Wiener Derby im Abseits

Wiener Derby im Abseits
Peter Pacult und Georg Zellhofer – zwei Ex-Trainer erinnern sich an schlechte alte Zeiten.

Es ist ein Déjà-vu. Eine Situation wie diese vor dem heutigen 310. Wiener Derby (16.30 Uhr/live ORFeins, Sky Austria) haben Austria und Rapid schon einmal gesehen. Erinnerungen werden wach. Sowohl bei Violett als auch bei Grün-Weiß.

Erinnerungen an den 4. März 2007, als die beiden Erzrivalen ebenfalls in der unteren Tabellenregion zu finden waren. Damals war die Austria Letzter, Rapid Siebenter. Heute liegen die Veilchen auf Platz neun, Rapid ist und bleibt Siebenter. Die Austria gewann damals 2:1, erreichte Platz sechs und wurde Cupsieger. "Wenn das Resultat ein gutes Omen ist, dann nehmen wir es gerne an", so der aktuelle Austria-Trainer Gerald Baumgartner schmunzelnd.

Die damaligen Verantwortlichen haben eine lebhafte Erinnerung an das Frühjahr 2007. Georg Zellhofer stand als Austria-Coach unter Druck, immerhin hatte sein Verein als Tabellenletzter überwintert. "Von der Wichtigkeit war es eines der interessantesten Spiele für mich überhaupt. Die Situation war aufgrund der Konstellation brenzlig."

Besuch von den Fans

In der Woche vor dem Spiel besuchten Hunderte Fans jedes Training der Mannschaft, machte den Spielern klar, was auf dem Spiel stand. "Es gab Plakate. Auf dem Weg von der Kabine zum Auto wurde man von den Fans angesprochen. Da weißt du dann schon, worum es geht. Die Hälfte der Motivationsarbeit haben die Fans gemacht", so Zellhofer.

Die Austria gewann 2:1, das Derby endete unrühmlich, weil die Polizei einschreiten musste, als Rapid-Fans die damalige Osttribüne zerlegten. "Die Szenen waren Anschauungsunterricht für jedes Polizei-Video", erinnert sich Zellhofer, der sich zur aktuellen Situation bei der Austria nicht äußern möchte. "Weil es mir nicht zusteht und weil ich bei Altach ohnehin andere Dinge zu erledigten habe. Baumgartner wird schon seinen Mann stehen, er ist wie Barisic unter Druck. Ich habe diese Situation damals auch erlebt. Es war ein unglaubliches Derby, mit dem Sieg sind bei uns viele Kräfte frei geworden."

Der damalige Rapid-Trainer Peter Pacult hat das Derby nicht in sonderlich guter Erinnerung, zumal es "meine einzige Derby-Niederlage im Austria-Stadion war." Zudem war Tormann Helge Payer von einer Leuchtrakete am Bein getroffen worden.

Unabhängig vom violetten Böllerwurf war die Lage innerhalb der Rapid-Mannschaft immer wieder explosiv gewesen. Und Pacult kann sich bis heute nicht erklären, "warum der Herr Manager Kuhn im Jahr 2006 stolz erklärt hat, dass Rapid schuldenfrei ist. Und wir nach dem Verkauf etlicher Spieler plötzlich dann doch wieder Schulden g’habt haben."

Kein TV-Auftritt

Pacult will aber nicht mehr Öl ins Feuer gießen und hat deshalb eine Einladung ins Wiener Sky-Studio, in dem er zum aktuellen Derby Stellung nehmen sollte, für Sonntagabend abgesagt.

Pacult lebt zurzeit mehrheitlich in Deutschland. Dort sieht er auch seine Trainerzukunft, während er in Österreich kaum noch an Möglichkeiten glaubt. Obwohl Pacult nur 14 Monate nach dem von seiner Legionrärstruppe verkorksten Derby mit einer verjüngten Rapid-Mannschaft Meister wurde und der Unbequeme auch hierzulande immer noch ein paar Freunde hat. Woran bei der U-Bahn-Station Hütteldorf neun, an eine graue Wand gemalte Großbuchstaben PRO PACULT erinnern.

4. März, 2007:
AUSTRIA – RAPID 2:1

Austria: Safar; Ertl, Tokic, Schiemer, Gercaliu; Mair, Blanchard, Kiesenebner (80. Metz), Lasnik; Lafata (89. Acimovic), Sverkos (77. Aigner)

Rapid: Payer; Vorisek, Valachovic, Hiden, Katzer; Hofmann, Kavlak (86. T. Burgstaller), Bejbl, Boskovic (46. Korkmaz); Kincl, Bazina (64. Bilic)

Tore: Kiesenebner (6.), Lafata (14.); Valachovic (82.)

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