Tag 9 bei Prozess: Taboga-Video mit Geständnis

Dominique Taboga bei der Verhandlung in Graz.
Tschetschene drohte Taboga: "Wenn du mich morgen verarscht, wird es dir alles kosten, was du liebst."

Am neunten Tag beim Prozess rund um den Fußball-Wettskandal wurde in Graz ein 33-jähriger Tschetschene befragt, der als Geldeintreiber der Wettmafia den geständigen Dominique Taboga bedroht haben soll. Die Richterin las ein SMS vor, das der Tschetschene Taboga geschickt hatte: „Wenn du mich morgen verarscht, wird es dich alles kosten, was du liebst.“ Oder auch: „Das wird das Ende für dich und deine scheiß Karriere.“ Gezeigt wurde auch ein Video, das Taboga damals aufnehmen musste, um eine Schuld von 50.500 Euro zu bestätigen. „Weil ich kein Elfmeter-Foul verursacht habe.“ Der Tschetschene ist nicht geständig und beteuert: „Ich stand selbst massiv unter Druck und wollte nur, dass er zahlt. Er tat mir leid.“

Manipulierte Spiele

Als Zeuge wurde ein Mitarbeiter eines englischen Unternehmens für Sportwetten-Beobachtung befragt. Der Experte meint, dass der Kapfenberger SV und Grödig (Tabogas Ex-Klubs) auffällig spielten: „Bestimmte Personen wussten offenbar, wie das Spiel ausgehen wird. Alle Analysen deuteten darauf hin, dass jemand Vorwissen hatte.“ Zu Spielen von Kapfenberg im Frühjahr 2012, die auch dem Mitangeklagten Sanel Kuljic vorgeworfen werden, wurde festgestellt: „Wir kamen zu dem Schluss, dass einige Spieler von Kapfenberg wohl den Abstieg schon hingenommen hatten und aus Niederlagen noch einen Gewinn ziehen wollten.“
Am Dienstag sind rund 30 – zum Teil ehemalige – Spieler von Mattersburg geladen.

Albanischer Geldgeber sagte aus

Die Richterin befragte auch erstmals den 51-jährigen Albaner ausführlich, der von den anderen Beschuldigten - vor allem dem ehemaligen Spieler L. - belastet wird. Er bekannte sich teilweise schuldig und gestand die Beteiligung an manchen, aber nicht allen angeklagten Spiel-Manipulationen. Mit Nötigung oder Erpressung habe er nichts zu tun.

Der Beschuldigte bestritt die Beteiligung an den Manipulationen von drei Spielen in den Jahren 2004 und 2005. Damals will er die anderen Angeklagten noch gar nicht gekannt haben. Sanel Kuljic habe er 2008 kennengelernt, über ihn dann den 32-jährigen L. im Jahr 2009. Mit ihm habe er sich dann öfter getroffen, um ein Geschäft zu vereinbaren. Er habe drei Reisebusse und Spielautomaten in Österreich kaufen wollen, 180.000 Euro hatte er zur Verfügung. Diese will er mit seinen Unternehmungen in Albanien erwirtschaftet haben.

Aus dem Geschäft sei aber nichts geworden, dafür soll ihm L. Spielmanipulationen vorgeschlagen haben. "Er kam dann öfter zu mir nach Tirana und wollte mein Vertrauen gewinnen", sagte der 51-Jährige. Einmal habe der 32-Jährige auch eine Liste mit Spielen mitgebracht, die manipuliert werden könnten. Davor sei er "ganz normal an Fußball interessiert" gewesen - "wie jeder Mann". Mittlerweile könne er aber keine Minute mehr sehen und habe eine regelrechte "Allergie".

Die Idee von L. sei gewesen, dass insgesamt 300.000 Euro nötig wären: Etwa die Hälfte sollte bei einem Wettanbieter auf einem Account angelegt werden, der Rest sollte für die Bestechung von Spielern verwendet werden. Der Albaner gestand, dass er sich bemühte, neben seinen 180.000 Euro noch weitere 120.000 Euro aufzutreiben. L. habe ihn dann auch empfohlen nach Klagenfurt zu ziehen, da er dort alle Kontakte habe. Das erste Spiel, bei dem er an einer Manipulation beteiligt war, sei die Partie Salzburg gegen Kapfenberg am 16. Oktober 2010 gewesen.

L. dagegen belastete den Albaner, bereits beim Spiel zwischen Kapfenberg und Rapid am 31. Oktober 2008 seine Finger im Spiel gehabt zu haben. "Das stimmt nicht", beteuerte der 51-Jährige. L. blieb aber bei seiner Aussage. Der Albaner mutmaßte im Zusammenhang mit anderen Spielen, dass die Fußballer einfach nur das Geld kassierten, ohne dass manipuliert wurde. Er wisse nicht, ob Taboga oder L. dafür verantwortlich sei. Sie hätten sich offenbar einfach darauf verlassen, dass das vereinbarte Ergebnis von selbst eintreffe.

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