Spielerischer Sieg für Hamilton in Schanghai

Mercedes ist auch in China eine Klasse für sich. Hamilton gewinnt vor Rosberg.

Lewis Hamilton bleibt der dominierende Mann der Formel 1. Der Mercedes-Star landete am Sonntag im Grand Prix von China seinen dritten Sieg in Serie. Ein Hattrick war dem Briten zuvor noch nie gelungen. Hamilton setzte sich in Schanghai überlegen vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und Fernando Alonso im Ferrari durch. Dahinter landeten die Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel.

Mercedes setzte seinen Triumphzug fort. Kein anderes Team hat in dieser Saison bisher auch nur eine Führungsrunde absolviert. Nach vier Rennen haben die Silberpfeile alle Pole Positions und alle Siege eingefahren, jeweils drei davon Hamilton. In der WM führt aber weiterhin Rosberg - wenn auch nur noch vier Punkte vor seinem derzeit überlegenen Teamkollegen.

Start-Ziel-Sieg

Hamilton kontrollierte das Rennen von der ersten Kurve an, landete einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. "Ich kann gar nicht glauben, wie großartig dieses Auto ist", sagte der Ex-Weltmeister über seinen Silberpfeil. Für Verwirrung sorgte lediglich eine Zielflagge, die Hamilton schon eine Runde vor Schluss zu sehen bekam. Mit dem 25. GP-Triumph seiner Karriere stellte der 29-Jährige die Marke seines Team-Aufsichtsratschefs Niki Lauda ein.

"Lewis ist in Höchstform. Das war weltmeisterlich, muss man sagen", lobte Lauda. Rosberg dagegen habe sich schon mit einem Ausrutscher im Qualifying ein "Osterei" gelegt. Mit einem schwachen Start fiel der Deutsche sogar vom vierten auf den siebenten Platz zurück. Dazu streikte die Telemetrie an seinem Boliden. Der WM-Leader musste daher zum eigenen Ärger immer wieder Benzinstand und andere Daten an die Box durchgeben. Dennoch kämpfte er sich nach vorne.

Triple

"Das ganze Wochenende war nicht gut für mich. Es ist so viel falsch gelaufen, daher muss ich mit dem zweiten Platz zufrieden sein" sagte Rosberg. Er machte damit den dritten Mercedes-Doppelsieg hintereinander perfekt. Eine derartige Serie ist seit 2002, der Ära von Michael Schumacher bei Ferrari, keinem Team mehr gelungen. "Irgendwann werden wir auf die Statistik schauen und sagen, das war ein super Lauf", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Keinen super Lauf hat der Weltmeister. Vettel landete erneut hinter Ricciardo, musste seinen neuen Teamkollegen Mitte des Rennens sogar auf Geheiß der Box passieren lassen. "Zunächst habe ich das nicht verstanden", erklärte Vettel. Erst als ihm sein Team auf unterschiedliche Strategien hingewiesen hatte, ließ der Vierfach-Champion den jungen Australier passieren. Am Ende fehlten ihm 24 Sekunden auf Ricciardo.

"Das Fahren kann man nicht verlernen", meinte Vettel. "Momentan komme ich mit dem Auto aber noch nicht so ganz klar. Es macht nicht das, was ich will." Das Ergebnis enttäusche ihn gar nicht so sehr. "Eher die Tatsache, wie es zustandegekommen ist. Es ist zeitweise schwer einzusehen, dass man so langsam ist." Ricciardo scheint mit dem topspeedschwachen RB10 besser zurechtzukommen. Der 24-Jährige kratzte wie zuletzt in Bahrain als Vierter am Podest. Alonso rettete Platz drei aber über die Linie.

Ferrari am Podest

Ferrari bejubelte den ersten Top-3-Rang der Saison - und das ausgerechnet im ersten Rennen unter Neo-Teamchef Marco Mattiacci. Mehr als der "Trainereffekt" dürften sich aber technische Verbesserungen ausgewirkt haben. Ferrari war plötzlich auch auf der Geraden konkurrenzfähig. "Wir haben das Auto ein bisschen verbessert. Ich bin trotzdem überrascht, auf dem Podest zu stehen", sagte Alonso, der sich in der WM vor Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (6.) auf Platz drei schob.

Beim Start hatten sich Alonso und sein früherer Ferrari-Teamkollege Felipe Massa im Williams berührt. Sein neuer Stallgefährte Kimi Räikkönen wurde Achter. Eine weitere Talentprobe lieferte der Russe Daniil Kwjat im Toro Rosso ab. Der 19-jährige Formel-1-Debütant fuhr als Zehnter in seinem vierten Rennen zum dritten Mal in die WM-Punkte. Die nächste Chance hat er beim Europa-Auftakt am 11. Mai in Spanien.

WM-Stand: Fahrer

WM-Stand: Teams

Endstand
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:33:28,338 Std.
2. Nico Rosberg (GER) Mercedes +18,062
3. Fernando Alonso (ESP) Ferrari +23,604
4. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +27,136
5. Sebastian Vettel (GER) Red Bull +47,778
6. Nico Hülkenberg (GER) Force India +54,295
7. Valtteri Bottas (FIN) Williams +55,697
8. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +01:16,335
9. Sergio Perez (MEX) Force India +01:22,647
10. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso +1 Runde
11. Jenson Button (GBR) McLaren +1 Runde
12. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso +1 Runde
13. Kevin Magnussen (DEN) McLaren +1 Runde
14. Pastor Maldonado (VEN) Lotus +1 Runde
15. Felipe Massa (BRA) Williams +1 Runde
16. Esteban Gutierrez (MEX) Sauber +1 Runde
17. Jules Bianchi (FRA) Marussia +1 Runde
18. Kamui Kobayashi (JPN) Caterham +1 Runde
19. Max Chilton (GBR) Marussia +2 Runden
20. Marcus Ericsson (SWE) Caterham +2 Runden

Vettels ungeliebte Rolle als "Teamplayer"

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Lewis Hamilton hat am Sonntag in Shanghai mit dem 25. Grand-Prix-Sieg seiner Formel-1-Karriere in der ewigen Bestenliste zum Aufsichtsratschef seines Mercedes-Teams aufgeschlossen. Österreichs Rekordhalter Niki Lauda hatte von 1974 bis 1985 ebenfalls 25 Rennen gewonnen. Lauda war es auch, der vor eineinhalb Jahren Hamiltons Wechsel von McLaren zu Mercedes eingefädelt hatte.

Das Duo liegt in der ewigen Bestenliste gleichauf mit dem Schotten Jim Clark an achter Stelle. Von den aktiven Piloten haben nur Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel (39) und Ferrari-Star Fernando Alonso (32) mehr Siege als Hamilton auf dem Konto.

Die Fahrer mit den meisten Grand-Prix-Siegen der Formel-1-Geschichte:

1. Michael Schumacher (GER) 91 GP-Siege
2. Alain Prost (FRA) 51
3. Ayrton Senna (BRA) 41
4. Sebastian Vettel (GER) 39 *
5. Fernando Alonso (ESP) 32 *
6. Nigel Mansell (GBR) 31
7. Jackie Stewart (GBR) 27
8. Niki Lauda (AUT) 25
. Jim Clark (GBR) 25
. Lewis Hamilton (GBR) 25 *
10. Juan Manuel Fangio (ARG) 24

Es gehört beinahe schon zum Ritual der Formel 1 am Samstag – wie die Champagnerdusche am Rennsonntag: In der Box von Mercedes wird nach einem Qualifying applaudiert, umarmt und gelacht. So auch am Samstag in Schanghai: vierte Qualifikation der Saison, vierte Poleposition für einen Silberpfeil, die dritte für Starpilot Lewis Hamilton.

Inmitten des Trubels steht immer ein Mann, weißes Hemd, dicke Kopfhörer, Mechaniker und Techniker schütteln seine Hände, er lächelt, doch sein Jubel hält sich in Grenzen. "Die Formel 1 ist hart umkämpft, man darf keine Schwächen zeigen", sagt er. Er, das ist Torger Christian Wolff, genannt "Toto". Der 42-jährige Wiener ist seit etwas mehr als einem Jahr der Motorsportchef von Mercedes-Benz, darüber hinaus hält er 30 Prozent der Anteile am Formel-1-Rennstall des deutschen Herstellers.

Als Wolff den Job antrat, fand er zunächst mehrere Problemfelder vor. Die Mannschaft in England, dem Sitz des Formel-1-Teams, war verunsichert, ihr konstruierter Bolide zu langsam, parallel stieg in der Daimler-Zentrale der Unmut über das teure Rennsport-Engagement.

Im Schaufenster

Knapp 16 Monate später ist aus Stuttgart jegliche Skepsis verflogen. Mercedes gibt in der Formel 1 mittlerweile das Tempo vor. "Die 500 Mann in der Formel-1-Fabrik sind für mich das Schaufenster für einen 100-Milliarden-Konzern", sagt Wolff.

Es sind auch Sätze wie dieser, warum der talentierte Hobby-Rennfahrer, der nach seinem Studium der Handelswissenschaften mit dem Kauf und Verkauf von Firmen reich wurde, derzeit einer der populärsten Gesprächspartner ist – egal, ob BBC, RTL oder ORF. Sein Credo: "Es gibt in England eine Racing-DNA, ob ein Österreicher damit besser umgehen kann als ein Deutscher, weiß ich nicht. Vielleicht aber sind wir doch weniger direkt als die Deutschen." Lewis Hamilton, der lange Zeit als unzähmbar galt, nennt Wolff schlicht den "Boss". Auch das ist eine Art der Auszeichnung.

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