Viele Flüchtlingskinder kehren heim

Viele Flüchtlingskinder kehren heim
Nach der FIFA-Aufnahme zieht Bytyqi das österreichische und Berisha das norwegische Trikot aus.

"Ich möchte mich herzlichst beim österreichischen Nationalteam für die tollen Jahre bedanken! Werde ab nun für mein Heimatland Kosovo spielen." So nahm Sinan Bytyqi Abschied. Dieses Jahr hatte er im März noch zwei Mal für die U-21-Auswahl gespielt, am Montag will er in Finnland das Trikot der Kosovaren tragen. Sinan war noch kein Jahr alt, als seine Eltern mit ihm und den fünf Geschwistern aus dem Kriegsgebiet flüchteten und nach Kärnten kam. Mit fünf kam er in den Nachwuchs des FC Kärnten, mit 14 in den der Admira, und mit 17 holte Manchester City das Talent. Der 21-Jährige durfte bei den Engländern in der Vorbereitung unter dem neuen Trainer Pep Guardiola zumindest in einem Testspiel gegen Bayern München mitspielen, wurde aber dann an die Go Ahead Eagles in die Niederlande verliehen.

Viele Flüchtlingskinder kehren heim
APA19504244-2_23072014 - BUDAPEST - UNGARN: Sinan Bytyqi (3RD R) of Austria celebrates with teammates after he scored his side's first goal against Israel during their Group A second round match of soccer U19 European Championship in Szusza Ferenc Stadium in Budapest, Hungary, 22 July 2014. FOTO: APA/MIT/TIBOR ILLYES
Und jetzt geht Österreich ein Talent verloren, weil der Kosovo von FIFA und UEFA als neues Mitglied anerkannt wurde. Bei neu anerkannten Verbänden ist auch ein Wechsel von A-Teamspielern möglich. Daher verliert Norwegen eine Stammkraft: 20-mal hat Valon Berisha, Angreifer von Red Bull Salzburg, für das Land gespielt, in dem seine Familie sesshaft wurde und er aufgewachsen ist. Der 22-jährige Veton, ein Jahr jünger als Bruder Valon, spielt bei Greuther Fürth und weiter für Norwegen.

Geteilte Familien

Viele Flüchtlingskinder kehren heim
ABD0087_20160507 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Valon Berisha (FC Red Bull Salzburg) jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 am Samstag, 7. Mai 2016, während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen Red Bull Salzburg und Puntigamer Sturm Graz in Salzburg. - FOTO: APA/KRUGFOTO
Das erinnert an eine andere Fußball-Familie, die unter zwei Flaggen spielt. An Granit Xhaka, der für die Schweiz spielt. Und an Taulant, der für Albanien aufläuft. Beide hätten zum Kosovo wechseln können. Granit schreibt in einem offenen Brief auf Albanisch: "In einer offiziellen Mitteilung der FIFA heißt es, dass alle Spieler, die bei der EM gespielt haben, nicht mehr berechtigt sind, für den Kosovo zu spielen. Wir Spieler hatten diese Infos nicht." Er entschuldigt sich quasi, dass er nicht mehr für den Kosovo spielen kann. "Mein Wunsch war es, alles in die Wege zu leiten, um doch noch eine Möglichkeit zu haben, für den Kosovo aufzulaufen."

Die Federata e Futbollit e Kosovës (FFK) wurde am 3. Mai 2016 als 55. Mitglied in den Europa-Verband UEFA aufgenommen und am 13. Mai als 210. Mitglied in den Weltverband FIFA. Das erste offizielle Länderspiel als FIFA-Mitglied wurde am 3. Juni 2016 im Frankfurter Volksbank-Stadion im Rahmen eines Tests mit 2:0 gegen die Färöer gewonnen.

"Der Tag, an dem die Politik den Fußball besiegte." Das sagte Dejan Savicevic am 13. Mai. Am gleichzeitigen Beitritt des britischen Überseegebietes Gibraltar stößt sich nur Spanien. Anders hingegen der Kosovo: Nicht nur der ehemalige Weltklassekicker und heutige Präsident des montenegrinischen Fußballverbandes Savicevic befand, dass bei der Aufnahme Kosovos mit zweierlei Maß gemessen wurde: "Eine Voraussetzung für Montenegros UEFA-Beitritt damals war die Aufnahme des Landes in die UNO, für den Kosovo galt das nicht." 2008 hatte das 1,8-Millionen-Einwohner-Land seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt.

Das Land

Rund 1,8 Millionen Menschen (Österreich: 8,7 Millionen) leben auf 10.887 (Österreich: 83.879 ). Die Hauptstadt Prishtina hat etwas mehr als 200.000 Einwohner (etwa so viele wie Linz).

Die Bevölkerung

Schätzungen der Weltbank gehen von 88 % Albanern, 7 % Serben und 5 % der übrigen ethnischen Gruppen aus. Amtssprachen sind Albanisch und Serbisch.

Die Geschichte

Nach dem Ersten Balkankrieg wurde der heutige Kosovo 1912 größtenteils Serbien, die Gegend um Peć hingegen Montenegro zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Autonome Region "Kosovo und Metochien" Bestandteil der Sozialistischen Republik Serbien innerhalb der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien. Der Kosovo-Konflikt dauerte vom 28. Februar 1998, dem Angriff serbischer Kräfte, bis zum 10. Juni 1999.

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