"Wir spüren jeden Tag den Respekt"

Robert Beric und Florian Kainz beim Interviewtermin mit dem KURIER.
Die Rapid-Stützen Robert Beric und Florian Kainz kehrten am Sonntag nach Graz zurück.

Vor dem Termin zum Doppelinterview ist Robert Beric sauer. Während Florian Kainz nach dem Trainingsende mit Co-Trainer Carsten Jancker noch am Torabschluss feilt, muss der Rapid-Goalgetter zusehen. "Nein, Robert! Heute nicht, wir machen morgen wieder etwas extra. Lass’ dich massieren", schreit Jancker dem Slowenen zu. "Unglaublich", murmelt Beric und schaut drein, als hätte man ihm gerade mitgeteilt, dass er beim großen Schlager gegen Sturm nur auf der Bank sitzen würde.

KURIER: Können Sie es verstehen, wenn es so wie eben kein Extratraining mit Jancker gibt?

Robert Beric: Wenn’s Carsten sagt, ist es zu akzeptieren.

Florian Kainz: Die Trainer bremsen uns manchmal, weil sie auch darauf achten müssen, dass wir bei den Spielen frisch sind.

Sportdirektor Müller meint, Sie beide wären mittlerweile "andere Spieler" als beim Transfer zu Saisonbeginn und würden viel mehr laufen. Liegt das an Ihrem großen Ehrgeiz?
Beric:
Wir laufen mehr, weil wir öfter den Ball haben als früher bei Sturm und fürs Pressing mehr Meter machen müssen.

Kainz: Wir haben hier einen neuen Spielstil kennengelernt und uns angepasst. Dass wir so ehrgeizig sind, ist eine positive Eigenschaft!

Ist dieser Ehrgeiz auch ein Grund dafür, dass Sie fast nie verletzt ausfallen?

Kainz: Dass wir beide kaum Muskelprobleme haben, liegt auch an uns. Wenn man alles für den Körper tut und sportlich lebt, ist das die Folge.

Laut Coach Barisic gehören Sie zu den Ersten, die in der Früh erscheinen. Was treibt Sie an?

Kainz: Ich gehe oft schon vor dem Training in die Kraftkammer, um Stabilisationsübungen zu machen.

Beric: Es gibt eine Deadline, wann alle da sein müssen. Wir kommen halt gerne früher ...

Kainz: ... weil es auch Spaß macht. Steffen Hofmann hat gesagt, er freut sich jeden Tag auf uns. Der Steff kommt täglich als Erster und geht als Letzter. Es ist eine angenehme Stimmung in der Kabine.

Entstehen da Freundschaften?
Kainz:
Wir haben mittlerweile viele Freunde in der Mannschaft. Wir spüren jeden Tag den Respekt. Es gibt im Kader niemanden, der mit einem Mitspieler nicht kann.

Beric: Das ist ganz wichtig. So wie es in der Kabine läuft, so ist es auf dem Feld. Wir sind wirklich kompakt – als Team und auf dem Rasen.

Wollen Sie mit Ihrem Verhalten ein Vorbild für andere sein?
Kainz:
Jeder muss wissen, was er will und braucht. Ich fühle mich einfach vor den Spielen besser, wenn ich unter der Woche sehr viel extra gemacht habe.

Zur Abwechslung könnten Sie auch einmal etwas sagen, was Ihnen bei Rapid nicht passt.
Beric:
Wir haben zwei, drei Spiele durch eigene Fehler nicht gewonnen, obwohl wir hätten siegen müssen. Und: es fehlt noch der Derbysieg.

Kainz: Mich schmerzt immer noch das Europacup-Aus, der fehlende Derbysieg und der zu kleine Polster auf unsere Verfolger. Da wäre mehr möglich gewesen.

Florian, Sie wurden unter Trainer Franco Foda Meister mit Sturm. Was war das Wichtigste, das er Sie gelehrt hat?
Kainz:
Dass ich immer diszipliniert sein muss. Dass ich offensiv meine Freiheiten habe, aber defensiv immer mithelfen muss. Am Anfang konnte ich unter Foda befreit aufspielen. Dann bin ich mit den vielen Trainerwechseln immer mehr in die Verantwortung gekommen. Mit diesem Druck konnte ich damals nicht so gut umgehen.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Kainz:
Unter Trainer Milanic habe ich vor eineinhalb Jahren ein Vertragsangebot nicht gleich angenommen. Plötzlich bin ich zwei Spiele lang nicht im Kader gestanden.

(Beric lacht)

Kainz: Da habe ich mir gesagt: ‚Okay, jetzt mach’ ich noch mehr extra. Ich geh’ noch mehr in die Kraftkammer.‘ Seither läuft es.

Welche Bedeutung hat für einen Kicker ein volles, lautes Stadion wie am Sonntag in Graz?
Beric:
Die Atmosphäre hilft schon. Die Vorfreude ist noch größer als sonst.

Und der Druck auch?
Kainz:
Für uns nicht. Wir sind vor Sturm und deswegen in der besseren Situation. Aber Druck gibt es eh immer.

Beric: Druck hast du bei Rapid jeden Tag.

Kainz: Aber wir können schon damit umgehen.

Steffen Hofmann meint, Rapid und Sturm wären "die letzten zwei Vereine der Liga mit einer lebendigen Fanszene". Was ist der Unterschied zwischen Grün-Weiß und Schwarz-Weiß?
Kainz:
Dass Rapid noch mehr Fans hat. Das liegt aber auch daran, dass Wien größer ist.

Beric: Und daran, dass Rapid mehr Tradition hat.

Kainz: Nehmen wir das 3:3 gegen Salzburg als Beispiel: Für mich war wirklich überragend, wie die Fans hinter uns gestanden sind. In einem anderen Stadion hätte es bei 0:3 zur Pause ein Pfeifkonzert gegeben.

Beric: Oder das halbe Publikum wäre gegangen (lacht).

Florian, warum war der Schweinskopf in Graz mit Ihrem Dress für Ihre Familie ein größeres Problem als für Sie?
Kainz:
Weil es für meine Mutter damals ganz schlimm war. Natürlich sind manche Sturm-Fans haaß, weil ich weg bin. Aber meine Familie steht hinter mir, ich kann den Verwandten nur sagen, dass es immer wieder solche Leut’ geben wird, weil sie provozieren wollen.

Beric: Der Schweinskopf war wirklich respektlos. Es ist okay, böse zu sein. Aber das war zu viel.

Ex-Rapidler wie Marcel Sabitzer mussten sich ja auch schon Schlimmes anhören. Treten Sie dafür ein, dass sich die Fangruppen stärker auf Positives als auf Negatives fokussieren?
Kainz:
Positiv ist immer besser als negativ!

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