Weltmeisterliche Sorgen: Kriegt Vettel die Kurve?

Im Visier: Sebastian Vettel weiß, wo er Zeit verliert - in den Qualifyings beweist er bereits wieder Stärke.
Dem Red-Bull-Star droht die erste volle Saison ohne Sieg. Eine Analyse offenbart seine Problemzonen.

Sebastian Vettel hat Geschichte geschrieben. Und zwar Jahr für Jahr, nachdem er im Sommer 2007 zum ersten Mal in ein Formel-1-Auto geklettert ist: jüngster Poleposition-Fahrer, jüngster Sieger, jüngster Ein-, Zwei-, Drei- und Vierfach-Weltmeister.

Für einen neuen Rekord dürfte es 2014 eher nicht reichen, wohl aber für eine Randnotiz. Setzt sich in den letzten sechs Saisonrennen der bisherige Trend fort, wird der deutsche Red-Bull-Pilot in seiner siebenten vollen Saison zum ersten Mal ohne Grand-Prix-Sieg bleiben.

Weltmeisterliche Sorgen: Kriegt Vettel die Kurve?
epa04386319 German Formula One driver Sebastian Vettel of Red Bull Racing in action during the first practice session at the Italian Formula One circuit in Monza, Italy, 05 September 2014. The 2014 Formula One Grand Prix of Italy will take place on 07 September 2014. EPA/VALDRIN XHEMAJ
Zum Nachtrennen nach Singapur (Sonntag) ist der 27-Jährige zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht als Favorit gereist, sondern ratlos. Dort wo Vettel in den vergangenen drei Jahren gewonnen hatte, wird er heuer zum wiederholten Mal das Chassis tauschen lassen. Vettel und der RB10 – das ist ein einziges Missverständnis.

Von seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo sah er zumeist nur den Auspuff. Während es in den Qualifying-Duellen 7:6 für den Australier steht, sind die Renn-Sonntage eine eindeutige Angelegenheit (11:2). So einseitig wie es scheint, ist das Red-Bull-Duell nicht. Neun Mal lag Vettel nach der Startrunde vor Ricciardo, acht Mal davon sah der Australier aber vor ihm die Zielflagge.

Über die Gründe rätseln nicht nur Vettel und seine Crew, sondern auch die Fachwelt. Das Fachblatt Auto, Motor und Sport verglich in einer Analyse Trainings- und Rennergebnisse mit Reifenwahl, Streckentypen sowie Strategien. Das Fazit: Je enger die Kurven und je höher die Tempowechsel desto größer sind Vettels Probleme. Der Fahrstil des Deutschen, der das Auto hart durch die Kurven jagt, beansprucht die härter gewordenen Reifen stärker. Dazu kommt, dass sich die Autos schlechter anpassen lassen. Die Bremsbalance steuert ein Computer, das Getriebe darf nur noch einmal pro Jahr verändert werden, 2013 geschah das noch alle zwei Wochen.

Doch die Lernkurve zeigt nach oben: Von den jüngsten sieben Qualifying-Duellen mit Ricciardo gewann Vettel fünf. Optimieren konnte der Weltmeister schon immer. Nur betrifft es diesmal nicht das Auto, sondern ihn selbst.

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