"Wir haben noch viel zu tun"

Austria-Trainer Thorsten Fink steigt auf die Euphorie-Bremse
Austria-Trainer Thorsten Fink warnt nach dem zweiten Sieg vor verfrühter Euphorie.

Ein 2:0 beim WAC, ein 3:1 gegen Altach - die Wiener Austria steht unter Neo-Trainer Thorsten Fink nach zwei Spieltagen und zwei Siegen ex aequo mit Stadtrivale Rapid auf Platz eins. Für die in der vergangenen Saison krisengebeutelten Violetten ist der Start eine wohltuende Momentaufnahme. Mehr aber nicht, da waren sich am Sonntagabend alle Akteure einig.

„Wir haben gewonnen, ich bin zufrieden, aber wir haben noch viel zu tun“, meinte Fink nachdem ihm sein Team einen erfolgreichen Heim-Einstand beschert hatte. „Die Mannschaft hat Ruhe bewahrt, hat in der zweiten Halbzeit noch einmal eine Schippe draufgelegt und wollte diesen Sieg unbedingt.“

Von bereits aufkeimender Euphorie wollte der 47-Jährige aber nicht allzu viel wissen: „Diese Stimmung nehmen wir natürlich gerne mit. Es ist schön, wenn die Leute sehr, sehr positiv sind. Aber schauen wir mal, wenn wir ein Spiel verloren haben und wenn es einmal schlechter läuft, wie die Aufbruchsstimmung dann noch ist.“

67 Prozent Ballbesitz

Die von Trainer Damir Canadi gut eingestellten Altacher machten es der Austria vor allem in der ersten Hälfte schwer. Doch Finks Credo eines geduldigen und geordneten Spielaufbaus - am Ende standen 67 Prozent Ballbesitz zu Buche - scheint sich bezahlt zu machen. Das 1:0 durch den aufgerückten Innenverteidiger Vance Sikov war dabei nur das Ergebnis einer ersten viertelstündigen Druckphase. „Wir wissen, dass wir Geduld haben müssen. Wir haben Geduld gehabt“, meinte Mittelfeld-Mann Raphael Holzhauser, der den ersten Treffer mit einer Flanke eingeleitet hatte.

Doch die Freude der Austria-Anhänger währte nur vier Minuten, dann hatten die Gäste in Form eines Kopfballtreffers von Cesar Ortiz nach einer Standardsituation die passende Antwort parat. „Wir waren gerade in dieser Phase sehr präsent und haben uns sehr gute Möglichkeiten herausgearbeitet“, meinte ein angesichts des Ergebnisses „natürlich nicht“ zufriedener Altach-Trainer Canadi, der aber eine „sehr gute Leistung“ seiner Mannschaft sah.

„Es ist wichtig, gegen eine Mannschaft wie die Austria dann auch einmal in Führung zu gehen“, sagte Canadi, der am Ende beim Gastspiel in seiner Heimatstadt aber zu viele individuelle Fehler seiner Mannschaft bemängeln musste. So erzielte Austria-Neuerwerbung Lary Kayode etwa nach Stellungsfehler von Jan Zwischenbrugger seinen Premierentreffer.

Ruhig weitermachen

Der pfeilschnelle 22-jährige Nigerianer scheiterte in Hälfte eins noch an der Latte und bedankte sich nach seinem Tor beim Trainer mit einer Umarmung: „In der Kabine meinte der Trainer nach meinem Lattentreffer, ich solle einfach ganz ruhig weitermachen. Das hat super geklappt“, freute sich Kayode, der aber sogleich Konzentration einforderte: „Wir stehen jetzt auf Platz eins. Das heißt, wir müssen noch härter an uns arbeiten, um auch dort zu bleiben.“

Ähnlich sah das auch Torhüter Robert Almer: „Es ist natürlich besser, so zu starten, als mit zwei Niederlagen, aber wir müssen trotzdem weiter Gas geben“, sagte Almer, der nach vier Jahren eine erfolgreiche Rückkehr in die Generali-Arena feierte. „Die Fans würden am liebsten natürlich jedes Spiel mit 5:0, 6:0 gewinnen, aber das geht speziell gegen Mannschaften, die sehr wenig fürs eigene Spiel machen, einfach nicht“, meinte Almer. „Ich glaube aber dennoch, dass es bereits ganz ansehnlich war.“

Speziell die Minuten nach dem 3:1 und der vermeintlichen Entscheidung stießen dem 31 -jährigen Kapitän aber sauer auf: „Da sind wir ein bisschen nachlässig geworden, haben versucht zu zaubern, und dann kann der Schuss schnell nach hinten los gehen. Wir müssen das noch souveräner zu Ende spielen.“

Elfmeterpfiff

Während Canadi auch mit dem „sehr, sehr fragwürdigen“ Elfmeterpfiff vor dem 3:1 haderte, machte Altach-Kapitän Hannes Aigner vor allem das Gegentor zum 1:2 als Knackpunkt der Partie aus. „Das zweite Tor tut schon weh“, gestand Aigner. Denn bis zu diesem Zeitpunkt wäre die Austria, so Aigner, nur schwer mit der Spielweise seiner Mannschaft zurechtgekommen. „Das hat man auch im Stadion gemerkt. Wenn bei der Austria die Pfiffe (der Zuschauer, Anm.) kommen, dann weiß man, dass sie Probleme haben im Spielaufbau und nicht nach vorne kommen“, sagte der frühere Austria-Stürmer.

Bereits am Donnerstag sind die Vorarlberger wieder im internationalen Geschäft gefordert. Bei Vitoria Guimaraes gilt es in der Europa-League-Qualifikation einen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel über die Runden zu bringen. Neue Erkenntnisse für das Portugal-Gastspiel hätte die Niederlage gegen die Austria nicht gebracht. „Das kann man nicht vergleichen, dort sind wir bereits vor dem Spiel 2:1 in Führung - das ist sicher gut für uns“, sagte Aigner. „Wir sind vollkommen überzeugt von uns, dass wir den Aufstieg schaffen können.“

Kommentare