Der unbequeme Webber räumt das Cockpit

Mark Webber verlässt Red Bull und die Formel 1 - das begehrteste Auto sucht einen Fahrer.

Ein letztes, wichtiges Mal behielt Mark Webber noch die Kontrolle. Nicht über seinen Rennwagen, nein, viel wichtiger, über seine Karriere.

Er selbst war es, der seinen Abschied von Red Bull, von der Formel 1, mit Saisonende bekannt gab. Der 36-jährige Australier bremste damit ein letztes Mal die Red-Bull-Verantwortlichen aus, die in der Sommerpause über die Personalie hätten entscheiden wollen.

Bei seinem Arbeitgeber kam Webbers Vorpreschen gar nicht gut an. „Eine Stunde Vorwarnung ist ein bisschen wenig“, sagte Christian Horner. Webber habe den Teamchef von Red Bull erst am Morgen informiert.

Doch Webber gab das Steuer nicht aus der Hand – und er wird es auch künftig nicht tun. Im selben Atemzug mit dem Abschied aus der Königsklasse gab der neunfache Grand-Prix-Sieger seinen Einstieg beim neu formierten Langstrecken-Projekt von Porsche bekannt. „Es ist mir eine Ehre, Porsche bei seiner Rückkehr nach Le Mans zu begleiten“, ließ Webber auf seiner Website verlautbaren, ehe er im Fahrerlager von Silverstone eintraf, wo am Sonntag der achte Saisonlauf gefahren werden wird.

Langer Atem

Der Große Preis von Großbritannien ist Webbers 204. Start bei einem Formel-1-Rennen, am Ende der Saison werden es 215 sein, 130 davon wird er für Red Bull gefahren sein. Neun Mal konnte er bisher gewinnen.

Das liest sich mager. Teamkollege Sebastian Vettel konnte bei 82 Versuchen am Steuer eines Red Bull 28 Mal gewinnen, dazu noch drei Weltmeisterschaften.

Webber benötigte mit 130 Versuchen so lange wie kein zweiter Pilot für seinen Premierensieg. „Du brauchst das richtige Auto zum Siegen“, sagte Webber im Juli 2010 im KURIER-Interview, „es gibt viele Fahrer, die das Potenzial für einen Sieg hatten, aber nie die Möglichkeit. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.“

Die Bilanz wird Webber nicht gerecht. Seit 2007 leistete der Australier Aufbauarbeit bei dem jungen Red-Bull-Team, das aus den Resten des Jaguar-Rennstalls hervorgegangen war.

Offene Feindschaft

Der unbequeme Webber räumt das Cockpit
Red Bull Formula One drivers Sebastian Vettel of Germany and Mark Webber of Australia (R) look on after the qualifying session of the Australian F1 Grand Prix at the Albert Park circuit in Melbourne March 17, 2013. REUTERS/Daniel Munoz (AUSTRALIA - Tags: SPORT MOTORSPORT F1)
2009 kam Vettel – und mit ihm der Erfolg. Der deutsche Aufsteiger und der Spätstarter aus Australien bildeten ein ungleiches Duo. Doch sie dominierten. Als der erste WM-Titel vor ihnen auf der Strecke lag, verschlechterte sich das Klima zusehends. Die offen gelebte Feindschaft prägte die Königsklasse. Die Öffentlichkeit sah gespannt zu.

37 Rennen haben Vettel und Webber in ihren gemeinsamen Jahren bei Red Bull gewonnen, 13 davon als Erster und Zweiter. Das wird die Messlatte für den Nachfolger von Mark Webber sein.

Der unbequeme Webber räumt das Cockpit
Lotus Formula One driver Kimi Raikkonen of Finland shares a laugh with Red Bull Formula One driver Sebastian Vettel (R) of Germany after the Bahrain F1 Grand Prix at the Sakhir circuit, south of Manama April 21, 2013. Vettel won the Bahrain Grand Prix for the second year in a row for Red Bull on Sunday to extend his overall lead to 10 points after four races. The 25-year-old German beat Raikkonen by 9.1 seconds to chalk up his second win of the season and 28th of his career. REUTERS/Darren Whiteside (BAHRAIN - Tags: SPORT MOTORSPORT F1)
Kandidaten für das begehrteste Cockpit, das die Formel 1 derzeit zu bieten hat, gibt es einige. Neben den aufstrebenden Piloten Daniel Ricciardo (Aus) und Jean-Eric Vergne (F) vom Schwesterteam Toro Rosso werden Kimi Räikkönen, 32, beste Karten eingeräumt, wie Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestätigt: „Kimi wäre sicher eine Option, wenn er verfügbar wäre.“ Ist er. Der Vertrag des Finnen bei Lotus läuft aus. Red Bull ist eines der wenigen Teams, das sich das fürstliche Salär des Ex-Weltmeisters (rund 20 Millionen) leisten kann.

Räikkönens Kommentar fällt gewohnt ungewöhnlich aus: „Ich weiß, was ich will.“

Die Topverdiener der Formel 1:

Mark Alan Webber wurde am 27. August 1976 im australischen Queanbeyan (New South Wales) geboren. Er begann im Motocross-Sport, 1994 stieg er in den Formel-Sport um.

Über die Langstrecken-Meisterschaft und die Formel 3000 kam er 2002 in die Formel 1. Nach Stationen bei Minardi, Jaguar und Williams fuhr der Wahl-Engländer ab 2007 für Red Bull.

2009 gelang Webber im 130. Rennen sein erster Grand-Prix-Sieg – kein Pilot musste länger auf seinen ersten Erfolg warten. Bis heute feierte er neun Siege, 2010 und 2011 wurde er WM-Dritter.

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