Nibali schlüpft auf letztem Berg ins Rosa Trikot

Kletterer: Vincenzo Nibali
Der Italiener steht vor seinem zweiten Sieg bei der Italien-Rundfahrt.

Vincenzo Nibali hat am vorletzten Tag des 99. Giro d'Italia mit einer bravourösen Attacke das Rosa Trikot an sich gerissen und den zweiten Gesamtsieg nach 2013 nahezu perfekt gemacht. Der 31-jährige Italiener distanzierte auf der 20. und vorletzten Etappe den bisherigen Leader Esteban Chaves um mehr als eineinhalb Minuten und entriss dem Kolumbianer damit auch das Rosa Trikot.

Im Kampf um den Gesamtsieg attackierte Nibali am letzten wichtigen Anstieg über den Colle della Lombarda und fuhr Chaves sowie allen weiteren Rivalen im Gesamtklassement unter dem Jubel seiner Landsleute wie entfesselt davon. Zum achten Mal wechselte damit die Führung in der Giro-Gesamtwertung - das hatte es in den vergangenen 30 Jahren nicht geben.

Den Tagessieg holte sich nach drei Bergwertungen der ersten und einem Anstieg der dritten Kategorie der Este Rein Taaramäe mit einem Vorsprung von 52 Sekunden vor dem kolumbianischen Mitausreißer Darwin Atapuma. Für den 29-Jährigen vom russischen Team Katjuscha war es der erste Giro-Etappensieg, 2011 hatte er bei der Vuelta einen Teilabschnitt für sich entscheiden.

Für Nibali, der nun 52 Sekunden vor Chaves führt, dürfte es der vierte große Rundfahrtsieg werden. Dabei schien der Sizilianer nach einem verpatzten Bergzeitfahren am Sonntag und einer ebenfalls bescheidenen Leistung am Dienstag schon aussichtslos zurück zu liegen. Neben seinem Giro-Triumph 2013 hatte der Astana-Kapitän 2014 die Tour de France und 2010 die Vuelta gewonnen.

Hinter den beiden Führenden folgt der Spanier Alejandro Valverde mit einem Rückstand von 1:17 Minuten auf dem dritten Platz der Gesamtwertung. Der Niederländer Steven Kruijswijk, der am Vortag spektakulär gestürzt war, ist 1:50 Minuten zurück Vierter. Die flache Schlussetappe nach Turin am Sonntag, die traditionell eine Angelegenheit der Sprinter sein dürfte, wird im Klassement nicht mehr zu dramatischen Umstürzen führen.

"Ich habe lange Zeit mit dem Angriff gewartet. Ich habe mich gut gefühlt und wusste, dass ich es schaffen kann. Auf der vorletzten Etappe das Rosa Trikot zu holen, ist eine schöne Sache", sagte Nibali und ergänzte: "Das war ein anstrengender Giro für mich. Es lag viel Druck auf meinen Schultern. Zwischenzeitlich hatte ich schon gedacht, dass alles vorbei ist."

Als bester Österreicher belegte Riccardo Zoidl am Samstag Rang 22. Der Oberösterreicher fuhr einige Zeit mit der Verfolgergruppe, in der auch Nibali und Chaves lange unterwegs waren, konnte das Tempo am Ende aber nicht mitgehen. Stefan Denifl wurde 32., Georg Preidler kam auf Platz 45. In der Gesamtwertung ist Preidler als 26. bester ÖRV-Athlet, sein Rückstand beträgt 1:08:05 Stunden.

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