"Zum Glück musste ich nie kicken"

"Zum Glück musste ich nie kicken"
Heute besucht sie Opas Grab und denkt an ein Museum über den genialen Grantler

Vor 20 Jahren, am 14. November 1992, starb Ernst Happel (mit 67) in der Innsbrucker Uni-Klinik an Krebs. An seinem Grab (Feld 1, Nr. 238) am Hernalser Friedhof wird eine attraktive, junge Frau eine Kerze anzünden und sich mit glänzenden Augen bei ihm bedanken.

Bei ihrem Großvater, den die (Fußball-)Welt als grantig und griesgrämig fürchtete, den sie freilich nur als gutmütig und großzügig in Erinnerung hat. Gerade jetzt, vor Weihnachten: „Da hat er uns zum Christkindlmarkt geführt.“ Dort gab’s heiße Schokolade und dann, bei der Bescherung, große Geschenke ("das Schönste war einmal eine riesige Stoffente, weiß ich noch ganz genau").

Christina Happel (29) ist die Enkelin des erfolgreichsten Trainers, Gurus und Fußball-"Gottes" .

Während ihr Bruder Philipp (30) als AUA-Manager in Bukarest lebt, hält Christina, die Opas Pausbäckigkeit und Großäugigkeit seiner jungen Jahre im Antlitz trägt, das Erbe auch beruflich hoch: Als Sportreporterin bei Sky.

KURIER: Haben Sie den Fußball-Sachverstand vom Großvater?
Christina Happel: Da war ich doch noch viel zu klein. Und zum Glück war ich ein Mädchen. Ich musste nie kicken. Meinen Bruder hat der Opa aber schon ordentlich hergenommen – Schusstechnik im Garten und so ... Philipp hat nach Opas Tod mit dem Fußball aufgehört. Er hat’s ja nur ihm zuliebe getan, glaub ich.

Der Name hat Ihnen im Fernsehjob aber nicht geschadet?
Klar hat das geholfen am Anfang. Aber dann musst du dich selbst behaupten. Das Lustigste ist, dass ich jetzt in dem Job bin, den mein Opa am meisten gehasst hat. Aber im Gegensatz zu ihm rede ich halt ganz gern ...

War er denn privat auch so einsilbig und übel gelaunt?
Oh, nein! Genau das Gegenteil davon: Er hat sich bei den seltenen Anlässen, zu denen er uns aus dem Ausland besuchte, stets als extrem liebevoll, großzügig und geduldig erwiesen. In der Schule war ich seinetwegen ein kleiner Star. Alle wollten was wissen über ihn.

Das schönste Erlebnis mit ihm?
Da gibt’s einige. Bei einem Zoobesuch in Hamburg hat er einmal einer ganzen Schulklasse Autogramme gegeben, bis der Lehrer gesagt hat: So, Kinder, jetzt geht’s aber weg! Da hat er dem Lehrer gesagt: Nein, die Kinder bleiben, SIE gehen weg! – Ja, so war er.

In Hamburg wurde er geradezu vergöttert. Die HSV-Fans beten heute noch gern das "Happel Unser". War Ihnen damals schon bewusst, wie groß Ihr Opa war?
Eigentlich erst beim Begräbnis. Das wurde ja live im ORF übertragen und da sind plötzlich all die Fußballstars zu mir hergekommen und haben mir die Hand gedrückt. Da hab ich mir mit meinen neun Jahren schon gedacht: Hallo? Was ist da los? Das ist doch mein Opa! Der, der mir einmal eine riesige Stoffente geschenkt hat. Ich erinnere mich so genau daran, als wäre es erst gestern gewesen.

Haben Sie sein Sterben geahnt? Er wurde ja immer "weniger".
Das ging mir nahe. Aber es war kaum Zeit, sich still damit auseinander zu setzen. Opa starb am späten Nachmittag – und am Abend liefen schon die Nachrufe auf allen Sendern. Diese totale Öffentlichkeit hat uns abgelenkt.

Sie haben nach dem Tod Ihrer Oma all die Souvenirs geerbt. Ist ein Happel-Museum in Planung?
Das könnte ich locker mit Trikots, Pokalen, Fotos, Fanbriefen und Wimpeln füllen. Vielleicht mach ich das noch einmal ... Einen wie den Opa wird man eh nie vergessen.

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