Wolff erklärt Fehler von Monaco: "Falsche Daten"

Toto Wolff (re.) im Gespräch mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.
"Bis 15 Runden vor dem Ende war es eh ein langweiliges Rennen. Dann kam Verstappen und wir haben's vermasselt."

Falsche Computer-Daten haben am Sonntag Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton um den Sieg in Monaco gebracht. Das hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem am Ende überraschend doch wieder von Nico Rosberg gewonnenen Rennen im Fürstentum gesagt. Schuldzuweisungen bleiben aber aus, so der Wiener. "Wir tragen alle gemeinsam die Verantwortung."

Die wichtigsten Fragen an und die Erklärung von Toto Wolff zum Grand Prix von Monaco:

- Warum man den überlegen führenden Hamilton so kurz vor dem Ende zum neuerlichen Reifenwechsel hereingeholt hatte, was ihn letztlich den Sieg gekostet hatte:

Wolff: "Die Daten haben gezeigt, dass sich ein weiterer Boxenstopp leicht ausgeht. Es gab das Risiko, dass (der drittplatzierte, Anm.) Sebastian Vettel auch nochmals weiche Reifen holt und in den letzten Runden richtig Druck ausübt. Dazu kam der Kommentar von Lewis, dass seine Reifen über den Jordan waren und keinen Grip mehr hatten."

Über die Grundlage der am Ende falschen Entscheidung:

"Die Reifentemperaturen sind dramatisch gefallen, und die Daten haben gesagt, der Stopp geht sich locker aus. Das Problem war, dass wir im Algorithmus einen Fehler hatten. Die Daten waren schlicht falsch, weil ein Teil davon eingefroren war. Das kann passieren. Es war der einzige Grund für diese Entscheidung. Laut den Daten wäre Lewis mit zwei Sekunden Vorsprung wieder rausgekommen. Am Ende haben aber 0,9 Sekunden gefehlt. Aber war es wirklich eine falsche Entscheidung? Wir sind auf den Positionen eins und drei. Sagen wir so: Der richtige Fahrer hat nicht gewonnen."

Warum man nicht auch Rosberg hereingeholt hatte:

"Er hatte ja nicht den Vorsprung wie Hamilton. Nur Lewis lag weit genug vor Vettel."

Ob man hin und wieder nicht besser eine Bauchentscheidung treffen sollte:

"Vielleicht wäre sie diesmal richtiger gewesen. Wir müssen uns aber auf die Daten verlassen. Ohne sie hätten wir die Hälfte der bisherigen Rennen nicht gewonnen. Und es war trotzdem hauchdünn."

Ob man gegen den Rennausgang protestieren würde, wenn die Möglichkeit da wäre:

"Nein, selbst wenn das möglich wäre. Das wäre unsportlich."

Was man zu Hamilton gesagt habe:

"Einfach sorry. Er war drauf und dran, das Rennen zu gewinnen. Wir können uns nur entschuldigen, die Köpfe zusammenstecken und schauen, dass sowas nie wieder passiert. Man kann nicht viel tun, und nichts macht es für Lewis besser. Er hat das Rennen verloren, da ändern auch meine Worte nichts daran."

Über die Stimmung bei Mercedes und speziell im Taktik-Team:

"Wir siegen und wir verlieren gemeinsam, wir haben gute und schlechte Tage. Innerhalb einer Familie muss man sich gar nicht groß entschuldigen. Wir halten zusammen und tragen alle gemeinsam die Verantwortung. Wir gehen ja auch nicht her und hüpfen an guten Tagen herum wie die Affen, nur weil wir gerade Pokale gewonnen haben. Und zeigen umgekehrt in einem schlechten Moment mit dem Finger auf jemand anderen. Ich bin stolz auf das Team, auch auf das Strategieteam. Ich war Teil dieser falschen Entscheidung."

Ob Hamilton selbst um neue Reifen gefragt habe:

"Nein. Der Fahrer trifft niemals so eine Entscheidung, dafür fehlt ihm der Überblick. Er hatte aber vorher gesagt, dass seine Reifen hinüber sind."

Wann die Entscheidung, Hamilton hereinzuholen, getroffen wurde:

"50 Meter vor der Zufahrt zur Boxengasse."

Wie Hamilton das wegstecken werde:

"Lewis ist mental noch stärker geworden. Er ist gereift und eine große Persönlichkeit, deshalb haben wir ihn auch langfristig gebunden. In solchen Moment wächst man. Er wird schnell darüber hinweg kommen."

Dass wenigstens die WM nun wieder spannender geworden sei:

(lacht): "Bis 15 Runden vor dem Ende war es eh ein langweiliges Rennen. Dann kam Verstappen und wir haben's vermasselt."

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