Coulthard rast im Olympia-Stadion

Coulthard rast im Olympia-Stadion
Der Schotte macht mit der DTM in München Station. Im Interview spricht der er über seine Zeit nach der Königsklasse.

David Coulthard ist multitaskingfähig. Auf dem Weg zur Boxengasse in Spielberg plaudert der Schotte über sein Leben nach der Formel 1, während er im Vorbeigehen zig Autogramme schreibt, für Fotos posiert und mit Mercedes-Kollegen über den Nachwuchs scherzt. Stets ruhig, geduldig und höflich. Auch wenn der 41-Jährige eigentlich in fünf Minuten in seinem knallgelben DTM-Boliden sitzen sollte. "That’s o. k.", sagt der Rennfahrer und lächelt.

DC ist eben ein Profi.

Nach 14 Jahren, 246 Grand-Prix-Starts und 13 Siegen hat Coulthard 2008 zwar seine Formel-1-Karriere beendet, aber dennoch keinen Gang zurückgeschaltet. Als DTM-Pilot für Mücke Motorsport und TV-Experte für den britischen Sender BBC jettet der schnelle Schotte noch immer an 31 Wochenenden im Jahr rund um den Globus.

Am kommenden steht mit dem Deutschen Tourenwagen-Masters in München ein besonderes Rennen bevor: Auf dem gespiegelten Parallelkurs im Olympiastadion (je 614 Meter) findet zum zweiten Mal der Show­bewerb statt. Die Piloten fahren zunächst herstellerintern um je vier Startplätze, bevor es im K.-o.-System am Sonntag um den Sieg geht.

Zu den Favoriten zählt David Coulthard ... nicht.

KURIER: In der Formel 1 sind Sie um Siege mitgefahren, in der DTM hat es bisher nur für Platz acht gereicht. Ist die Umstellung so schwierig?
David Coulthard: Ja. Man darf nicht vergessen, dass ich in Summe 26 Jahre lang Einsitzer gefahren bin: Kart, Formel 3, Formel 3000 und Formel 1. In der Tourenwagen-Serie bin ich jetzt gerade einmal 27 Rennen gefahren. Im Vergleich mit den 26 Jahren davor ist mein spirituelles Zuhause der Einsitzer.

Wo liegen die größten Unterschiede im Zweisitzer?
Im Tourenwagen sind das Gefühl und die Art, wie du fährst, ganz anders. Du musst mehr mit dem Gewicht des Autos arbeiten, weil es viel schwerer ist. Einige Rennen waren okay, einige bisher nicht so gut. Aber wenn du dich hier im Mittelfeld einordnen kannst, ist das schon ein gutes Resultat gemessen daran, wie viel Talent einige junge Fahrer mitbringen.

Warum haben Sie sich gerade für die DTM entschieden? Warum nicht wie etwa Kimi Räikkönen für einen Abstecher in die Rallye-Serie?
Mich hat die Qualität der Serie fasziniert. Wenn du in einer so professionellen Meisterschaft ein annehmbares Ergebnis herausfährst, weißt du, dass du einen guten Job gemacht hast. Wenn du in einer kleineren Serie fährst, hast du vielleicht ein besseres Auto und kannst ein besseres Ergebnis erreichen, aber der Erfolg ist nicht echt. Ich wollte nie nur meine Runden drehen. Mein Ziel war es immer, in der besten Meisterschaft zu fahren, um herauszufinden, wie gut ich wirklich bin.

Michael Schumacher hat es vorgemacht. Haben Sie jemals an ein Comeback in der Formel 1 gedacht?
Nein, nein, nein, absolut nicht! Ich hatte eine groß­artige Chance, habe meine Karriere wirklich genossen, aber das war damals – und heute ist heute. Ich bin 41 Jahre alt und habe nicht das Gefühl, dass ich mit 41 besser bin als am Höhepunkt meiner Karriere.

Ist der Druck auf junge Rennfahrer heute größer als zu der Zeit, als Sie begonnen haben?
Jede Generation hat ihren eigenen Druck. Das Rampenlicht und die Aufmerksamkeit sind heute sicher höher. Jeder Aspekt deiner Performance wird analysiert und in Zeiten von Twitter und Facebook gibt es kaum Privatsphäre. Die neuen Medien bringen viele Vorteile, aber sie können auch gegen dich arbeiten. Aber du kannst nicht den Kuchen wollen, die Kalorien aber nicht. Das gehört eben dazu.

Seit dem Ende Ihrer Formel-1-Karriere arbeiten Sie für BBC als TV-Experte. Ist das der erste Schritt in Richtung zweite Karriere?
Vielleicht. In meinem vierten Jahr in der Formel-1-Pension lerne ich weiterhin, was mir Spaß macht und was nicht. Die Arbeit für die BBC ist eine neue Herausforderung. Eine neue Aufgabe für eine neue Lebensphase. Wenn du ein Teenager bist, gehst du auf Partys, wenn du erwachsen bist, arbeitest du, wenn du damit aufhörst, beginnt wieder eine neue Phase. So ist das Leben.

Erfüllt Sie die Arbeit vor der Kamera so wie die Raserei auf der Rennstrecke?
Mein Wissen in der Fernsehwelt zu erweitern, gibt mir natürlich nicht denselben Kick wie das Rennfahren. Aber seien wir ehrlich – was tut das schon?

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