Wattener Lust, Innsbrucker Frust

Dicke Luft: In Innsbruck ist nach drei Runden schon Feuer am Dach.
Der Aufsteiger gewann das Derby. Bei Innsbruck sorgt Neo-Coach Jacobacci für Missverständnisse.

Spätestens als nach Schlusspfiff im Gästesektor des Tivolistadions "die Nummer eins im Land sind wir", angestimmt wurde, dürfte auch dem letzten Spieler von Wacker Innsbruck klar geworden sein, dass dieses 1:2 am Freitagabend gegen Wattens keine gewöhnliche Niederlage gewesen ist. Sondern vielmehr eine sportliche Demütigung, die noch jede Menge Schadenfreude, Spott aber auch Ärger nach sich ziehen wird. Einen ersten Vorgeschmack bekamen die Wacker-Kicker bereits nach dem Schlusspfiff zu spüren, als sie beim obligaten Abklatschen von den eigenen Fans mit Buhrufen und Pfiffen weggeschickt wurden. "Das war von uns auch eine indiskutable Leistung", gestand Sebastian Siller in den Katakomben und Wackers Verteidiger war im ekstatischen Jubel, der aus der Wattener Kabine kam, fast nicht zu hören.

Es war wohl auch diese Aussicht auf eine Fußball-Sensation, die an einem bitterkalten, verregneten Abend mehr als 9000 Fans ins Tivolistadion gelockt hatte. Auf der einen Seite der Krösus aus Innsbruck, der kraft seiner Tradition und seiner Erfolge – die vorrangig durch die Millionen von Mäzen Gernot Langes-Swarovski errungen wurden – den Nummer eins-Status für sich beansprucht und den Titel als Saisonziel ausgegeben hat; auf der anderen Seite der Aufsteiger aus der 8000-Einwohnergemeinde, dessen Präsidentin Diana Langes-Swarovski in Innsbruck belächelt wurde, als sie angekündigt hatte, im Tiroler Fußball die Vormachtstellung übernehmen zu wollen.

Verdienter Sieg

In der Tabelle hat der Liga-Neuling aus Wattens dem großen Bruder aktuell schon einmal den Rang abgelaufen. "Wir bleiben aber trotzdem auf dem Boden", versichert Erfolgscoach Thomas Silberberger, dessen Team im Kalenderjahr 2016 noch ungeschlagen ist und mit einem frechen, flexiblen Fußball zu überzeugen weiß. Auch wenn sich der FC Wacker bei den Gegentoren tollpatschig anstellte, der Wattener Derbysieg war weder ein Zufallsprodukt noch war er unverdient. "Unser Matchplan ist voll aufgegangen", weiß Silberberger. "Wir haben genau gewusst,wie wir Wacker Probleme bereiten können."

Das war auch der eklatante Unterschied zwischen dem Aufsteiger und dem selbst ernannten Titelfavoriten, der den Beweis freilich noch antreten muss, dass er tatsächlich das Potenzial zum Aufstieg besitzt. Die Innsbrucker wirken in dieser Saison bislang harm- und ratlos. Das intensive Training von Neo-Betreuer Maurizio Jacobacci scheint dem Team nicht wirklich zu behagen, wie auch die zahlreichen muskulären Verletzungen beweisen. Dazu können die Spieler offenbar mit der Spiel-Idee des Italieners noch nichts anfangen. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen und was er von uns eigentlich will", erklärte ein Innsbrucker Spieler nach der Derby-Niederlage.

Maurizio Jacobacci sieht sich offenbar auf dem richtigen Weg. Das blamable 1:2 sei das beste Spiel seiner Ära gewesen, meinte der Coach zum Erstaunen seiner Kicker.

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