Alonsos Jubiläumsfahrt vom letzten Platz

Einst gelobt und gefürchtet, gibt es für den zweifachen Weltmeister oft nur noch Mitleid. Heute bestreitet der 34-jährige Spanier seinen 250. Grand Prix.

Wäre Fernando Alonso eine Stadt, er wäre wohl New York City. Verehrt oder verabscheut, gelobt oder gefürchtet. Dazwischen gibt es nichts. Der 34-jährige Spanier ist an dieses Stimmungsbild längst gewöhnt, 249 Rennwochenenden in der Formel 1 ist das nun bereits so, und auch heute, Sonntag, bei seinem 250. Grand-Prix-Start wird Fernando Alonso die Massen spalten.

Allein die Perspektive ist ungewohnt für einen Doppelweltmeister. In den Grand Prix von Russland in Sotschi (Start: 13 MESZ/live ORFeins, RTL und Sky Sport) startet Alonso vom letzten Startplatz aus. Zu seinem Jubiläum bekam er 35 Startplätze geschenkt. In seinem McLaren-Boliden wurde am Freitag der bereits zehnte (!) Motor verbaut, straffrei sind für Hersteller Honda in der Saison 2015 fünf Triebwerke.

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Der Frust ist groß bei dem Mann, den sie in diesem Jahrtausend den "komplettesten Fahrer der Formel 1" nennen. Seine Rückkehr am Jahresbeginn zu McLaren gleicht einem Desaster. Zwei Mal in bislang 13 Rennen schaffte es Alonso in die Punkteränge, in der Konstrukteurswertung hat lediglich Nachzügler Manor Marussia noch weniger WM-Punkte gesammelt als Alonso und sein ebenfalls erfahrener wie erfolgreicher Teamkollege Jenson Button (279 Starts, Weltmeister 2009). "Andere Piloten machen Fehler, aber sie kommen trotzdem leicht an uns vorbei", ktitisiert Alonso.

Alonsos Jubiläumsfahrt vom letzten Platz
Ferrari's Formula One driver Michael Schumacher of Germany (rear) and Renault's driver Fernando Alonso (R) of Spain race during the qualifying session of the French Grand Prix at the Magny-Cours circuit July 15, 2006. REUTERS/Thierry Roge (FRANCE)
Bei ihm hielten sich die Fehler auf den Rennstrecken dieser Welt in mittlerweile 15 Jahren Formel 1 in überschaubaren Grenzen. Bereits in seiner zweiten Saison nahm er aus jedem Rennen Punkte mit, die es damals nur für die besten Sechs gab.

Überhaupt konnte er in all den Jahren mit so ziemlich jeder Regeländerung umgehen. Und davon gab es viele: Boliden mit 12, 10, 8 und nun 6 Zylinder; die Abschaffung und Wiedereinführung der Traktionskontrolle (2001/ 2008); das Verbot der Reifenwechsel (2005) sowie zwei Jahre später die Verpflichtung zu unterschiedlichen Reifentypen; das Ende des Nachtankens (2010); den Einsatz der Hybridtechnik.

Den Größten gebremst

"Fernando gewinnt Rennen, die er nicht gewinnen sollte", lobte einst Ross Brawn. Der Brite arbeitete zwar nie mit Alonso zusammen, war aber als Ferrari-Stratege ein langjähriger Widersacher. Dabei gelang es Alonso, den unaufhaltsam scheinenden Erfolgslauf von Michael Schumacher zu stoppen. Nach fünf Titeln in Serie fand der Deutsche in Alonso im Renault seinen (Welt-)Meister.

Doch danach sollte der Spanier nichts mehr in die gewünschten Bahnen gelenkt bekommen. Drei Mal wurde er WM-Zweiter, ein Mal Dritter (mit einem Punkt Rückstand auf den Weltmeister!). Geschlagen und gedemütigt zog er immer weiter – von McLaren zurück zu Renault, zu Ferrari und wieder zu McLaren. Vorbeigerast in den Bestenlisten sind Hamilton und Vettel, der nun Alonsos Ex-Team Ferrari neues Leben und alte Stärke einhaucht.

In einer Kategorie ist Alonso weiterhin einsame Spitze. 35 Millionen Euro pro Jahr sollen McLaren seine Steuerkünste wert sein. Damit lässt sich vieles beschaffen, nur ein Siegespokal in der Formel 1 nicht. Alonso nahm seinen letzten vor 14 Monaten entgegen.

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