Formel 1: Titel-Entscheidung vertagt

Sebastian Vettel (re.) hat sich in seinem 100. Formel-1-Rennen Lewis Hamilton geschlagen geben müssen.
Lewis Hamilton siegt in Texas. Das WM-Duell zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso gewinnt an Dramatik.

Gut 100 Millionen Euro sicherte sich am Sonntag Red Bull, doch der Jubel fiel vergleichsweise verhalten aus. Ein Rennen vor Saisonende schnappte sich das österreichische Team den WM-Titel der Konstrukteure und die damit verbundene Prämie.„Wir werden uns schon ein Bier genehmigen“, sagte Sebastian Vettel, der bei der Grand-Prix-Premiere in Austin mit Rang zwei hinter Lewis Hamilton (McLaren) die nötigen Punkte für den Konstrukteurstitel beisteuerte.Rang zwei – das war auch der Stimmungsdämpfer. Das große Rennen um die Fahrer-Krone ist damit längst nicht entschieden. 13 Punkte Vorsprung nimmt Vettel mit zum Saisonfinale kommenden Sonntag nach Brasilien. Titel-Konkurrent Fernando Alonso hielt mit Platz drei seine Chancen am Leben, mögen sie auch noch so klein sein: In São Paulo reicht Vettel ein vierter Platz zur Weltmeisterschaft.

Spannung pur

Die Spannung bleibt damit aufrecht – und sie war auch Sonntag beim Start greifbar. Bereits in der ersten Kurve hätte das Titelduell eine spektakuläre Wende nehmen können. Tat es aber nicht.Vettel behauptete seine Spitzenposition, weiter hinten hatte Alonso seine fahrerische Exzellenz den 120.000 Fans zur Schau gestellt. Von Platz sieben quetschte der Spanier seinen roten Renner auf Rang vier.Alonso und seine Crew kannten ohnehin nur eine Richtung: nach vorn. Vor dem Start nahm Ferrari eine Strafversetzung für Massa in Kauf, da sie am Auto das Brasilianers das Getriebe wechselten und Alonso so den Sprung von Startplatz acht auf sieben ermöglichten.Ein gefährlicher Schachzug. Im Kampf mit McLaren in der Konstrukteurswertung riskierte Ferrari damit Platz zwei und Millionen. Die Differenz zwischen Rang zwei und drei am Jahresende wird mit mehreren Millionen Euro taxiert.An der Spitze schritten die beiden derzeit schnellsten Fahrer im Feld der texanische Nachmittagssonne entgegen. Hamilton erhöhte den Druck, Vettel konterte.Zu dem Zeitpunkt war der Deutsche längst auf sich allein gestellt: Kollege Webber rollte aus, die Lichtmaschine streikte. Auch Vettel und seiner Crew muss ein alarmierendes Licht aufgegangen sein. In Valencia und Monza hatte ein ähnlicher Defekt dem Titelverteidiger Punkte gekostet. „Nicht die beste Neuigkeit“, gestand Vettel.Unsicherheit ist ein schlechter Beifahrer auf den letzten Metern einer WM. Noch dazu bei einem Teil, auf den man selbst keinen Einfluss hat. Die Lichtmaschine wird zugeliefert. Eine neue Version ist für Brasilien angekündigt.Die WM gewann in Runde 42 an Dramatik, als Hamilton Zusatzschub und Heckflügel aktivierte und die Führung übernahm. Hamilton, Vettel, Alonso – so schritten sie über die Ziellinie. Doch die letzte Flagge fällt erst.

Grand Prix der USA

1.  Lewis Hamilton  GBR  McLaren  35:55,3
2.  Sebastian Vettel  GER  Red Bull  0,675
3.  Fernando Alonso  ESP  Ferrari  39,229
4.  Felipe Massa  BRA  Ferrari  46,013
5.  Jenson Button  GBR  McLaren  56,432
6.  Kimi Räikkönen  FIN  Lotus  01:04,4
7.  Romain Grosjean  FRA  Lotus  01:10,3
8.  Nico Hülkenberg  GER  Force India  01:13,8
9.  Pastor Maldonado  VEN  Williams  01:14,5
10.  Bruno Senna  BRA  Williams  01:15,1
11.  Sergio Perez  MEX  Sauber  01:24,3
12.  Daniel Ricciardo  AUS  Toro Rosso  01:24,9
13.  Nico Rosberg  GER  Mercedes  01:25,5
14.  Kamui Kobayashi  JAP  Sauber  eine Runde
15.  Paul di Resta  GBR  Force India  eine Runde
16.  Michael Schumacher  GER  Mercedes  eine Runde
17.  Witali Petrow  RUS  Caterham  eine Runde
18.  Heikki Kovalainen  FIN  Caterham  eine Runde
19.  Timo Glock  GER  Marussia  eine Runde
20.  Charles Pic  FRA  Marussia  eine Runde
21.  Pedro de la Rosa  ESP  HRT  zwei Runden
22.  Narain Karthikeyan  IND  HRT  zwei Runden

Konstrukteurswertung

1.  Red Bull Racing   440
2.  Ferrari  367
3.  McLaren  353
4.  Lotus  302
5.  Mercedes  136
6.  Sauber  124
7.  Force India  99
8.  Williams  76
9.  Toro Rosso  22
Formel 1: Titel-Entscheidung vertagt

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 DEUTSCHLAND:

Süddeutsche Zeitung: "Entscheidung vertagt. Vettel war ein gutes Rennen gefahren in Austin, aber Hamilton war besser. (...) Gefeiert wurde bei Red Bull am Sonntagabend dann aber trotzdem: Durch Vettels zweiten Platz sicherte sich das Team bereits den WM-Titel in der Konstrukteurswertung vor Ferrari - obwohl Felipe Massa es noch auf Platz vier schaffte. Vettel und das Team feierten in der Innenstadt von Austin, es war bestimmt eine nette Party. Das geplante rauschende Fest aber wird noch einmal vertagt."

Bild: "Titel-Party verschoben. Schade! Sebastian Vettel hat den WM-Titel (noch) nicht geholt. (...). Pfui, Ferrari! Fieser Trick brachte Alonso noch auf Platz 3. Die Italiener machten sich eine eigentlich als Bestrafung gedachte Regel zunutze, um WM-Konkurrent Fernando Alonso in eine bessere Position zu bringen."

Frankfurter Rundschau: "Wiedersehen in Interlagos. Ein richtig guter Western ist es nicht geworden. Aber: Im Duell mit Fernando Alonso hat Sebastian Vettel nach seinem zweiten Platz hinter Lewis Hamilton beim Großen Preis der Vereinigten Staaten seinen Vorsprung auf 13 Zähler ausgebaut. 120.000 Zuschauer beim PS-Rodeo erlebten damit so etwas wie die Generalprobe für Vettels Titel-Hattrick. Aber das Zittern geht weiter."

ITALIEN:

La Gazzetta dello Sport: "Hamilton hilft Alonso. Lewis schlägt Vettel. Massa opfert sich für die Team-Interessen. Ferraris Trick hätte jeder angewandt, wenn ein WM-Titel auf dem Spiel steht."

Corriere dello Sport: "Vettels Fest ist vertagt. Fernando gibt nicht auf. Die WM wird zwischen Vettel und Alonso in Brasilien entschieden."

Tuttosport: "Alles wird in Brasilien entschieden."

Corriere della Sera: "Hamilton hält Alonsos Traum am Leben. Ferraris Trick war der Start für Alonsos Aufholjagd."

SPANIEN:

Marca: "Hamilton kommt Alonso zu Hilfe. Die WM wird in Brasilien entschieden."

As: "Alonso kann das Wunder in Interlagos noch vollbringen. Alles ist möglich, aber Sebastian Vettel bleibt der Favorit, obwohl er auf dem Podium in Austin nicht das Gesicht eines Weltmeisters zeigte."

El Pais: "Hamilton hält Alonso am Leben, aber Vettel hat den WM-Titel in Reichweite: Ihm reicht ein vierter Platz in Brasilien."

El Mundo: "Fernando Alonso hat beim Grand-Prix in den USA Sebastian Vettels Matchball abgewehrt. Der Deutsche konnte den Titelkampf nicht für sich entscheiden."

ABC: "In Fernando Alonsos Charakter ragt über alles diese Tugend heraus: Er ist ein Felsen und gibt nie auf, aber der Vorteil steht an der Seite Vettels."

Sport: "Fernando Alonso hat nichts zu verlieren."

FRANKREICH:

L'Equipe: "Wir sehen uns in Brasilien! Hamilton hält die Spannung aufrecht. Alonso sät bei Vettel Zweifel."

Liberation: "Lewis Hamilton hat Austin Power(s)."

Le Parisien: "Vettel muss sich noch gedulden."

Le Figaro: "Vettel steht kurz vor der Krönung. Aber Hamilton hält die Spannung aufrecht."

GROSSBRITANNIEN:

Daily Mirror: "Lewis verdirbt Vettel die Party im Thriller von Texas."

The Sun: "Lewis Hamilton wurde zum Red-Bull-Spielverderber, als er den US-Grand-Prix gewann."

Daily Mail: "Für Vettel geht das Warten auf den dritten Titel in Serie weiter bis zum Abschluss-Rennen nächste Woche in Brasilien. Aber er hat eine Hand im Handschuh am Titel."

The Guardian: "Lewis Hamilton hat mit seinem vierten Saisonsieg beim ersten Grand Prix in Texas auf dem Amerika-Ring das Titel-Rennen in der Formel 1 bis zum letzten Rennen in Sao Paolo aufrechterhalten."

Formel 1: Titel-Entscheidung vertagt

RED BULL RACING:Hauptquartier: Milton Keynes/EnglandChassis: RB8Motor: Renault RS27-2012Homepage: http://www.redbullracing.comFahrer: Sebastian Vettel (GER/25 Jahre), Mark Webber (AUS/36)Teambesitzer: Dietrich Mateschitz (AUT)Motorsportchef: Helmut Marko (AUT)Teamchef: Christian Horner (GBR)Technischer Direktor: Adrian Newey (GBR)Vorgängerteam: Jaguar (Übernahme durch Red Bull im November 2004)Debütrennen: 6. März 2005 Grand Prix von Australien in MelbourneGrand-Prix-Teilnahmen: 145WM-Punkte: 1.844,5Erste WM-Punkte: 6. März 2005 GP von Australien durch David Coulthard (GBR/4.) und Christian Klien (AUT/7.)Siege: 27Erster Sieg: 19. April 2009 GP von China durch VettelPole Positions: 46Erste Pole Position: 18. April 2009 GP von China durch VettelGrößte Erfolge:* Fahrer-Weltmeister 2010 und 2011 durch Sebastian Vettel* Konstrukteurs-Weltmeister 2010, 2011 und 2012* Zweiter der Fahrer-WM 2009 durch Vettel

Red Bull mit Champagner. „Red Bull Royal“ nennt sich dieses süße Gemisch. Der Überlieferung nach feiert Dietrich Mateschitz damit Erfolge seines Konzerns.Sonntag war es wieder einmal so weit, Magnumflasche und Dose zu öffnen: Zum dritten Mal in Folge ist Red Bull Racing das beste Team der Formel 1. Zum dritten Mal in Folge düpierte der österreichische Rennstall die Größen des Rennwagenbaus. In der Bestenliste der 62-jährigen Serie ließ Red Bull nun Konstrukteure wie Renault, Benetton oder Brabham hinter sich.Das schafft Anerkennung und Neid. Nur nicht in Österreich. Bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres blieb der Rennstall erneut auf der Strecke (aber das ist eine andere Geschichte).Im Fahrerlager der Formel 1 weilt man derweil am Gipfel, doch die Luft wird unangenehm dünn. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Rennstall als hipper, nicht ganz ernst zu nehmender Aufputz galt - mit den besten Partys, dem besten Catering und den besten Promis.Die Geschlagenen reagieren zusehends dünnhäutig. Zugegeben, von einem roten Renner aus Italien gehen mehr Emotionen aus als von süßer Brause. Aber zu glauben, Konzerne wie Mercedes oder Ferrari pulvern Hunderte Millionen pro Jahr in die Erfüllung eines nationalen Anliegens, ist naiv. Das Ur-Motiv hinter den Engagements ist ident: Markenbildung.Red Bull hat nicht nur das in den vergangenen Jahren perfektioniert.

Sebastian Vettel reicht beim Formel-1-WM-Finale am Sonntag in Brasilien bereits Rang vier, um neuerlich den WM-Titel zu holen. Selbst ein Sieg von Fernando Alonso würde dem Spanier in diesem Fall nicht mehr reichen. Dann wären zwar beide punktegleich, Vettel würde aber aufgrund der höheren Anzahl an Siegen den WM-Hattrick perfekt machen.

Alonso kann den Deutschen daher nur noch abfangen, wenn er 14 Punkte mehr holt. Das heißt: Er muss mindestens unter die ersten Drei kommen - und dann hängt immer noch alles von Vettels Ergebnis ab.Vettel schafft den WM-Hattrick in Brasilien, wenn- er gewinnt.- er generell vor Alonso ins Ziel kommt.- er mindestens Vierter wird.- er Siebenter wird und Alonso höchstens Zweiter.- er Neunter wird und Alonso maximal Dritter.- er Zehnter wird und Alonso höchstens Vierter.Alonso wird in Brasilien Weltmeister, wenn- er gewinnt und Vettel höchstens Fünfter wird- er Zweiter wird und Vettel maximal Achter- er Dritter wird und Vettel höchstens Zehnter. 

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