Der Weltmeister drückt aufs Tempo

Der Mann im Fokus: Vierfach-Weltmeister Vettel kam vom Rasenmähen nach Abu Dhabi.
Wenige Tage nach dem vierten Titel in Serie will Sebastian Vettel nur eines: als Erster ins Ziel.

Valtteri Bottas, Williams: nichts. Adrian Sutil, Force India: nichts. Lewis Hamilton, Weltmeister, Mercedes: ein Foto im Weitergehen. Fernando Alonso, Doppelweltmeister, Ferrari: drei, vier, fünf Fotos, zwei Autogrammwünsche. Einer wird erfüllt.

Sebastian Vettel, seit Sonntag vierfacher Weltmeister, Red Bull: Laufschritt. Es klickt aus Dutzenden Kameras, die Leute schreien „Ooooohhhh“ und „Aaaaahhhh“ und „Veeeetteeell“, als der 26-jährige Deutsche zur offiziellen Pressekonferenz für den Grand Prix von Abu Dhabi (Sonntag) schreitet, nein, sprintet.

Das Fahrerlager der Formel 1 ist wie der Pausenhof einer teuren und exklusiven Privatschule – nur mit weniger Zigarettenstummeln. Ansonsten finden sich auch hier Lieblinge und Außenseiter, Getratsche und Gelächter, Neid und Missgunst.

Streber & Feind

Sebastian Vettel ist der Klassenbeste. Schon wieder. Es gibt Coolere (Räikkönen), Hinterlistigere (Alonso), Reichere (Hamilton) als ihn, doch es gibt keinen Erfolgreicheren. Auch in der Schule wird der Streber gleichermaßen verachtet und gebraucht: als Referenz, vielleicht sogar als gemeinsamer Feind.

Das dürfte dem Rest des Feldes nicht sonderlich schwerfallen, gab er doch gestern gleich wieder die Devise seines Rennstalls für das Wochenende aus: „Wir lieben die Herausforderung. Wir sind hier, um zu gewinnen.“

Hat er ja erst zehn Mal in dieser Saison, sechs Mal nacheinander zuletzt. Setzt Vettel am Sonntag die Serie fort, stellt den Rekord von Michael Schumacher ein. Die Zahl sieben ist es, die Vettel ständig begleitet. Mit sieben WM-Titeln setzte Schumacher einst den Maßstab, Vettel ist der Erste, dem Ähnliches zugetraut wird. „Wenn man in die Formel 1 kommt, scheint ein WM-Titel unendlich weit weg. Ähnlich ist es, wenn ich nun an sieben denke“, sagt Vettel. Vor ihm blitzen die Kameras, hinter ihm funkelt die Hülle des Yas Viceroy. Das Hotel könnte mühelos als Schauplatz für einen James-Bond-Film durchgehen. Geschichten hat dort zuletzt vor allem einer geschrieben: Sebastian Vettel.

2010, im letzten Rennen, stürmte er in Abu Dhabi von WM-Platz drei zum Premierentitel, im Vorjahr legte er – aus der Boxengasse gestartet – seine Meisterprüfung ab (Endrang drei). Daran erinnert, wirkt er plötzlich selbst wie jemand, dessen Geschichte für die Leinwand taugt. Den Schein zerstört er mit Freude. Angesprochen darauf, was er in den vergangenen Tagen nach Titel Nummer vier daheim gemacht hat, antwortet Vettel: „Ein bisschen Rasen gemäht, um runterzukommen.“

Die offenen Fragen im Saisonfinish

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