Hamilton holt Pole vor Red Bull-Duo

Lewis Hamilton hat die 34. Pole Position seiner Formel-1-Karriere herausgefahren.
Im Nieselregen von Shanghai fuhr Lewis Hamilton Bestzeit. Dahinter: Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel.

Lewis Hamilton bleibt der Mann, den es in der Formel 1 derzeit zu schlagen gilt. Der Ex-Weltmeister dominierte am Samstag auch im Regen das Qualifying für den Grand Prix von China. Der Mercedes-Pilot nimmt das vierte Saisonrennen am Sonntag in Shanghai vor den beiden Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel aus der Pole Position in Angriff.

Hamilton greift damit nach Malaysia und Bahrain nach seinem dritten Sieg in Serie. Das ist dem Briten in seiner Formel-1-Karriere bisher noch nie gelungen. Für den 29-Jährigen ist es insgesamt die 34. Pole seiner Karriere. Damit liegt er in der ewigen Bestenliste nun allein auf dem vierten Platz. Nur Michael Schumacher, Ayrton Senna und Vettel haben mehr Pole Positions gesammelt.

Hamilton holt Pole vor Red Bull-Duo
Mercedes Formula One driver Lewis Hamilton of Britain celebrates after taking pole position at the qualifying session of the Chinese F1 Grand Prix at the Shanghai International circuit, April 19, 2014. Hamilton chalked up his third pole position in four races in a rainswept Chinese Grand Prix qualifying on Saturday. The Briton's was best time of one minute 53.860 seconds. REUTERS/Aly Song (CHINA - Tags: SPORT MOTORSPORT F1)

Teamkollege und WM-Leader Nico Rosberg kam nach Bremsproblemen und einigen Fahrfehlern nicht über Startplatz vier hinaus - unmittelbar vor Fernando Alonso, dessen Ferrari unter Neo-Teamchef Marco Mattiaci einen leichten Aufwärtstrend zeigte.

"Auto hat sich gut angefühlt"

Gegen Hamiltons Mercedes aber war kein Kraut gewachsen. Der Engländer fuhr in allen drei Quali-Sessions und am Ende auch in allen drei Sektoren des Shanghai International Circuit Bestzeit. "Ich habe es genossen, das Auto hat sich gut angefühlt", sagte Hamilton. "Es war sehr rutschig da draußen. Da ist es wichtig, keinen Fehler zu machen." Stallrivale Rosberg unterlief ein solcher, als er sich im Finish auf der Start-Ziel-Geraden drehte.

In der WM fehlen Hamilton elf Punkte auf seinen Teamkollegen. Im Regen rückte aber auch das Weltmeisterteam Red Bull näher an die überlegenen Silberpfeile heran. Neuzugang Ricciardo stellte im Quali-Duell mit Serienweltmeister Vettel auf 3:1. Laut Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko habe das auch mit dem Motormapping zu tun, das beim Deutschen größere Probleme macht als beim Australier.

"Wir machen langsam Schritte vorwärts. Der Regen hat geholfen, sonst wären wir sicher nicht auf den Plätzen zwei und drei", meinte Marko. Für das Rennen ist trockenes Wetter angesagt. Dann droht vor allem von Rosberg Gefahr, fährt dieser den Bullen dank seiner Mercedes-Power doch alleine auf der langen Geraden - der mit 1,2 Kilometern längsten im Formel-1-Zirkus - um fast eine halbe Sekunde davon.

"Im Regen haben wir größere Chancen. Im Trockenen sind wir aber sehr weit weg", erklärte Vettel. "Wir möchten ihnen trotzdem eine harte Zeit geben." Mercedes hat bisher nicht nur alle Pole Positions der Saison geholt, sondern auch alle Rennen gewonnen. "Red Bull hat aber wieder einen kleinen Schritt gemacht", erinnerte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Daher müssen wir die Entwicklungsgeschwindigkeit hoch halten. Wir dürfen keine Ruhe geben."

Ferrari vermochte die Trainingsleistungen im Regen nicht ganz umzusetzen. Alonso positionierte sich dennoch in Schlagdistanz zum Podest. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen dagegen kam als Elfter nicht einmal in die finale Quali-Phase - ebenso wie beide McLaren. Auf der Geraden kann Ferrari dennoch plötzlich mithalten. "Sie dürften beim Motor etwas gefunden haben", meinte Marko.

Lewis Hamilton hat bereits 34 Mal die Pole Position in der Formel 1 geholt. Der 29-jährige Engländer rangiert in der ewigen Bestenliste vor den Legenden Jim Clark und Alain Prost auf dem vierten Platz.

Von den aktuellen Piloten hat lediglich Serienweltmeister Sebastian Vettel (45) mehr erste Startplätze vorzuweisen als Hamilton. Die Liste der Fahrer mit den meisten Pole Positions in der Geschichte der Formel 1:

1. Michael Schumacher (GER) 68
2. Ayrton Senna (BRA) 65
3. Sebastian Vettel (GER) 45 *
4. Lewis Hamilton (GBR) 34 *
5. Jim Clark (GBR) 33
. Alain Prost (FRA) 33
7. Nigel Mansell (GBR) 32
8. Juan Manuel Fangio (ARG) 29
9. Mika Häkkinen (FIN) 26
10. Niki Lauda (AUT) 24
. Nelson Piquet (BRA) 24
12. Fernando Alonso (ESP) 22 *

* = Fahrer aktiv

Vermutlich würden die meisten Piloten den Grand Prix von China lieber auslassen, um dafür ein zusätzliches Rennen in Europa zu fahren. Dort, wo die klassischen Rennstrecken stehen und die Motorsport-Begeisterung am größten ist. Doch die Formel 1 dreht seit mittlerweile zehn Jahren ihre Runden in China. Und das hat seine guten Gründe, Millionen gute Gründe im 1,4 Milliarden-Einwohner-Land.

Da passt es den Herstellern und Konstrukteuren ganz gut, dass parallel zum Grand Prix die Automesse in Peking beginnt. Mehr als 2000 Aussteller aus 14 Ländern sind vertreten. Längst ist China der weltweit wichtigste Automobilmarkt, nirgendwo sonst wächst der Absatz so rasant wie im Reich der Mitte. Für 2014 sind Wachstumsraten von neun bis elf Prozent prognostiziert.

Hoher Absatz

Die Zahl der von deutschen Herstellern in China verkauften Fahrzeuge hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht: Von 1,1 Millionen Autos auf 3,7 Millionen. Bereits jedes vierte in Deutschland produzierte Auto wird in China verkauft. Jede Woche öffnen in China zwei neue Mercedes-Händler. Mitbewerber BMW verkaufte 2013 in der Volksrepublik fast 60.000 Autos mehr als noch ein Jahr davor. Zum Vergleich: Damit war für den Münchner Hersteller allein der Zuwachs in China so groß wie der gesamte Absatz in Frankreich.

Hamilton holt Pole vor Red Bull-Duo
epa03661427 Spanish Formula One driver Fernando Alonso of Scuderia Ferrari crosses the finish line during the 2013 Chinese Formula One Grand Prix at the Shanghai International circuit in Shanghai, China, 14 April 2013. EPA/SRDJAN SUKI

Nicht nur in den chinesischen Autosalons liefern einander die Hersteller einen harten Konkurrenzkampf, auch auf der Rennstrecke. Mercedes, BMW und Audi kehren am 28. September in Guangzhou mit dem Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) nach vierjähriger Pause nach China zurück.

"Die DTM ist für uns so wichtig, weil hier der Audi RS 5 gegen seine direkten Konkurrenten am Markt Motorsport macht", sagt der Wiener Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich im Gespräch mit dem KURIER. Zudem ist seit drei Jahren der Audi-Cup fixer Bestandteil des chinesischen Motorsport-Kalenders. Die Sportwagenbauer Porsche und Lamborghini lassen ebenfalls ihre handgefertigten Flitzer in Marken-Cups über Chinas Rennpisten sausen.

Enormer Aufwand

Selbst die kleinsten Hersteller betreiben einen gigantischen Aufwand, um im Riesenreich wahrgenommen zu werden. So ist etwa die Webseite des Formel-1-Teams McLaren erstmals auch in Mandarin zu lesen. "Dadurch erreichen wir mit unserer Marke McLaren und mit unseren Sponsoren den weltweit interessantesten und aktivsten Markt", sagt Renndirektor Eric Boullier. "Mit unserer Präsenz auf Weibo (dem chinesischen Twitter-Pendant; Anm.) erreichen wir Millionen junger potenzieller Formel-1-Fans. Die braucht das Team, die braucht der gesamte Sport."

Chinas Bühne für die Formel 1 könnte gigantischer kaum sein: Der Schanghai International Circuit, 25 Kilometer außerhalb der Millionenmetropole, war einst ein Prestigeobjekte der Chinesen. 30.000 Zuschauer fasst allein die Haupttribüne, bis zu 200.000 Fans haben an der Strecke Platz. "Jetzt sind wir dort auf einem guten Weg, wo die Faszination endlich ankommt", sagt Safety-Car-Fahrer und Mercedes-Markenbotschafter Bernd Mayländer. "Ich glaube, wir haben den Durchbruch geschafft."

Der Weg zum Durchbruch war steinig. "Wir müssen akzeptieren, dass der Motorsport in China überhaupt keine Historie hat. Den Menschen fehlt der Zugang", betont Audi-Mann Ullrich.

Als die DTM zum ersten Mal in China Station gemacht hatte, mussten früh im Rennen gelbe Flaggen nach einem Unfall geschwenkt werden. Ullrich erinnert sich: "Die chinesischen Zuschauer haben das als Aufforderung verstanden und selbst kleine Fähnchen geschwenkt."

Seither hat sich viel verändert. Setzt Mercedes am Sonntag die Siegesserie in der Formel 1 fort, hat China sogar Anteil am vierten Triumph im vierten Saisonrennen: Die Batterien für das Hybrid-System in den Boliden von Rosberg und Hamilton werden in China gefertigt.

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