neuen Turbomotoren verteidigte Todt gegen Kritik von Chefvermarkter Bernie Ecclestone und Weltmeister Sebastian Vettel. "Die Welt ändert sich. Wir haben die Verantwortung, mit der Zeit zu gehen", betonte Todt. "Es ist wichtig, dass die Formel 1 ihren Benzinverbrauch mit innovativer Technik reduziert." Dazu würde unter anderem auch die Energie-Rückgewinnung gehören. "Ich finde es inakzeptabel, wenn ein Formel-1-Auto in der heutigen Zeit 100 Liter Benzin für 100 Kilometer braucht", bekräftigte Todt.

Für den Ärger über die leiseren Motoren kann der 68-Jährige auch kaum Verständnis aufbringen. "Natürlich ist der Sound anders. Aber er war vor 30 Jahren mit den Turbomotoren der damaligen Generation auch anders." Bei der Diskussion ist ihm "zu viel Emotion im Spiel".

Eines vermeidet Todt nach eigenen Angaben aber unter allen Umständen. "Ich halte nichts davon, mich mit Bernie auf eine öffentliche Diskussion einzulassen", sagte der 68-Jährige. "Wenn ich mit seinen Kommentaren nicht einverstanden bin, dann melde ich mich bei ihm direkt."

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